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592 | BÄDERTECHNIK | Wasseraufbereitung <strong>AB</strong> 09/2022<br />

Ein Grundsatzartikel über die DIN-gerechten Elektrolyseverfahren<br />

wurde im <strong>AB</strong> Archiv des <strong>Badewesen</strong>s, Ausgabe<br />

07/2013 10) veröffentlicht. Darin wurden die Elektrolysevorgänge<br />

– die auch in der Norm enthalten und kategorisiert<br />

wurden – vorgestellt und erläutert. Weiterhin<br />

wurden die chemischen und physikalischen Grundlagen<br />

der Elektrolyse dargelegt und abschließend die Abgrenzungen<br />

zu Elektrolyseverfahren aufgezeigt, die nicht in<br />

der Normenreihe DIN 19643 behandelt werden.<br />

In der EN 17818 werden ebenso wie in der DIN 19693 die<br />

Merkmale von Bau- und Funktionsweise, der Einbau von<br />

Anlagen sowie die Prüfung der Dokumentation und der<br />

erzeugten Chlorlösung beschrieben. Der biozide Wirkstoff<br />

„Aktives Chlor hergestellt aus Natriumchlorid durch Elektrolyse“<br />

wird vor Ort (in-situ) betriebsbedingt erzeugt und<br />

in Lösung gebracht und dem zu behandelnden Wasser zugegeben.<br />

In der neuen europäischen Norm werden sich<br />

alle in der DIN 19643-1 genannten verschiedenen Anlagentypen<br />

und Erzeugungsvarianten sowie die allgemeinen<br />

und spezifischen Anforderungen an die Bau- und Funktionsweise<br />

wiederfinden. Darüber hinaus werden auch<br />

hier Anforderungen festgelegt, die für die Gewährleistung<br />

eines ordnungsgemäßen Einsatzes erforderlich sind.<br />

Elektrolyseanlagen: ein neuer Trend?<br />

Die regulatorischen Grundlagen für den Einsatz von jeder<br />

Art der Elektrolyseanlagen sind nun gegeben bzw. für den<br />

Biozidzulassungsprozess vorbereitet und es stellt sich<br />

die Frage, ob diese Desinfektionsanlagen zukünftig einen<br />

neuen Trend bei der Auswahl der Desinfektionsverfahren<br />

darstellen. In der Regel sind in vergangenen Betriebsund<br />

Investitionskostenvergleichen Elektrolysesysteme<br />

nicht die günstigsten Verfahren. Die Entscheidungen fielen<br />

oft aus Gründen der Betriebssicherheit, der baulichen<br />

Voraussetzungen oder auch einer gewünschten Wasserqualität.<br />

Ein Argument gegen den Einsatz war, dass die<br />

Ersatzzellen oft sehr teuer und die erreichten Standzeiten<br />

in einigen Anwendungen zu kurz waren. Hier hat sich<br />

in den letzten Jahren eine positive Entwicklung eingestellt<br />

und einige Hersteller geben recht lange Garantien<br />

auf die Zellen. In einer Neubetrachtung der Auswahl der<br />

Desinfektionsverfahren spielt zudem die Verfügbarkeit,<br />

Preisentwicklung, Transportsituation und Nachhaltigkeit<br />

der Ex-situ-Biozide wie Calciumhypochlorit, Natriumhypochlorit<br />

oder Chlorgas eine wesentliche Rolle. Eine eindeutige<br />

Aussage, welches Desinfektionsverfahren für<br />

eine Badewasseraufbereitungsanlage die beste Lösung<br />

ist, kann aber nur nach ganzheitlicher Betrachtung folgender<br />

Punkte getroffen werden:<br />

12), 13)<br />

• Substitutionsbetrachtung<br />

• Investitionsmöglichkeiten<br />

• Betriebskosten<br />

• Wasserqualität Füllwasser<br />

