UKJ-Klinikmagazin 1/2022
Beruf(ung) Medizin
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TITELTHEMA<br />
Mehr als nur die Mundhöhle im Blick<br />
Das <strong>UKJ</strong> immatrikuliert jährlich 57 Studierende in der Zahnmedizin<br />
Die am <strong>UKJ</strong> liebevoll „Zahnis“ genannten<br />
Studierenden und Mitarbeiter des<br />
Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />
haben es derzeit gleich<br />
doppelt schwer. Da ist zum einen die<br />
Pandemie: Die Infektionsschutzmaßnahmen<br />
trafen die Zahnklinik besonders<br />
hart. Weil sie sich ein Gebäude<br />
mit einer Senioreneinrichtung teilt, und<br />
weil bei Zahnbehandlungen vermehrt<br />
Aerosole entstehen, die die Coronaübertragung<br />
begünstigen. So musste<br />
der studentische Behandlungskurs<br />
zunächst komplett eingestellt werden<br />
und konnte erst nach umfangreichen<br />
Umbauten wieder starten. „Mit großem<br />
Engagement haben die Lehrenden der<br />
Zahnmedizin Kurse an Phantomen<br />
angeboten und nach dem Umbau<br />
durch erweiterte Kurszeiten das Nachholen<br />
der erforderlichen Behandlungen<br />
ermöglicht, um die praktische Ausbildung<br />
zu gewährleisten“, so Prof. Dr. Dr.<br />
Collin Jacobs, der Koordinator des Zentrums.<br />
„Für unsere Patienten stehen wir<br />
wieder uneingeschränkt zur Verfügung.“<br />
Als Beispiel für ein sehr engagiertes<br />
Ersatzangebot zum Patientenkurs<br />
verweist er auf den Prothetik-Phantomkurs,<br />
den Stephanie Viebranz und<br />
Dr. Marco Dederichs gestaltet haben. In<br />
Sechsergruppen erlernten die Studierenden<br />
anhand von fünf Patientenfällen<br />
verschiedene Prothesentechniken<br />
– von der Anamnese und Planung bis<br />
hin zur Ausführung, die sie dann Schritt<br />
für Schritt an entsprechend vorbereiteten<br />
Phantomköpfen vornahmen. Die<br />
Studierenden lobten das interaktive<br />
Kleingruppenformat und die Praxisnähe<br />
als optimale Vorbereitung auf<br />
das Examen und würdigten den hohen<br />
Vorbereitungsaufwand. Schließlich<br />
mussten nicht nur die Lehrmaterialien<br />
für die Patientenfälle erstellt werden,<br />
vor allem die Vor- und Nachbereitung<br />
der Phantome für die über 100 Studierenden<br />
im 4. und 5. Studienjahr kostete<br />
Nach dem aufwändigen Umbau in separat belüftete Behandlungsboxen steht der<br />
Kurssaal in der Zahnklinik wieder uneingeschränkt zur Verfügung.<br />
Foto: Szabó<br />
Zeit. Wegen der positiven Resonanz wird<br />
der ursprünglich aus der Not geborene<br />
Kurs weiterhin so durchgeführt.<br />
Studium nach<br />
neuer Ordnung<br />
Die andere große Herausforderung für<br />
die Zahnmedizin ist die seit diesem<br />
Wintersemester geltende neue Studienordnung.<br />
Der Gesetzgeber modernisierte<br />
nach fast 70 Jahren endlich die Zahnärztliche<br />
Approbationsordnung. „Die<br />
Prävention nimmt im Curriculum künftig<br />
deutlich mehr Raum ein und das bereits<br />
zu Beginn des Studiums, bevor die Studierenden<br />
selbst am Patienten tätig<br />
werden und alles durch die klinische<br />
Brille sehen“, nennt PD Dr. Ina Schüler<br />
eine wichtige Neuerung. Die Zahnärztin<br />
mit einem Masterabschluss in Medizindidaktik<br />
leitet die Sektion für Präventive<br />
und Kinderzahnheilkunde und hat die<br />
Präventionsmodule mit ausgearbeitet.<br />
Der Unterricht schließt das klassische<br />
Zahnputztraining in Kindergärten ein,<br />
das gleich den Umgang mit Kindern als<br />
Patienten schult. Dazu zählt aber auch<br />
die Früherkennung von Krankheiten im<br />
Mundraum oder die Berücksichtigung<br />
anderer Erkrankungen wie z.B. Diabetes,<br />
die ein Risiko für die Mundgesundheit<br />
darstellen. Und auch die<br />
Gestaltung von prothetischen Versorgungen,<br />
die auch der betagte Patient<br />
gut reinigen kann, beugt Folgeerkrankungen<br />
vor. Den Blick nicht nur in die<br />
Mundhöhle, sondern auf den gesamten<br />
Menschen auf dem Zahnarztstuhl zu<br />
richten, ist ein wesentlicher Aspekt der<br />
aktualisierten Zahnmedizinausbildung.<br />
Neben zahlreichen weiteren inhaltlichen<br />
und organisatorischen Änderungen<br />
hält die neue Studienordnung<br />
noch eine weitere Herausforderung<br />
parat, wenn die Studierenden nach den<br />
ersten zwei vorklinischen Jahren und<br />
dem neu eingeführten Phantom-Jahr<br />
die klinische Ausbildung am Patienten<br />
beginnen. Prof. Jacobs: „Künftig werden<br />
die Studierenden in den praktischen<br />
Kursen noch enger von unseren Ausbildungszahnärzten<br />
betreut, damit<br />
können wir die Lehrqualität weiter<br />
steigern.“ Uta von der Gönna<br />
KONTAKT<br />
FÜR NEUE PATIENTEN:<br />
katharina.fiedler@med.uni-jena.de<br />
10 01 | 22