Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 017

ELEKTROMOBILITÄT
fährt, damit sich der Stecker wieder abkühlen kann. Steigt
die Temperatur dennoch weiter an, erfolgt bei 110 °C eine
thermische Abschaltung des Ladevorgangs.
Benötigen die Fahrer von Elektrofahrzeugen einen
speziellen Adapter, damit diese Ihre Ladestationen
überhaupt benutzen können?
Obwohl der Ladevorgang einmal im und das andere Mal
ausserhalb des Fahrzeugs stattfindet, kommt der gleiche
Stecker zum Einsatz. In Europa hat sich der Combined-
Charging-System-Stecker durchgesetzt, der einen Typ-
2-Stecker für Wechselstrom und einen Stecker mit Plusund
Minuspol kombiniert. Je nachdem, an was für einen
Typ von Ladestation dieser angeschlossen wird, nutzt
dieser die entsprechenden Kontakte.
Was sind für Gofast die entscheidenden Parameter bei der
Wahl eines Standortes für den Bau einer Schnellladestation?
Die Schweiz verfügt über zwei Hauptverkehrsachsen,
weshalb es naheliegend wäre, nur an deren Raststätten
eine entsprechende Schnelllade-Infrastruktur aufzubauen.
Da aber auch abseits von diesen Menschen leben, versuchen
wir auch diesen Raum zu erschliessen. Dabei ist es
uns wichtig, dass nicht das Laden der treibende Faktor ist,
um seine Zeit an einem Ort zu verbringen, sondern das
Laden eine Dienstleistung während der Zeit ist, die man an
einem Ort verbringt. In diese Richtung geht zum Beispiel
unsere Zusammenarbeit mit der Schnellimbisskette
McDonald, bei der wir alle geeigneten McDrive Standorte
in der Schweiz mit Schnellladestationen ausrüsten dürfen.
Ihre Schnellladestationen sind individuell und fügen sich
in die Umgebung ein. Aus wie viel Prozent Standard besteht
eine solche Schnellladestation?
Die Schweiz ist sehr dicht bebaut, weshalb wir teilweise
um jeden Zentimeter Platz kämpfen müssen. Dieser Kampf
spiegelt sich in den unterschiedlichen Layouts der Ladeplätze
wider. Die Elektroverteilung und die Ladestation sind
jedoch standardisiert und werden ähnlich wie ein Lego-
Bausatz direkt vor Ort zusammengesetzt.
Mit welchen technischen Herausforderungen werden Sie bei
der Planung und Bau einer Schnellladestation konfrontiert?
Der vorhandene Platz ist wie eben schon gesagt eine
Herausforderung. Eine andere ist die Energieversorgung.
Es gibt sehr gut versorgte Gebiete in der Schweiz, wo man
lediglich seinen Bedarf von 500 A anmelden muss und
diese auch sofort bereitgestellt werden können. In minderversorgten
Gebieten muss dagegen erst eine Trafostation
erstellt werden, was ein Bauvorhaben entsprechend
verzögern kann.
Hinzu kommen Themen wie Hochwasser- oder Umweltschutz,
teilweise bedarf es auch Bewilligungen, um
entsprechende Werbetafeln beziehungsweise Wegweiser
aufstellen zu können. Dazu kommen ein barrierefreier
Zugang für alle Fahrzeugmodelle und Bezahlarten sowie
weitere, standortspezifische Anforderungen.
Inwieweit beschäftigt Sie bei Ihren Planungen die prognostizierte
Stromlücke?
Diese ist tatsächlich eine weitere Herausforderung, die
gemeistert werden muss. Wir bei Gofast selbst haben keine
Berechnungen angestellt und verlassen uns hierbei auf die
Arbeit der Expertengremien. Wir konzentrieren uns
stattdessen auf unsere Kernkompetenz, was aber nicht
heisst, dass wir uns wie Vogel Strauss vor dieser Problematik
verschliessen. Wir beobachten die Trends und Entscheidungen
sehr aufmerksam und lassen allfällige Erkenntnisse
in unsere Strategie mit einfliessen.
Nun ist Gofast mit seinen Schnellladestationen für Elektromobile
in einem Bereich unterwegs, der erst ganz neu im
Entstehen ist. Hand aufs Herz, wie oft müssen Ihre Servicetechniker
wegen Fehlermeldungen ausrücken?
(lacht) Glücklicherweise bislang nicht sehr oft. Und wenn,
dann sind es Themen, die sich im täglichen Unterhalt
abhandeln lassen, wie angefahrene Anprallpoller oder die
Überreste von zumeist harmlosen Vandalenakten. Allerdings
muss unsere Hotline vielfach Hilfestellung leisten,
zum Beispiel dann, wenn sich der Stecker am Ende eines
Ladevorgangs nicht mehr entriegeln lässt. Dieser Fehler
liegt zwar immer auf der Seite des Fahrzeugs, aber wir
können beim Entriegeln mit Hilfe eines Remotebefehls
nachhelfen.
Welche neuen Technologien befinden sich beim Schnellladen
derzeit in der Pipeline?
Aktuell befindet sich das Megawatt Charging System, kurz
MCS, im Standardisierungs- beziehungsweise Zertifizierungsprozess.
Diese neue Klasse an Ladestationen und
Stecksystemen ist für Ladeleistungen im Megawattbereich
konzipiert, wie sie dereinst E-Trucks und E-Busse benötigen
werden. MCS umfasst aber nicht nur die konduktiven
Teile einer solchen Lade-Infrastruktur, sondern auch deren
Anordnung und Layout, um einfache und sinnvolle Ladeplätze
bauen zu können.
Wo sehen Sie die Grenzen dieser neuen Technologie?
Sie wird erreicht sein, wenn die Bedienbarkeit und Manipulierbarkeit
der Komponenten sich selbst behindert, also
wenn sich Stecker beispielsweise nur mit Hilfe maschineller
Unterstützung noch bewegen lassen. Eine andere Hürde
könnte das Vordringen in Strom- und Spannungsbereiche
sein, die ausserhalb heutiger Normen liegen.
Gotthard Fastcharge AG | www.gofast.swiss
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Bilder: Gofast #017 9