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UKJ-Klinikmagazin 1/2022

Beruf(ung) Medizin

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TITELTHEMA<br />

Janine Glein (li.). Foto: Hellmann<br />

Eine Praxisanleiterin<br />

im Gespräch<br />

Janine Glein von der Station A430 ist eine von rund 150<br />

Praxisanleitern am <strong>UKJ</strong>. Der 44-Jährigen liegt die Ausbildung<br />

des Pflegenachwuchses sehr am Herzen. Schon seit<br />

ihrem eigenen Abschluss als examinierte Pflegefachkraft<br />

1999 kümmert sie sich um die Auszubildenden, erst, wie es<br />

damals noch hieß, als Ausbildungsbeauftragte, seit 2007<br />

dann ganz offiziell als qualifizierte Praxisanleiterin. Was<br />

den Job ausmacht, was ihn besonders macht und wo die<br />

Herausforderungen liegen, erzählt sie im Interview.<br />

Schwester Janine, warum sind Sie<br />

Praxisanleiterin geworden?<br />

Janine Glein: Ganz ursprünglich war<br />

meine Intention – und ich habe meine<br />

Ausbildung von 1996 bis 1999 gemacht<br />

und bin nicht auf allen Stationen gut<br />

behandelt worden von den Ausbildungsbeauftragten<br />

oder Lehrschwestern<br />

–, dass ich es gerne anders machen<br />

möchte. Ob mir das immer so gelungen<br />

ist, weiß ich nicht. Es gibt ja immer mal<br />

Dinge oder auch Personen, mit denen<br />

man nicht so klarkommt. Aber bisher<br />

hatte ich auch immer gutes Feedback.<br />

Wie wird man überhaupt<br />

Praxisanleiterin?<br />

Janine Glein: Man muss sich als Praxisanleiterin<br />

qualifizieren und zwar mit<br />

einer Weiterbildung. Die habe ich 2007<br />

erfolgreich mit Prüfung abgeschlossen.<br />

Um den Kurs machen zu können, braucht<br />

man mindestens ein Jahr Berufserfahrung.<br />

Und als fertiger Praxisanleiter<br />

muss man sich stetig fortbilden, mindestens<br />

24 Stunden pro Jahr.<br />

Was ist das Besondere an dem Job?<br />

Janine Glein: Man wird im Kopf nicht so<br />

alt oder eingefahren, weil man immer<br />

wieder mit jungen Leuten zu tun hat<br />

und Herausforderungen erlebt. Die<br />

Nähe zu den Neulingen hilft auch<br />

dabei, den Spiegel vorgehalten zu<br />

bekommen: was läuft gut, was eben<br />

nicht so. Außerdem macht es schon<br />

auch Spaß, Lehrer zu sein und zu sagen<br />

„so ist es gut“ oder „so nicht“. Es geht ja<br />

letztlich darum, Wissen an die Schüler<br />

weiterzugeben. Da hat man auch eine<br />

gewisse Verantwortung.<br />

Was sind die Herausforderungen?<br />

Janine Glein: Neben den Auszubildenden<br />

auch die normalen Patienten zu<br />

betreuen. Das alles unter einen Hut zu<br />

bringen, ist nicht immer einfach. Man<br />

muss sich die Zeit freilenken, auch wenn<br />

es mir manchmal schwerfällt, mich aus<br />

dem Stationsalltag rauszuziehen. Da<br />

habe ich aber großen Rückhalt in meinem<br />

Team, wofür ich sehr dankbar bin.<br />

Die Kollegen unterstützen mich und<br />

die Auszubildenden und helfen, wo sie<br />

können. Eine große Herausforderung<br />

ist es auch, allen Schülern gleichermaßen<br />

gerecht zu werden. Bei manchen<br />

hat man mehr Zeit, dann ist es wieder<br />

stressig. Es ist auch nicht einfach, jeden<br />

gleich zu beurteilen. Da spielt Empathie<br />

eine wichtige Rolle. Ich habe mich auch<br />

schon mal bei Schülern entschuldigt,<br />

weil ich sie nicht ganz gerecht behandelt<br />

habe. Auch Geduld kann eine Herausforderung<br />

sein. Manchmal komme auch ich<br />

an meine Grenzen. Das tut mir dann leid.<br />

Was sind die schönsten Momente als<br />

Praxisanleiter?<br />

Janine Glein: Wenn man den Blumenstrauß<br />

übergeben und sagen kann:<br />

„Herzlichen Glückwunsch, die Prüfung<br />

ist bestanden.“ Und ich freue mich<br />

auch immer drüber, wenn jemand zum<br />

Abschlussgespräch sagt, es hat ihm toll<br />

gefallen. Schön ist es außerdem immer,<br />

wenn ich jemanden im Haus sehe, der<br />

Prüfung bei mir hatte und ich weiß, der<br />

geht jetzt seinen Weg.<br />

Worauf sind Sie besonders stolz?<br />

Janine Glein: Wenn ich es schaffe, Azubis<br />

die Freude am Beruf zu vermitteln.<br />

Und auf mein Team.<br />

Welchen Tipp haben Sie für<br />

Auszubildende?<br />

Janine Glein: Die Auszubildenden sollen<br />

bitte ruhig einfordern und sagen, was<br />

sie machen wollen. Ich bin auf jeden Fall<br />

den Azubis dankbar, die mir so ein bisschen<br />

auf den Füßen stehen und sagen:<br />

„Wir müssen das noch ausfüllen“, „ich<br />

habe nur noch so und so lange Zeit, ich<br />

möchte jetzt eine Anleitung“, „ich muss<br />

das jetzt noch lernen“, „ich will das<br />

nochmal sehen“. Das ist ganz wichtig,<br />

weil wir als Praxisanleiter es im Alltäglichen<br />

aus den Augen verlieren können.<br />

Haben Sie schon mal jemanden<br />

inspiriert, selber Praxisanleiter zu<br />

werden?<br />

Janine Glein: Weiß ich gar nicht. Vielleicht<br />

meldet sich jemand bei mir und<br />

berichtet. Das wäre schön.<br />

Interview: Katrin Bogner<br />

22 01 | 22

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