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BS 11-2022

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EDITORIAL<br />

Hamburgs<br />

maritimesmes Herz<br />

Krischan Förster<br />

Chefredakteur<br />

Standortfrage neu gestellt<br />

Für seine klaren Worte zur Situation der<br />

Binnenschifffahrt als Ehrengast des<br />

Schiffermahls in Duisburg hatte BASF-<br />

Chef Martin Brudermüller vor ziemlich<br />

genau einem Jahr viel Lob und Anerkennung<br />

erhalten. Gemeinsam mit<br />

Schifferbörsen-Vorstand Frank Wittig<br />

hatte er deutliche Forderungen an die<br />

Bundespolitik formuliert und die<br />

schnellstmögliche Umsetzung »konkreter<br />

Projekte« angemahnt.<br />

Ein Jahr und ein Niedrigwasser später<br />

ist zu konstatieren, dass viele Hoffnungen<br />

enttäuscht und kaum Fortschritte<br />

erzielt wurden. Doch inzwischen<br />

haben die allseits bekannten<br />

Probleme eine neue Dimension erreicht.<br />

Die durch Russlands Angriffskrieg<br />

in der Ukraine ausgelöste Energiekrise,<br />

die von einer grassierenden Inflation<br />

flankiert wird und demnächst in<br />

eine weltweite Rezession führen könnte,<br />

hebt jede Debatte von einem vermeintlich<br />

nationalen mindestens auf<br />

ein europäisches, wenn nicht auf ein<br />

globales Niveau. Es geht um nicht weniger<br />

als die Zukunft des Wirtschaftsstandortes<br />

Deutschland.<br />

Schon unter dem Eindruck des Niedrigwassers<br />

von 2018 und zuletzt dem<br />

von August <strong>2022</strong> wurde in der einen<br />

oder anderen Konzernzentrale die<br />

Standortfrage neu gestellt, damals noch<br />

mit Blick auf die unklare Versorgungssicherheit.<br />

Jetzt kommen die hohen<br />

Energiepreise hinzu, und nicht nur bei<br />

der BASF stellt sich die Frage, wo künftig<br />

produziert wird – weiter am Rhein<br />

oder eben im Ausland.<br />

Der Chemiekonzern hat weltweit<br />

100.000 Mitarbeiter und fährt seine Gewinne<br />

vor allem in Asien ein, ähnlich<br />

wie auch andere große deutsche Unternehmen.<br />

Also wird massiv in China investiert,<br />

10 Mrd. € sind es bis 2030. In<br />

der Provinz Guangdong baut die BASF<br />

gerade eine riesige neue Anlage – es soll<br />

der drittgrößte Standort überhaupt werden.<br />

Die europäischen Produktionsanlagen<br />

mit hohen Personal- und Energiekosten<br />

lohnen sich immer weniger.<br />

BASF-Chef Brudermüller mahnte<br />

jüngst unverblümt an, dass die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Standorte<br />

dringend verbessert werden müsste.<br />

Und schafft bereits Tatsachen: Am<br />

Stammsitz in Ludwigshafen sollen Stellen<br />

gestrichen werden.<br />

Spätestens jetzt paaren sich Verkehrsund<br />

Energiepolitik: Neben der vernachlässigten<br />

Infrastruktur rücken massiv<br />

Import, Lagerung und Verteilung neuer<br />

Energieträger in den Fokus und werden<br />

künftig zu den entscheidenden Standortfaktoren.<br />

Die Binnenschifffahrt ist,<br />

wie alle anderen Transporteure, bei<br />

dieser Entwicklung, gerade wenn es um<br />

die Kosten einer Industrieproduktion in<br />

Deutschland geht, kaum mehr als ein<br />

Zaungast. Die entscheidenden Weichen<br />

werden zweifellos in Berlin gestellt.<br />

Doch mit dieser Zukunftsfrage für<br />

den Wirtschaftsstandort Deutschland<br />

muss sich auch das Gewerbe im Interesse<br />

der eigenen Existenz und zur Sicherung<br />

künftiger Transportmengen<br />

zwangsläufig beschäftigen, jenseits des<br />

allgegenwärtigen Hypes ums Thema<br />

Wasserstoff. Es mag nur ein Puzzle-Teil<br />

in den anstehenden Standortdebatten<br />

sein, aber eben ein immens wichtiges.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />

...mehr<br />

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Binnenschifffahrt <strong>11</strong> | <strong>2022</strong><br />

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TELEFON: 040 300 92 30-0 | WWW.IMM-HAMBURG.DE 3<br />

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