26.01.2022 Aufrufe

pfalz-magazin Feb-März 2022 Frühjahr

Themen rund um die Pfalz, Frühjahr 2022, Zeitfenster Februar-März

Themen rund um die Pfalz, Frühjahr 2022, Zeitfenster Februar-März

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

So kann ich da die Fantasie und die Realität miteinander verbinden!<br />

TS: In deiner Malerei sieht man ja auch oft diese „Verwischungen“,<br />

wo der Betrachter eine Bewegung wahrnimmt...<br />

HB: Ja, genau. Da kommt bei mir dann auch der Zeitfaktor hinein.<br />

Da kommt ein Gegensatz zustande, das Statische und die Zeit.<br />

TS: Die Herangehensweise des Betrachters zu deinen Bildern ist<br />

ja oft eine andere, als deine Intention. Möchtest du bestimmte<br />

gesellschaftskritische bzw. politisch kritische Aussagen sofort<br />

beim Betrachter auslösen, oder soll der Betrachter selbst die Aussagen<br />

erkennen?<br />

HB: Ich beschäftige mich zuerst mit dem Thema, als Beispiel ein<br />

Mutter-Sohn-Verhältnis, und versuche herauszubekommen, was<br />

funktioniert da und was nicht. Was ist z.B. die Grundhaltung der<br />

Mutter zum Kind, welches ja noch nicht beeinflusst ist. Was passiert<br />

da durch die Konditionierung. Ganz wichtig dabei ist, dass das<br />

gefühlsmäßig rüberkommt. Jeder Betrachter sieht das ja anders,<br />

jeder hat da seine eigene Realität. (Siehe hierzu das Bild „Angst vor<br />

der trockenen Brust“ auf Seite 78, Anm.)<br />

TS: Das mit der kommunikativen Ebene in der Malerei ist oft ein<br />

Phänomen. Picasso sagte ja mal: „Ich sage nicht alles, aber ich<br />

male alles!“<br />

HB: Ich sehe darin aber nicht ein wirkliches Problem. Ich male ja ein<br />

Bild, nicht um es verkaufen zu wollen... Sonst müsste ich ja erstmal<br />

nachdenken, wo ist denn meine Zielgruppe?<br />

(beide lachen)<br />

...und wenn ich dann meine Zielgruppe definiere, dann muss ich ja<br />

so malen, damit meine Zielgruppe angesprochen wird. Fürchterlich.<br />

Ich male das, was mir auf dem Herzen liegt und dann ist es<br />

genau für die, die es abholt; damit hat sich der Fall. Natürlich wird es<br />

nicht alle ansprechen, ganz klar. (lacht)<br />

TS: Um schon wieder Picasso zu zitieren: „Ein Maler ist jemand,<br />

der malt, was er verkauft. Ein Künstler ist jemand, der das verkauft,<br />

was er malt!“<br />

HB: Richtig. Das ist klar, aus dem Grund habe ich mich da auch<br />

niemals vom Geld abhängig gemacht. Ich habe das gemalt, was ich<br />

wollte. Ich bin damals ja aus der Werbung raus, weil ich da ja die<br />

Zielgruppe bedienen musste. Deswegen mache ich das, was mich<br />

gerade bewegt, was mich beschäftigt.<br />

TS: Hast du denn irgendwie ein Ziel in der Malerei, wo du noch<br />

hinwillst? Hast du noch ein Ideal? Und was hat der Quantismus<br />

damit zu tun?<br />

HB: Ich sag mal so. In der Quantenphysik kannst du nicht stehenbleiben.<br />

Man kann nur weitergehen. Da gibt es noch soviele Dinge,<br />

die zu begreifen sind.<br />

TS: Befindest du dich da in einer Art Weltraum, wo du dich<br />

bewegst?<br />

HB: Ja, es ist ein Kosmos der kleinsten Teile. Das Geistige im Gegensatz<br />

zur „alten“ Physik. Man hat sich das so vorgestellt, bevor man<br />

die kleinsten Teile entdeckt hat, alles wäre determiniert, alles funktioniert<br />

wie ein Uhrwerk, man könne sogar voraussagen, wie es<br />

endet.<br />

TS: Das ist ja fast wie bei Albert Einstein mit seiner revolutionären<br />

Idee mit der Relativitätstheorie...<br />

HB: Ja, genau. Zuerst war er sich ja unsicher, er dachte, das könne ja<br />

gar nicht sein, aber später hat man dann in der Physik ja herausgefunden,<br />

dass es eben doch stimmte. Und die Quantenphysik unterscheidet<br />

sich eben von der alten Physik, dass es da die Möglichkeiten<br />

gibt. Es gibt nichts, was man klar definieren könnte. Es kann alles<br />

zueinander in Bezug genommen werden und aus dem Geistigen<br />

kann alles entstehen. Alles! Es ist nicht vorhersehbar, was daraus entsteht.<br />

TS: Nochmal zurück zu dem „Quantismus“. Das ist ja deine<br />

eigene Wortschöpfung. Erkläre doch mal mit einfachen Worten,<br />

wie das in Bezug zu deiner Malerei steht!<br />

HB: Das ist schwierig. (lacht) Ja, das hat eben mit dieser alten Physik<br />

zu tun, wo ich mich fragte, was mache ich da eigentlich? Und da<br />

habe ich mir gedacht, es wäre ein Addismus. Alles wird irgendwie<br />

zusammen gezählt, aufeinander gestapelt. Zu einer Aussage gebracht.<br />

Dann habe ich mich mit der Quantenphysik beschäftigt, Bücher<br />

darüber gelesen und erfahren, dass man die Quantenphysik<br />

mit Religiosität in Bezug nehmen kann. Und da bin ich dann darauf<br />

gestoßen, dass die Dinge, die ich zeigen will, eigentlich genau damit<br />

zusammenhängen. Wenn man das versteht, dann versteht man<br />

auch die Zusammenhänge. Ich habe einfach nach einem Begriff<br />

gesucht. Was mache ich denn da? Bisher hat auch noch niemand<br />

eine Anti-These begründet.<br />

zum Bild „Platons Höhle“ gegenüberliegende Seite oben<br />

Platons Höhle „die Diktatur des Gehorsams“<br />

Hier sitzen die Gesichtslosen und schauen nur in eine Richtung.<br />

In die Richtung des vermeintlich Wahren Lebens.<br />

Losgelöst vom eigenen Sein, ohne eigene Meinung,<br />

sich der Obrigkeit unterwerfend.<br />

Diese Gesichtslosen füllen unsere Parlamente mit Ihresgleichen,<br />

die den Konsum und das Wachstum als universelles<br />

Prinzip ansehen.<br />

Die Politik und die Märkte nutzen das Prinzip der Unterwerfung<br />

gegenüberder Agressoren, um so das Individuum noch mehr<br />

von seinem eigenen Sein zu entfernen.<br />

Dabei ist die Wahrheit schon in jedem Menschen vorhanden.<br />

Leider wird diese nur zu oft mit der Realität verwechselt.<br />

Im Hintergrund ist die Wahrheit noch diffus zu erkennen.<br />

Jeder der es wagt, diese Diktatur in Frage zu stellen und das<br />

in Form zu materialisieren z.B. in der Kunst, wird sich<br />

außerhalb der Gesellschaft wiederfinden.<br />

Jeder der nicht in das Raster dieser, sich der Mittelmäßigkeit<br />

verschreibenden Masse passt, wird mit Ausschluss aus der<br />

sogenannten Normalität bestraft.<br />

Die ultimativen Tipps auf www.online-tipps.info<br />

77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!