BODEN 2030 - Difu.de
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I Einleitung<br />
6<br />
Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungspolitik wur<strong>de</strong>n in<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit überwiegend unter<br />
Wachstumsgesichtspunkten diskutiert<br />
und betrieben. Zentrale Zielsetzung war<br />
die Bereitstellung von ausreichen<strong>de</strong>m und<br />
bezahlbarem Bauland und Wohnraum. Die-<br />
se Zielsetzungen sind auch künftig von<br />
Be<strong>de</strong>utung – allerdings ist im Hinblick<br />
auf sich verän<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> <strong>de</strong>mografische, gesellschaftliche,<br />
politische und klimatische<br />
Rahmenbedingungen damit zu rechnen,<br />
dass sich stadtentwicklungspolitische und<br />
wohnungswirtschaftliche Prioritäten än<strong>de</strong>rn<br />
(müssen).<br />
Für Nordrhein-Westfalen ist in vielen Regionen<br />
mit einem Bevölkerungsrückgang<br />
zu rechnen, einige Regionen und Städte<br />
sind hiervon bereits heute betroffen. Der<br />
Rückgang <strong>de</strong>r Bevölkerung ist nicht unmittelbar<br />
auch mit einem Rückgang <strong>de</strong>r Nachfrage<br />
nach Wohnbaugrundstücken o<strong>de</strong>r<br />
Bestandsimmobilien verbun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nnoch<br />
sind, wenn die Zahl <strong>de</strong>r Privathaushalte<br />
sinkt, mittel- bis langfristig auch Nachfragerückgänge<br />
zu erwarten. Die bislang auf<br />
Wachstum ausgerichtete Wohnungs- und<br />
Bo<strong>de</strong>npolitik <strong>de</strong>r Kommunen muss sich an<br />
verän<strong>de</strong>rten Erfor<strong>de</strong>rnissen orientieren und<br />
sich <strong>de</strong>r wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Nachfragesituation<br />
anpassen.<br />
Mit <strong>de</strong>r Bevölkerungszahl än<strong>de</strong>rt sich auch<br />
die Altersstruktur. Die ältere Generation<br />
wird zahlenmäßig stärker wer<strong>de</strong>n, die<br />
Zahl von Jüngeren (unter 40 Jahren) und<br />
Kin<strong>de</strong>rn wird dagegen abnehmen. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
die Verän<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>n eigentumsbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Altersklassen wirken sich<br />
dämpfend auf die Nachfrage nach Bauland<br />
und Bestandsimmobilien aus. Auch qualitative<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Nachfrage wer<strong>de</strong>n<br />
sich ergeben: Die Ansprüche an die Wohnung<br />
bzw. das Haus und das Wohnumfeld<br />
än<strong>de</strong>rn sich, die Erreichbarkeit von Einrichtungen<br />
<strong>de</strong>s täglichen Bedarfs o<strong>de</strong>r von<br />
Freizeit- und Kultureinrichtungen gewinnt<br />
an Be<strong>de</strong>utung. Viele <strong>de</strong>r ‚jungen Alten‘ bevorzugen<br />
zentralere Standorte, möchten<br />
nicht (mehr) am Stadtrand im Grünen leben<br />
und ziehen in die innerstädtischen Wohnlagen.<br />
Wohnungs- und Städtebau müssen<br />
1 Anlass und Problemstellung<br />
sich stärker als bisher an <strong>de</strong>n Bedürfnissen<br />
<strong>de</strong>r älteren Bevölkerungsgruppen orientieren,<br />
<strong>de</strong>nn diese beeinflussen maßgeblich<br />
die Nachfrage.<br />
Die ethnische Zusammensetzung <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
verän<strong>de</strong>rt sich; die Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Personen mit Migrationshintergrund steigt.<br />
Diese haben allerdings keinen grundsätzlich<br />
an<strong>de</strong>ren Anspruch an das Wohnen. Sozioökonomische<br />
Kriterien und <strong>de</strong>r Zugang<br />
zum Bo<strong>de</strong>n- und Wohnungsmarkt spielen<br />
eine wichtigere Rolle für die Nachfrage als<br />
<strong>de</strong>r ethnische Hintergrund.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>s zu erwarten<strong>de</strong>n zahlenmäßigen<br />
Anstiegs <strong>de</strong>r Personen mit Migrationshintergrund<br />
entwickeln sich Notwendigkeiten,<br />
aber auch Potenziale, die<br />
Nachfrage dieser Bevölkerungsgruppen<br />
künftig stärker zu beachten und diese auch<br />
als wichtige Nachfragegruppe <strong>de</strong>r Zukunft<br />
zu erkennen. Gera<strong>de</strong> im Neubaubereich <strong>de</strong>r<br />
Einfamilienhäuser gibt es aber immer wie<strong>de</strong>r<br />
Befürchtungen einer zu starken Konzentration<br />
bestimmter ethnischer Gruppen<br />
und hiermit verbun<strong>de</strong>ner Probleme<br />
– insbeson<strong>de</strong>re Vermarktungsprobleme.<br />
Steuerungsmöglichkeiten gibt es nur sehr<br />
begrenzt – und auch nur im Bereich <strong>de</strong>r<br />
Vergabe kommunaler Grundstücke. Bo<strong>de</strong>npolitik<br />
bietet kein Instrumentarium zur Lösung<br />
von Integrationsproblemen. Hier müssen<br />
auf an<strong>de</strong>rer Ebene die erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Maßnahmen ergriffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Im gesellschaftlichen und politischen Bereich<br />
gibt es eine Reihe von Verän<strong>de</strong>rungen,<br />
die sich auf die Wohnbedürfnisse und die<br />
Nachfrage nach Baugrundstücken auswirken.<br />
Die Individualisierung <strong>de</strong>r Gesellschaft,<br />
neue Wohn- und Lebensformen (Singles,<br />
Alleinerziehen<strong>de</strong>, kin<strong>de</strong>rlose Paare, Wohngemeinschaften<br />
etc.), verän<strong>de</strong>rte Lebensziele,<br />
sich wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaft an <strong>de</strong>n Einzelnen, aber<br />
auch die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r ökonomischen<br />
Leistungsfähigkeit Einzelner führen dazu,<br />
dass sich die Nachfrage insgesamt diversifiziert.<br />
Die in <strong>de</strong>r Vergangenheit vornehmlich<br />
realisierten Wohnkonzepte zielen auf<br />
die ‚klassische‘ Familie ab. Diese Lebens-