UKJ-Klinikmagazin 1/2022
Beruf(ung) Medizin
Beruf(ung) Medizin
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TITELTHEMA<br />
Medizinstudium<br />
Alles im Fluss<br />
Foto: Christoph Worsch<br />
Die Gestaltung eines Studienganges<br />
ist wie der Dombau – nämlich nie<br />
abgeschlossen. Das gilt insbesondere<br />
für das Medizinstudium: Das stetig<br />
wachsende Fachwissen, neue Anforderungen<br />
an die Absolventen und<br />
aktuellere Lehrmethoden erfordern<br />
stetige Anpassungen. Einen besonders<br />
großen Entwicklungsschub erwartet<br />
die Hochschulmedizin mit der anstehenden<br />
Novellierung der ärztlichen<br />
Approbationsordnung. Sie regelt die<br />
Ausbildungsvoraussetzungen für die<br />
Zulassung als Arzt, die inhaltlichen<br />
Eckpunkte dafür gibt der Masterplan<br />
2020 vor. Noch hat die Rundum-Renovierung<br />
des „Medizinstudium-Doms“<br />
nicht begonnen, mit mehreren Arbeitsgruppen<br />
bereitet die Medizinische<br />
Fakultät Jena die umfangreichen Neuerungen<br />
vor. „Mit der Einführung des<br />
neigungsorientierten Medizinstudiums<br />
JENOS, das den Studierenden die<br />
Schwerpunktsetzung auf die klinische,<br />
ambulante oder forschende Medizin<br />
ermöglicht, haben wir schon wichtige<br />
Weichen für die deutlichere Kompetenz-<br />
und Praxisorientierung gestellt“,<br />
so Prof. Dr. Ulf Teichgräber, Studiendekan<br />
der Medizinischen Fakultät.<br />
Stärkere Rolle der<br />
Allgemeinmedizin und der<br />
ambulanten Medizin<br />
Die Allgemeinmedizin wird ebenso wie<br />
die ambulante Medizin künftig einen<br />
wesentlich breiteren Raum im Studium<br />
einnehmen. „Das bildet die Wirklichkeit<br />
der Patientenversorgung besser ab, die<br />
zu einem großen Teil im ambulanten<br />
System geschieht und von hausärztlichen<br />
und fachspezialistischen Praxen<br />
getragen wird“, sagt die Allgemeinmedizinerin<br />
Prof. Dr. Jutta Bleidorn. Der<br />
Umfang des allgemeinmedizinischen<br />
Blockpraktikums soll beispielweise<br />
verdreifacht werden. Auch wird die<br />
Allgemeinmedizin vom Studienbeginn<br />
an immer wieder vorkommen, in aufeinander<br />
aufbauenden Seminaren,<br />
Vorlesungen, Hospitationen und Praktika.<br />
Ein Viertel des Praktischen Jahres<br />
schließlich muss verpflichtend im<br />
ambulanten Bereich absolviert werden.<br />
Prof. Bleidorn: „Wir werden also unser<br />
bestehendes Lehrpraxennetz in den<br />
kommenden Jahren deutlich erweitern.<br />
Das birgt Herausforderungen organisatorischer,<br />
inhaltlicher und finanzieller<br />
Art – mit den Erfahrungen aus der Linie<br />
Ambulant orientierte Medizin im JENOS<br />
haben wir jedoch gute Voraussetzungen,<br />
auf denen wir aufbauen werden.“<br />
Lehrarzt Dr. Rudolf Wolter hat an die<br />
Allgemeinmedizin in seinem Studium<br />
keine gute Erinnerung – auch deshalb<br />
bringt der Hausarzt seit 20 Jahren<br />
seine Praxiserfahrungen in die Lehre<br />
in Jena ein. Er schlug z.B. die hausärztliche<br />
Begleitung von Patienten am<br />
Lebensende als wichtiges Thema vor<br />
und bietet selbst eine Vorlesung dazu<br />
an. In seiner Hausarztpraxis in Camburg<br />
lernen Studierende bereits jetzt<br />
in Famulaturen, Blockpraktika und<br />
PJ-Tertialen den Praxisalltag kennen.<br />
„Die Patienten sind daran gewöhnt<br />
und haben kaum Berührungsängste.<br />
Für die Studierenden ist es wichtig, die<br />
langfristige Versorgung der Patientinnen<br />
und Patienten zu erleben, die ja<br />
auch nach einer Behandlung in einer<br />
spezialärztlichen Praxis oder im Krankenhaus<br />
meist in der Hausarztpraxis<br />
stattfindet“, so Rudolf Wolter und<br />
lacht: „Einige habe ich erfolgreich für<br />
das Fach Allgemeinmedizin begeistern<br />
können, die – zum Teil trotz zunächst<br />
ganz anderer Vorstellungen – heute<br />
ihre eigene Praxis führen.“<br />
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