Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 017
Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen. «So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award Schwerpunkte der Ausgabe 017: Digitale Assistenten für Gebäude und Fabrik / Die Null-Fehler-Produktion
Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.
«So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award
Schwerpunkte der Ausgabe 017: Digitale Assistenten für Gebäude und Fabrik / Die Null-Fehler-Produktion
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DIGITALE ASSISTENTEN FÜR GEBÄUDE UND FABRIK<br />
knapp, aber treffend auf den Punkt:<br />
«Wie die Zombies in Walking Dead!»<br />
Bibliotheken für jede Anwendung<br />
Nicht einmal einen Nachmittag benötigte<br />
Michael Wendling, um die Demonstration<br />
umzusetzen. Bei dieser<br />
soll ein Ungelernter mit Hilfe der Datenbrille<br />
einen Roboter in Betrieb nehmen,<br />
der eigenständig Bauteile zur<br />
Drohne zusammensetzt. Damit die<br />
Umsetzung einer solchen Applikation<br />
nicht mit riesigem Programmieraufwand<br />
endet, stellt Microsoft eine Vielzahl<br />
an Bibliotheken bereit – quasi für<br />
jede Applikation den passenden Baustein.<br />
Anstatt programmiert, wird lediglich<br />
parametriert.<br />
Bekomme ich den Roboter zum Arbeiten?<br />
«Rufe das Menü auf! Dort ist<br />
alles erklärt», beschreibt mir Michael<br />
Wendling die Vorgehensweise. Dazu<br />
muss ich die linke Hand «nur» vor die<br />
Brille halten, so dass es das Dropdown-Menü<br />
direkt in deren Fläche<br />
projiziert. Zunächst versuche ich es<br />
mit einem sanften Augenaufschlag,<br />
doch es braucht offenbar mehr. Ich<br />
schiele, schüttle den Kopf <strong>und</strong> fuchtle<br />
mit meinen Armen. Just in dem Moment,<br />
in dem das Menü endlich über<br />
meiner Handfläche liegt, nehme ich<br />
in der Ferne die Sirene einer Ambulanz<br />
wahr. Vermutlich hat eine gute<br />
Seele mein wildes Getue als einen<br />
Schlaganfall im Frontallappen interpretiert<br />
<strong>und</strong> vorsichtshalber den Notarzt<br />
alarmiert.<br />
Der Rettungswagen fährt am Neubau<br />
in der Bieler Aarbergstrasse vorbei,<br />
doch noch bin ich nicht aus dem<br />
Schneider. Nachdem ich mich zum<br />
Narren gemacht habe, höre ich Michael<br />
Wendling über den integrierten Kopfhörer.<br />
Weil er mir zeigen möchte, wie<br />
sich Mitarbeitende mit Hilfe der Hololens<br />
aus der Ferne anleiten lassen, hat<br />
er sich in einen anderen Teil der Swiss<br />
Smart Factory zurückgezogen. Da er<br />
durch die Kamera in der Brille das Gleiche<br />
wie ich sehe, lassen sich mit ihr<br />
kostspielige Serviceeinsätze vermeiden<br />
<strong>und</strong> sogar Leben retten. In der Universitätsklinik<br />
Balgrist assistieren über<br />
diese bei schwierigen Operationen<br />
Spezialisten anderer Spitäler den Chirurgen<br />
bei seinem Handwerk.<br />
Hologramme frei angeordnet<br />
Ob Fernzugriff oder Bedienungsdokumentation,<br />
die Kalibration der Brille<br />
ist in beiden Fällen wichtig. Bei einer<br />
Operation an der offenen Wirbelsäule<br />
sollen Zuschauende schliesslich das<br />
Gleiche sehen wie der Ausführende.<br />
Ebenfalls von Bedeutung ist die Blickrichtung<br />
des Brillenträgers bei Bedienungsdokumentationen.<br />
Wieso, macht<br />
Michael Wendling an einem einfachen<br />
Beispiel deutlich. Beim Demonstrator<br />
hat er mit Hilfe von Koordinaten im<br />
Raum einen blauen Pfeil über den Not-<br />
Aus gelegt. So sieht der Maschinenbediener<br />
sofort, wie er im Ernstfall den<br />
Roboter bändigen kann.<br />
Bei unkalibrierter Brille kann es sein,<br />
dass der Träger das Hologramm nicht<br />
über dem Not-Aus, sondern über dem<br />
Snickers-Schacht am Selecta-Automaten<br />
im Hintergr<strong>und</strong> sieht. Missverständnisse<br />
sind so programmiert.<br />
Braucht C3PO womöglich erst einen<br />
Schokoriegel zur Stärkung, bevor er<br />
Drohnen zusammensetzt? Sicherlich<br />
kommt aber selbst der Unbedarfteste<br />
dahinter, dass der Roboter nicht mit<br />
Snickers zum Arbeiten motiviert werden<br />
muss.<br />
Der Roboter braucht also keine Schokolade<br />
als Motivationsspritze, braucht<br />
es aber die Hololens? Wenn selbst digitale<br />
Ignoranten wie ich lediglich<br />
zwanzig Minuten benötigen, um sie zu<br />
verstehen, hat sie das Potenzial für einen<br />
breiten Einsatz. Von diesem ist<br />
Michael Wendling ohnehin überzeugt.<br />
«Siehst Du, ist doch ganz intuitiv», verabschiedet<br />
er mich von meinem<br />
Selbstversuch.<br />
Swiss Smart Factory – Switzerland<br />
Innovation Park Biel/Bienne<br />
www.sipbb.ch<br />
Lesen Sie das Interview<br />
mit Urs Rüegg von<br />
Microsoft Schweiz zu<br />
dieser Story unter<br />
www.technik-<strong>und</strong>wissen.ch<br />
30 #<strong>017</strong>