UKJ-Klinikmagazin 1/2022
Beruf(ung) Medizin
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TITELTHEMA<br />
Während der Pandemie den Neustart gewagt<br />
Daniel Steinbrücker will Pflegefachmann werden<br />
Daniel Steinbrücker. Foto: Korneli<br />
Mitten in der Pandemie eine Ausbildung beginnen: Daniel<br />
Steinbrücker ist einer der Auszubildenden, die genau das<br />
erleben. Im September 2020 begann der heute 29-jährige<br />
seine Pflegefachmann-Ausbildung und das aufgrund der Pandemie.<br />
Denn in seinem ursprünglichen Beruf als Veranstaltungskaufmann<br />
konnte er nicht weiterarbeiten. Er entschied<br />
sich für einen Neustart. Eine zweite Ausbildung beginnen,<br />
in einem ganz anderen Gebiet? Natürlich in gewisser Weise<br />
ein Wagnis, sagt er rückblickend. Es sind immerhin nochmal<br />
drei Jahre „Schulbank drücken“ für den Familienvater. Er habe<br />
damals lang und gründlich überlegt. Schon vor seiner ersten<br />
Ausbildung interessierte er sich für den medizinischen und<br />
pflegerischen Bereich. Und er hat sich schließlich auf das<br />
„Wagnis“ eingelassen und es bisher nicht bereut.<br />
Seine Tätigkeit sei für ihn erfüllend als „Dienst am Menschen“.<br />
Sein ursprünglicher Wunsch war eine Ausbildung als<br />
Medizinisch-technischer Assistent im Operationsdienst zu<br />
beginnen, aber es entwickelte sich anders. „Erst im Bewerbungsgespräch<br />
bin ich auf die generalistische Pflegeausbildung<br />
umgeschwenkt. Auch weil Kommunikation natürlich<br />
eine meiner Stärken ist. Meine Wahl war definitiv die richtige<br />
Entscheidung“, so Daniel Steinbrücker. Obwohl ein Großteil<br />
seiner Klassenkameraden mindestens zehn Jahre jünger<br />
ist, habe ihn das nicht von der zweiten Ausbildung abgeschreckt.<br />
„Das ist für mich kein Problem. Und mein Alter<br />
bringt Vorteile für mich. Natürlich merke ich, dass ich mich<br />
in gewissen Situationen erwachsener verhalte oder dass<br />
auch die Fachkollegen vielleicht etwas anders mit einem<br />
umgehen, gerade weil ich eine gewisse Reife mitbringe.<br />
Und manchmal muss man sich einfach zurückversetzen,<br />
wie man selbst mit 18 Jahren war“, erzählt er. Und er sei<br />
längst nicht der älteste Azubi. Egal auf welcher Station er<br />
bisher eingesetzt gewesen ist oder mit welchen Fachkollegen<br />
er zusammengearbeitet hat, es falle ihm leicht, schnell<br />
in neuen Umgebungen zurechtzukommen.<br />
Aktuell befindet er sich mitten im zweiten Lehrjahr und<br />
hat seinen fünften Praxiseinsatz auf der Station B420 der<br />
Klinik für Neurochirurgie. Während ihn früher die Onkologie<br />
gereizt hat, passe die Chirurgie nun besser zu ihm. „Es ist<br />
sehr abwechslungsreich, intensiv und wenn man interessiert<br />
ist, wird noch mehr gezeigt. So konnte ich bei komplexen<br />
Operationen zuschauen.“ Drainagen wechseln, Flexülen<br />
legen, Blutentnahmen, all das geht ihm leicht von der Hand<br />
und er kennt keine Berührungsängste. Außerdem habe er<br />
schnell gelernt, mit emotionalen Ereignissen umzugehen.<br />
Er versucht, nichts aus dem Dienst mit nach Hause zu nehmen.<br />
„Natürlich gab und gibt es Momente oder Eindrücke,<br />
bei denen ich geschluckt habe oder an denen ich knabbern<br />
musste, aber man muss sich eine Art Pelz zulegen. Und<br />
auch hier kommen mir sicherlich mein Alter und meine<br />
Erfahrungen zugute, sodass ich vielleicht nicht so leicht<br />
angreifbar bin – beispielsweise in akuten Situationen.“ In<br />
der Schule werde deshalb eine Stunde in der Woche genau<br />
dafür genutzt. Wer das Bedürfnis hat, etwas aus der Praxis<br />
loszuwerden, kann das mit den anderen teilen.<br />
Die jetzt anstehenden Zwischenprüfungen wurden mit der<br />
generalistischen Pflegefachmann-Ausbildung neu eingeführt.<br />
Der praktische Teil ähnelt der Abschlussprüfung.<br />
Daniel Steinbrücker muss dann eine Pflegeplanung am<br />
Patienten durchspielen. Außerdem erwarten ihn in seinem<br />
zweiten Lehrjahr noch verschiedenste Einsätze: im ambulanten<br />
Pflegedienst, in der Ambulanz der Klinik für Allgemein-,<br />
Viszeral- und Gefäßchirurgie, im Aufwachraum und auf der<br />
Station P200 der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.<br />
Und nach der Ausbildung? Da hat Daniel Steinbrücker bereits<br />
ein ganz bestimmtes pflegerisches Fachgebiet im Kopf: die<br />
Intensivpflege. Hier würde er gern auch seinen Vertiefungseinsatz<br />
absolvieren. „Ich habe keine Scheu vor größeren<br />
Aufgaben und gerade wenn ich mich gefordert fühle, es auch<br />
einmal straff und viel zu tun gibt, erfüllt mich das.“<br />
Michelle Korneli<br />
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