• Betriebspersonal, Betriebssicherheit<br />

Eine Entscheidung kann nur in Zusammenwirkung zwischen<br />

Bauherrn, Fachplaner, Anlagenerrichter und Hersteller<br />

getroffen werden. Elektrolysesysteme werden<br />

nun in den Entscheidungsprozessen aber eine neue Bewertung<br />

bekommen und wir dürfen gespannt sein, ob<br />

sich daraus ein neuer (alter) Trend entwickelt.<br />

Literatur<br />

1) Verordnung (EU) Nr. 528/2012 über die Bereitstellung auf dem Markt und<br />

die Verwendung von Biozidprodukten<br />

2) Dr. Dirk P. Dygutsch: „EU-Biozid-Verordnung”. In: <strong>AB</strong> Archiv des <strong>Badewesen</strong>s<br />

03/2014, S. 160–169<br />

3) Positionspapier der Verbände Deutsche Gesellschaft für das <strong>Badewesen</strong><br />

(DGfdB), Bundesverband Schwimmbad & Wellness (bsw), Internationale<br />

Akademie für Bäder-, Sport- und Freizeitbauten e.V. (I<strong>AB</strong>), European<br />

Waterpark Association (EWA), des Normungsausschusses Wasserwesen<br />

des Deutschen Instituts für Normung (DIN/DVGW NA 119-07-04-01), der<br />

Internationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen (IAKS), des<br />

Deutschen Sauna-Bunds (DSB) sowie der Bundesvereinigung der Firmen<br />

im Gas- und Wasserfach (figawa) zu den Auswirkungen der EU-BiozidVO<br />

528/2012, Dezember 2014<br />

4) DIN 19693:2021 „Anlagen zur Wasserbehandlung – In-situ-Erzeugung von<br />

Bioziden – Aktives Chlor hergestellt aus Natriumchlorid durch Elektrolyse”<br />

5) E EN DIN 17818 „Anlagen zur In-situ Erzeugung von Bioziden – Aktives<br />

Chlor hergestellt aus Natriumchlorid durch Elektrolyse“<br />

6) Thomas Beutel: „Elektrolyseanlagen: neue normative Anforderungen nach<br />

DIN 19693“. In: <strong>AB</strong> Archiv des <strong>Badewesen</strong>s 03/2021, S. 230–240<br />

7) E DIN 19643-1:2022-06 „Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser<br />

– Teil 1: Allgemeine Anforderungen”<br />

8) DIN EN 16370 „Produkte zur Aufbereitung von Wasser für den menschlichen<br />

Gebrauch — Natriumchlorid zur elektrochemischen Erzeugung von<br />

Chlor vor Ort mittels Membranzellen”<br />

9) DIN EN 16401 „Produkte zur Aufbereitung von Schwimm- und Badebeckenwasser<br />

— Natriumchlorid für den Einsatz in Anlagen zur elektrochemischen<br />

Erzeugung von Chlor”<br />

10) Dr. Dirk P. Dygutsch, Thomas Beutel und Alexander Reuß: „Schwimm- und<br />

Badebeckenwasserdesinfektion unter Verwendung von Elektrolyseanlagen”.<br />

In: <strong>AB</strong> Archiv des <strong>Badewesen</strong>s 07/2013, S. 428–437<br />

11) DIN EN 14743:2007-09 „Anlagen zur Behandlung von Trinkwasser innerhalb<br />

von Gebäuden – Enthärter – Anforderungen an Ausführung, Sicherheit<br />

und Prüfung”<br />

12) Simon Schnitzler: „Substitutionsprüfung – einfach und sicher“. In: <strong>AB</strong> Archiv<br />

des <strong>Badewesen</strong>s 10/2015, S. 611–627<br />

13) Dr. Robert Kellner und Hans Kübler: „Prüfung der Substitutionsverpflichtung<br />

der Gefahrstoffverordnung“. In: <strong>AB</strong> Archiv des <strong>Badewesen</strong>s 12/2010,<br />

S. 801–806

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