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faktor Winter 2022

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LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />

Im Testzentrum von Onejoon in Bovenden riecht<br />

es nach Metall, Öl – nach Werkstatt. Riesige<br />

Öfen sind in der hohen Seitenhalle aufgebaut, die<br />

bis zu 3.000 Grad Celsius erreichen und auf<br />

Techniken basieren, die mit unterschiedlichen<br />

Gasatmosphären gefahren werden können. Hier<br />

lassen Industriepartner und -kunden testen, mit welchem<br />

Ansatz sich bestmögliche Resultate in ihrem jeweiligen<br />

Produktionsprozess erreichen lassen.<br />

Das Testzentrum ist noch relativ neu, aber inzwischen<br />

voll ausgebucht. Es veranschaulicht gut die Welle des Erfolgs,<br />

auf der Onejoon derzeit surft. Zwei Standorte hat<br />

das Unternehmen in Deutschland – außer dem in Bovenden<br />

noch einen in Böblingen. Dort sind rund 100 Mitarbeiter<br />

beschäftigt, in Bovenden 140 – Tendenz stark<br />

wachsend. 2021 lag der Auftragseingang bei rund 100<br />

Millionen Euro, <strong>2022</strong> werden es voraussichtlich bereits<br />

300 sein.<br />

ES GIBT KAUM EINE INDUSTRIE, die ohne Öfen auskommt.<br />

Zum Beispiel bei der Produktion von Nassrasierern:<br />

Die in ihre Form gestanzten Klingen werden in Ofenanlagen<br />

gezielt erwärmt und gehärtet. Erst dann können<br />

sie scharf geschliffen werden. Für eine sanfte Rasur<br />

erhalten die Klingen in einer anderen Ofenanlage<br />

schließlich noch eine Teflon-Beschichtung. Ohne die<br />

Wärmebehandlungen in diesen Öfen wären die Klingen<br />

stumpf und würden wie eine spitze Harke auf die Haut<br />

wirken.<br />

Die Assoziation mit dem guten alten Backofen ist dabei<br />

nicht ganz falsch. Die Grundprinzipien der Erwärmung<br />

mittels Strahlung oder Umluft sind noch die gleichen wie<br />

früher. Die technische Entwicklung steckt im Detail – und<br />

auch in der Größe: Eine industrielle Ofenstraße kann<br />

durchaus 50 bis 100 Meter lang werden.<br />

Öfen für Rasierklingen sind ein kleiner Markt, aber<br />

einer, den die Firma bereits seit über 80 Jahren bedient.<br />

Denn das Unternehmen in Bovenden blickt auf eine<br />

mehr als 125-jährige Firmengeschichte zurück. 1888<br />

gründeten die Brüder Adolf und Ernst Ruhstrat ein Elektrogeschäft;<br />

aus der Zusammenarbeit mit der Universität<br />

entstand letztlich auch der erste elektrisch beheizte<br />

Hochtemperaturofen. Die Produktion dieser Öfen wurde<br />

jedoch 1896 separat ausgegliedert, in die Elektromechanischen<br />

Werkstätten Gebr. Ruhstrat, den Vorläufer<br />

des heutigen Unternehmens. 2011 wurde Ruhstrat dann<br />

von der Eisenmann AG übernommen, der Traditionsname<br />

verschwand und wurde durch Eisenmann Thermal<br />

Solutions GmbH & Co. KG ersetzt.<br />

Zur Person<br />

André Görnhardt, Jahrgang 1963, ist Geschäftsführer von<br />

Onejoon Deutschland und bereits seit langer Zeit im<br />

Unternehmen: 1986 machte er während des Studiums<br />

bei Eisenmann in den USA ein Praktikum, 1990 fing er<br />

dort auch beruflich an. Die Firma hatte einen kleinen<br />

amerikanischen Ofenbauer aufgekauft, dessen weltweiten<br />

Vertrieb Görnhardt mit aufbaute. 2006 übernahm er die<br />

Leitung des Geschäftsbereichs Ofenbau bei Eisenmann;<br />

2011 kam nach der Ruhstrat-Übernahme auch deren<br />

Geschäftsführung hinzu.<br />

4 |<strong>2022</strong> 23

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