CHECK Berlin/Brandenburg #7
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Gesundheit<br />
auch, dass es einiges an Mut erfordert und<br />
möchte andere Männer darin bestärken, offen<br />
mit ihrer Migräne umzugehen.<br />
NEUE THERAPIE BRACHTE<br />
ERLEICHTERUNG<br />
Im Sommer 2019 startete seine Neurologin bei<br />
ihm eine neue Behandlung mit der sogenannten<br />
Migränespritze, eine Antikörper-Therapie.<br />
Ein echter Life-Changer! „Die Veränderung war<br />
wirklich phänomenal und damit übertreibe<br />
ich nicht. Schon nach den ersten Spritzen<br />
stellte sich bei mir eine Besserung ein“,<br />
erzählt Mehmet. Die ersten fünf Spritzen der<br />
Antikörpertherapie wurden ihm in der neurologischen<br />
Praxis verabreicht, danach konnte<br />
er sich das Mittel selbst spritzen - ähnlich wie<br />
bei Diabetes.<br />
Unter dieser Therapie haben seine Schmerzen<br />
stark abgenommen. Der Druck und das<br />
Stechen im Nacken sowie die Sprachstörungen<br />
sind zwar noch da, aber die unerträglichen<br />
Schmerzen werden eingedämmt. Auch die<br />
Zahl der Tage, an denen er Attacken hat, ist<br />
deutlich zurückgegangen. Nun bekommt er<br />
nur noch circa sechs bis acht Attacken im<br />
Monat. „Das ist für mich eine deutliche Erleichterung“,<br />
berichtet Mehmet.<br />
MÄNNER LEIDEN NICHT?<br />
Von wegen Weichei – um diese extremen<br />
Schmerzen durchzustehen, muss man schon<br />
„ein ganzer Kerl“ sein, egal welchen Geschlechts.<br />
„Ich bin generell ein sehr offener<br />
Mensch und habe persönlich keine Probleme,<br />
darüber zu reden. Ich stehe zu der Migräne“,<br />
sagt Mehmet. „Auch anderen Betroffenen<br />
rate ich dazu, offen mit der Erkrankung umzugehen.<br />
Migräne ist nämlich eine ernstzunehmende<br />
Erkrankung, die man anerkennen<br />
sollte. Auch Männer dürfen Hilfe annehmen<br />
und offensiv nach Unterstützung fragen. Jeder<br />
Schritt, den man nach vorne geht, kann der<br />
richtige sein.“ (red)<br />
* https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/JoHM_S6_2020_Migraene_Spannungskopfschmerz.pdf?__blob=publicationFile<br />
Was sagt die Neurologin?<br />
Dr. med. Astrid Gendolla,<br />
Fachärztin für Neurologie,<br />
Spezielle Schmerztherapie<br />
und Psychotherapie,<br />
mit eigener Praxis in<br />
Essen.<br />
www.praxis-gendolla.de<br />
Zeigt sich Migräne bei Männern anders als<br />
bei Frauen?<br />
„Nein. Generell sind die Symptome (wie<br />
sich bewegungsabhängig verschlechternder<br />
Kopfschmerz) und fakultativ die<br />
Begleitsymptome bei Männern und Frauen<br />
gleich.“<br />
Scheuen sich Männer eher davor, wegen<br />
Migräne ärztliche Hilfe zu suchen?<br />
„Es gibt genderspezifische Unterschiede,<br />
inwieweit Ärzte konsultiert werden.<br />
Generell wird Migräne immer noch als<br />
„Frauen“-Krankheit wahrgenommen - das<br />
Geschlechterverhältnis ist hier 1:3, so dass<br />
auch epidemiologische Daten diese These<br />
stützen. In Familien haben ja auch häufiger<br />
Mütter Migräne, so dass die familiäre Zuschreibung<br />
eher auf Frauen gemünzt ist …<br />
Wenn Männer samstags mit Kopfschmerzen<br />
aufwachen, denken sie erst mal an<br />
den vergangenen Abend als Ursache und<br />
weniger an eine „echte“ Migräne. Aber -<br />
auch umgekehrt denken sicher manche<br />
Ärzte nicht an die Diagnose „Migräne“,<br />
wenn ein Mann sich bei ihnen als Patient<br />
mit Kopfschmerzen vorstellt.“<br />
<strong>CHECK</strong> BERLIN/BRANDENBURG <strong>#7</strong><br />
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