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UKJ-Klinikmagazin 1/2022

Beruf(ung) Medizin

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Weil Patienten zum großen Teil ambulant<br />

versorgt werden, soll dieser Aspekt<br />

einen größeren Raum im Medizinstudium<br />

einnehmen. Foto (o.li.): Rißmann<br />

Außerdem sollen Studierende<br />

die wesentlichen Methoden der<br />

experimentellen, der klinischen und der<br />

Versorgungsforschung kennenlernen.<br />

Fotos: Worsch<br />

Befähigung zum<br />

wissenschaftlichen Arbeiten<br />

Ähnlich wie für die ambulante Medizin<br />

adressiert die JENOS-Forschungslinie<br />

bereits jetzt ein großes Thema des<br />

Masterplans zur Novellierung des<br />

Medizinstudiums: Auf die Wissenschaftskompetenz<br />

der angehenden<br />

Ärzte und Ärztinnen wird großer Wert<br />

gelegt. „Das bedeutet konkret, dass<br />

die Studierenden mit wesentlichen<br />

Methoden der experimentellen, der<br />

klinischen und der Versorgungsforschung<br />

vertraut sind, dass sie Studien<br />

bewerten und daraus Folgerungen für<br />

die ärztliche Tätigkeit ziehen können“,<br />

zählt Linienleiter Prof. Dr. Reinhard<br />

Bauer auf. Als Nachweis dieses Könnens<br />

steht ein Projekt in einer Forschungsgruppe<br />

mit einer schriftlichen<br />

Arbeit und Verteidigung an – für alle<br />

Studierenden. Derzeit belegt etwa ein<br />

Achtel der Studierenden die JENOS-<br />

Forschungslinie, die mit einer Projektarbeit<br />

abschließt.<br />

„Die Kommunikation ist unser wichtigstes<br />

Arbeitsinstrument – mit den<br />

Patienten, aber auch mit Angehörigen,<br />

mit anderen Ärzten, mit Pflegekräften,<br />

Therapeuten und weiteren Partnern<br />

im Gesundheitssystem“, so Prof. Dr.<br />

Ulrich Wedding. Diesen Stellenwert soll<br />

das künftige Medizinstudium besser<br />

wiederspiegeln. Dafür erarbeitet der<br />

Palliativmediziner gemeinsam mit der<br />

Psychologin Dr. Swetlana Philipp und<br />

weiteren Dozenten einen Kommunikationslehrplan,<br />

der sich auch durch<br />

das gesamte Studium ziehen soll und<br />

die bisherigen Lehrveranstaltungen zu<br />

dem Thema erweitert.<br />

Für eine gute Arzt-<br />

Patienten-Beziehung<br />

„Wir bilden Schauspielpatienten aus,<br />

die Patienten oder Angehörige in<br />

einer bestimmten Situation darstellen.<br />

Zum Beispiel eine Patientin mit<br />

Selbsttötungsabsicht, den Vater eines<br />

schwerstkranken Kindes, oder einen<br />

Patienten, der seine Medikamente<br />

nicht nimmt“, erklärt Swetlana Philipp.<br />

Die Studierenden können dann für<br />

einen konkreten Gesprächsauftrag<br />

die Arztrolle einnehmen. In kleinen<br />

Gruppen lernen sie auch aus der Beobachterposition.<br />

Ulrich Wedding: „Zu<br />

einem Gespräch gehört das Zuhören<br />

genauso wie das Reden, beides sollte<br />

etwa gleich verteilt sein.“ Und wie kann<br />

man prüfen, ob die angehenden Ärzte<br />

das Kommunikationshandwerkszeug<br />

für eine gute Arzt-Patienten-Beziehung<br />

beherrschen? Auch hier kommen die<br />

Schauspielpatienten an den Stationen<br />

eines praktischen Prüfungsparcours<br />

zum Einsatz, bereits jetzt in der Linienabschlussprüfung<br />

nach dem 10. Fachsemester.<br />

„Hier vergleichbare Bedingungen<br />

für alle Prüflinge zu realisieren,<br />

stellt eine große Herausforderung dar“,<br />

weiß Swetlana Philipp.<br />

Eine weitere Herausforderung liegt<br />

darin, dass der Stundenplan nicht<br />

einfach erweitert werden kann, um die<br />

Masterplanthemen mit unterzubringen.<br />

Die Medizin zählt im universitären<br />

Vergleich schon zu den zeitintensivsten<br />

Studienfächern. „Wir müssen<br />

also das Curriculum so überarbeiten,<br />

dass wir die Themen gut verzahnen,<br />

zum Beispiel medizinische Inhalte<br />

im ambulanten Kontext vermitteln<br />

und die Kommunikation mit in die<br />

jeweiligen Fachthemen integrieren“,<br />

sagt Ulf Teichgräber. Wieder kommen<br />

der Jenaer Fakultät die Erfahrungen<br />

der Linien-Einführung zugute, für die<br />

der Lehrplan um Inhalte verschlankt<br />

wurde, die eigentlich zum Facharztwissen<br />

zählen.<br />

Mit neuen Lehrangeboten, z.B. schon<br />

im zweiten oder dritten Semester<br />

einen chronisch kranken Patienten<br />

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