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pfalz-magazin Feb-März 2022 Frühjahr

Themen rund um die Pfalz, Frühjahr 2022, Zeitfenster Februar-März

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„Die Angst vor der trockenen Brust“ 130 x 110 cm; Öl auf Leinwand; siehe Interview Seite 77<br />

TS: Denkst du, dass sich der Quantismus als eine Art Kunstrichtung<br />

entwickeln könnte, wie etwa bei Max Ernst mit seiner<br />

„Frottage“?<br />

HB: Nun, das ist nicht unbedingt meine Intention. Denn ich denke<br />

ja nicht nur philosophisch darüber nach, sondern beschäftige mich<br />

auch kognitiv damit und will immer alles wissen, auch wenn das<br />

nicht immer gut ist, alles wissen zu wollen. Und wenn ich etwas<br />

worüber wissen will, muss ich auch einen Begriff dafür haben. So<br />

habe ich also diesen Begriff genommen und damit abgeglichen, was<br />

ich tue, damit ich das kognitiv begreifen kann. Das ist glaub ich, was<br />

in der Malerei wichtig ist. Im Geistigen entwickelt sich erstmal die<br />

Idee, ganz vage. Und wenn die sich manifestiert, dann wird sie<br />

Materie. Und wenn ich das dann verarbeite, was ich da gefühlt oder<br />

gedacht habe, dann wird es kognitiv, kommt in die Realität. So<br />

haben es geistig behinderte Menschen oft leichter, in dieser Realität,<br />

weil sie gar nicht erst darüber nachdenken müssen.<br />

TS: Insofern erinnert mich das auch an Van Gogh, der ja in seiner<br />

Gefühlswelt extrem herausgefordert war. Ich will nicht sagen<br />

„geistig behindert“, das war er sicher nicht, aber doch brauchte<br />

er die Leidenschaft in der Malerei, um diese Genialität zu erreichen.<br />

Meinst du das damit?<br />

HB: Ja, da sind wir an dem Punkt, dass wir doch alle konditioniert<br />

sind...<br />

TS: Meinst du „konditioniert“ von Politik oder Medien?<br />

HB: Nein, so ganz allgemein. Von den Eltern, der Schule... Wir<br />

werden ja so erzogen, wie die Eltern wollen, dass wir sein sollen.<br />

Man muss deren Wertvorstellungen übernehmen, deren Moral...<br />

dann ist es wichtig, dass mir das später auch bewusst ist. Ich glaube,<br />

dass es wichtig ist als Künstler, dass man sich genau darüber bewusst<br />

ist, wie man konditioniert ist. Du musst ja loslassen können und<br />

andere Realitäten sehen können, begreifen können. Deshalb ist Van<br />

Gogh ja auch schier verzweifelt in seinem Nachdenken über die Dinge<br />

und in dem Wahn, die Malerei so direkt wie irgend möglich<br />

schaffen zu können.<br />

TS: ...und hat sich darüber heftig mit Paul Gauguin gestritten, obwohl<br />

deren Malerei ja gar nicht unterschiedlicher sein könnte.<br />

Van Gogh hat alles aufgelöst in Struktur, in Striche, während<br />

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