pfalz-magazin Feb-März 2022 Frühjahr
Themen rund um die Pfalz, Frühjahr 2022, Zeitfenster Februar-März
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So kann ich da die Fantasie und die Realität miteinander verbinden!<br />
TS: In deiner Malerei sieht man ja auch oft diese „Verwischungen“,<br />
wo der Betrachter eine Bewegung wahrnimmt...<br />
HB: Ja, genau. Da kommt bei mir dann auch der Zeitfaktor hinein.<br />
Da kommt ein Gegensatz zustande, das Statische und die Zeit.<br />
TS: Die Herangehensweise des Betrachters zu deinen Bildern ist<br />
ja oft eine andere, als deine Intention. Möchtest du bestimmte<br />
gesellschaftskritische bzw. politisch kritische Aussagen sofort<br />
beim Betrachter auslösen, oder soll der Betrachter selbst die Aussagen<br />
erkennen?<br />
HB: Ich beschäftige mich zuerst mit dem Thema, als Beispiel ein<br />
Mutter-Sohn-Verhältnis, und versuche herauszubekommen, was<br />
funktioniert da und was nicht. Was ist z.B. die Grundhaltung der<br />
Mutter zum Kind, welches ja noch nicht beeinflusst ist. Was passiert<br />
da durch die Konditionierung. Ganz wichtig dabei ist, dass das<br />
gefühlsmäßig rüberkommt. Jeder Betrachter sieht das ja anders,<br />
jeder hat da seine eigene Realität. (Siehe hierzu das Bild „Angst vor<br />
der trockenen Brust“ auf Seite 78, Anm.)<br />
TS: Das mit der kommunikativen Ebene in der Malerei ist oft ein<br />
Phänomen. Picasso sagte ja mal: „Ich sage nicht alles, aber ich<br />
male alles!“<br />
HB: Ich sehe darin aber nicht ein wirkliches Problem. Ich male ja ein<br />
Bild, nicht um es verkaufen zu wollen... Sonst müsste ich ja erstmal<br />
nachdenken, wo ist denn meine Zielgruppe?<br />
(beide lachen)<br />
...und wenn ich dann meine Zielgruppe definiere, dann muss ich ja<br />
so malen, damit meine Zielgruppe angesprochen wird. Fürchterlich.<br />
Ich male das, was mir auf dem Herzen liegt und dann ist es<br />
genau für die, die es abholt; damit hat sich der Fall. Natürlich wird es<br />
nicht alle ansprechen, ganz klar. (lacht)<br />
TS: Um schon wieder Picasso zu zitieren: „Ein Maler ist jemand,<br />
der malt, was er verkauft. Ein Künstler ist jemand, der das verkauft,<br />
was er malt!“<br />
HB: Richtig. Das ist klar, aus dem Grund habe ich mich da auch<br />
niemals vom Geld abhängig gemacht. Ich habe das gemalt, was ich<br />
wollte. Ich bin damals ja aus der Werbung raus, weil ich da ja die<br />
Zielgruppe bedienen musste. Deswegen mache ich das, was mich<br />
gerade bewegt, was mich beschäftigt.<br />
TS: Hast du denn irgendwie ein Ziel in der Malerei, wo du noch<br />
hinwillst? Hast du noch ein Ideal? Und was hat der Quantismus<br />
damit zu tun?<br />
HB: Ich sag mal so. In der Quantenphysik kannst du nicht stehenbleiben.<br />
Man kann nur weitergehen. Da gibt es noch soviele Dinge,<br />
die zu begreifen sind.<br />
TS: Befindest du dich da in einer Art Weltraum, wo du dich<br />
bewegst?<br />
HB: Ja, es ist ein Kosmos der kleinsten Teile. Das Geistige im Gegensatz<br />
zur „alten“ Physik. Man hat sich das so vorgestellt, bevor man<br />
die kleinsten Teile entdeckt hat, alles wäre determiniert, alles funktioniert<br />
wie ein Uhrwerk, man könne sogar voraussagen, wie es<br />
endet.<br />
TS: Das ist ja fast wie bei Albert Einstein mit seiner revolutionären<br />
Idee mit der Relativitätstheorie...<br />
HB: Ja, genau. Zuerst war er sich ja unsicher, er dachte, das könne ja<br />
gar nicht sein, aber später hat man dann in der Physik ja herausgefunden,<br />
dass es eben doch stimmte. Und die Quantenphysik unterscheidet<br />
sich eben von der alten Physik, dass es da die Möglichkeiten<br />
gibt. Es gibt nichts, was man klar definieren könnte. Es kann alles<br />
zueinander in Bezug genommen werden und aus dem Geistigen<br />
kann alles entstehen. Alles! Es ist nicht vorhersehbar, was daraus entsteht.<br />
TS: Nochmal zurück zu dem „Quantismus“. Das ist ja deine<br />
eigene Wortschöpfung. Erkläre doch mal mit einfachen Worten,<br />
wie das in Bezug zu deiner Malerei steht!<br />
HB: Das ist schwierig. (lacht) Ja, das hat eben mit dieser alten Physik<br />
zu tun, wo ich mich fragte, was mache ich da eigentlich? Und da<br />
habe ich mir gedacht, es wäre ein Addismus. Alles wird irgendwie<br />
zusammen gezählt, aufeinander gestapelt. Zu einer Aussage gebracht.<br />
Dann habe ich mich mit der Quantenphysik beschäftigt, Bücher<br />
darüber gelesen und erfahren, dass man die Quantenphysik<br />
mit Religiosität in Bezug nehmen kann. Und da bin ich dann darauf<br />
gestoßen, dass die Dinge, die ich zeigen will, eigentlich genau damit<br />
zusammenhängen. Wenn man das versteht, dann versteht man<br />
auch die Zusammenhänge. Ich habe einfach nach einem Begriff<br />
gesucht. Was mache ich denn da? Bisher hat auch noch niemand<br />
eine Anti-These begründet.<br />
zum Bild „Platons Höhle“ gegenüberliegende Seite oben<br />
Platons Höhle „die Diktatur des Gehorsams“<br />
Hier sitzen die Gesichtslosen und schauen nur in eine Richtung.<br />
In die Richtung des vermeintlich Wahren Lebens.<br />
Losgelöst vom eigenen Sein, ohne eigene Meinung,<br />
sich der Obrigkeit unterwerfend.<br />
Diese Gesichtslosen füllen unsere Parlamente mit Ihresgleichen,<br />
die den Konsum und das Wachstum als universelles<br />
Prinzip ansehen.<br />
Die Politik und die Märkte nutzen das Prinzip der Unterwerfung<br />
gegenüberder Agressoren, um so das Individuum noch mehr<br />
von seinem eigenen Sein zu entfernen.<br />
Dabei ist die Wahrheit schon in jedem Menschen vorhanden.<br />
Leider wird diese nur zu oft mit der Realität verwechselt.<br />
Im Hintergrund ist die Wahrheit noch diffus zu erkennen.<br />
Jeder der es wagt, diese Diktatur in Frage zu stellen und das<br />
in Form zu materialisieren z.B. in der Kunst, wird sich<br />
außerhalb der Gesellschaft wiederfinden.<br />
Jeder der nicht in das Raster dieser, sich der Mittelmäßigkeit<br />
verschreibenden Masse passt, wird mit Ausschluss aus der<br />
sogenannten Normalität bestraft.<br />
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