BS 02-2017
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Schifffahrt<br />
Künftig soll für die Schifffahrt ein Teifgang von 1,40 m an 345 Tagen im Jahr ermöglicht werden<br />
Foto: Fotolia<br />
rer Referenzwert für den langjährigen<br />
Wasserstand der Elbe gewählt. Demnach<br />
soll künftig eine Mindesttiefe von 1,40 m<br />
gelten. Die durchgängig verfügbaren Fahrrinnentiefen<br />
könnten sich um bis zu 20 cm<br />
bei Niedrigwasser gegenüber dem Ist-Zustand<br />
verbessern. »Damit kommen wir an<br />
unsere Forderung sehr nahe heran«, erklärt<br />
Ehrhardt.<br />
Ziel ist es, durch örtliche Eingriffe an<br />
Buhnen oder Leitwerken die Schiffbarkeit<br />
der Binnenelbe zu verbessern, vor allem<br />
in Niedrigwasserphasen. Entlang des<br />
Flusses sollen künftig Streckeninformationen<br />
zur Selbstwahrschau (AIS, ECDIS) zur<br />
Verfügung gestellt werden. Um das Bundeswasserstraßenensystem<br />
Elbe–Mittellandkanal–Elbe-Seitenkanal<br />
insgesamt zu<br />
stärken, soll auch der Ersatzneubau einer<br />
Schleuse in Scharnebeck gemäß dem im<br />
August beschlossenen Bundesverkehrswegeplan<br />
2030 »so zügig wie möglich« realisiert<br />
werden.<br />
Ehrhardt warnt dennoch vor übertriebenen<br />
Erwartungen. Zwar stehe die WSV<br />
»in den Startlöchern«, um an der Elbe tätig<br />
zu werden. »Aber Wasser machen können<br />
sie auch nicht«, sagt Magdeburgs Hafenchef.<br />
Als Mittelgebirgsfluss bleibe die<br />
Elbe in starkem Maße abhängig von Wetter<br />
und Klima.<br />
Der Bundestag muss nun noch das Gesamtkonzept<br />
verabschieden, um den Weg<br />
für Planfeststellungsverfahren frei zu machen.<br />
Jürgen Klimke, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft<br />
Elbe der CDU/CSU im<br />
Bundestag, erwartet Investitionen in dreistelliger<br />
Millionenhöhe. Ende März findet<br />
eine Regionalkonferenz statt, die festlegen<br />
soll, welche Baumaßnahmen oberste Priorität<br />
haben. Dazu gehört neben Scharnebeck<br />
die Reststrecke zwischen Hitzacker<br />
und Dömitz (Elbe-km 508 bis 521).<br />
Kriegsbedingt wurde in diesem Streckenabschnitt<br />
die Bauwerksanpassung<br />
ausgesetzt und auch zu Zeiten der deutschen<br />
Teilung nicht mehr realisiert. Die<br />
Elbe ist in diesem Abschnitt 50 m breiter<br />
als sonst. Durch das Fehlen von wirksamen<br />
Buhnen kommt es zu einem ungleichmäßigen<br />
Sedimenttransport und in der Folge zu<br />
großen, wandernden Sandbänken, die sich<br />
stromab bewegen. Sie machen das ständige<br />
Verlegen der Fahrrinne und ständige Baggerarbeiten<br />
erforderlich.<br />
Sohl-Erosion und fehlende Buhnen<br />
Ein zweites Problem: Die Sohle der Elbe<br />
hat sich fast auf ihrer gesamten Lauflänge<br />
teils substantiell eingetieft, von der Erosion<br />
besonders betroffen ist der Abschnitt<br />
von Mühlberg bis zur Mündung der Saale<br />
bei Barby (Elbe-km 120 bis 290). Das führt<br />
zu Beeinträchtigungen für die Schifffahrt<br />
und zu einer Absenkung der Wasserspiegellagen.<br />
Hier besteht hoher Zeitdruck, da<br />
die Auen sukzessive austrocknen und die<br />
wasserabhängigen Landökosysteme stark<br />
bedroht sind.<br />
Insgesamt sind jetzt 55 Einzelmaßnahmen<br />
aufgelistet, die geprüft und anschließend<br />
umgesetzt werden sollen.<br />
In einer Volkswirtschaft wie der deutschen,<br />
die vom Handel und im Besonderen<br />
vom Export lebe, seien Transport und<br />
Logistik ein wichtiger Faktor zur Wohlstandsbewahrung<br />
und Zukunftssicherung.<br />
»Dabei darf nicht vergessen werden, welch<br />
aufstrebender Wirtschaftsraum sich entlang<br />
der Mittel- und Oberelbe in den vergangenen<br />
25 Jahren bereits entwickelt hat<br />
und noch entwickeln wird«, so Ehrhardt.<br />
»Mit den Maßnahmen in der sogenannten<br />
Erosionsstrecke wird endlich ein gemeinsamer<br />
Weg für eine verkehrlich zuverlässigere<br />
und den Ansprüchen des<br />
Natur- und Umweltschutz gerechter werdende<br />
Elbe beschritten«, sagt Boris Kluge,<br />
Vertreter des Bundesverbands Öffentlicher<br />
Binnenhäfen (BÖB). Nicht zuletzt sei die<br />
Verabschiedung des Gesamtkonzepts Elbe<br />
Voraussetzung für den Erhalt der zahlreichen<br />
Werftstandorte an der Elbe, ergänzte<br />
Ragnar Schwefel für den Verband für<br />
Schiffbau und Meerestechnik (VSM).<br />
Ein positives Echo gab es auch aus<br />
Tschechien, wo bei Decin eine neue Staustufe<br />
geplant ist. Ohne den deutschen Elbe-Kompromiss<br />
wären die Pläne ad absurdum<br />
geführt worden. Die angestrebten<br />
1,40 m, so heißt es, entsprächen dagegen<br />
den deutsch-tschechischen Vereinbarungen<br />
von 2006 über die Schiffbarkeit der<br />
Elbe.<br />
M<br />
12 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 2