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Investment Special

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die eigene Betreibergesellschaften haben. Was

Verkäufe betrifft, haben wir aktuell weniger

Mandate von Fonds, aber viele von familiengeführten

Hotels, bei denen eine Übergabe

bevorsteht, und die einen guten Preis lukrieren

möchten, der vielleicht im kommenden

Jahr nicht mehr erzielbar sein könnte.

Franz Pasler: Die Investorenseite ist abwartend

und beobachtet, wie sich der Markt weiterentwickelt

oder wartet auf Schnäppchen, wie am

Beginn der Corona-Pandemie. Diese gibt es aber

kaum. Neue Projekte sind wiederum zunehmend

„on hold“ weil keiner weiß, wie sich die

Finanzierungssituation entwickeln wird.

Daniel Jelitzka: Hätte ich Ihnen vor einem

Jahr erzählt, dass Russland in die Ukraine

einmarschiert, die Inflation auf zehn Prozent

ansteigt und die Energiekosten um das Vierbis

Fünfache in die Höhe steigen, hätten Sie

mich für verrückt erklärt. Früher hatten wir

eine Gleichung mit zwei Unbekannten. Heute

haben wir es mit sieben Unbekannten zu tun.

Und wer ein bisschen was von Mathematik

versteht, weiß, dass man eine solche Gleichung

nicht lösen kann. Keiner weiß derzeit

was passieren wird. Es ist eine sehr spannende

Zeit.

Wie schaut es mit den Renditen aus?

Weber: Grundsätzlich kann man festhalten,

dass die Assetklasse Hotel aktuell noch sehr

krisenresistent ist. In Europa sind die Spitzenrenditen

nur um 20 Basispunkte gestiegen.

Das ist schon deutlich weniger als zum

Beispiel in der Logistik.

Jelitzka: Hotel-Assets in Prime-Lagen haben

ihren Wert absolut gehalten. Solche Objekte

kommen zum selben Preis auf den Markt

wie vor Corona. Es zeigt sich also: Bluechip

bleibt Bluechip. B-Lagen werden sicherlich

eine Korrektur erleben. Die Frage ist, wie

lange wird sie dauern? Bei Hotels in C-Lagen

haben sich die Renditeerwartungen dagegen

spürbar verändert. Da gibt es einige Häuser,

die zu kämpfen haben. Es gilt die Faustregel,

dass sich die Cap Rates, wenn die Zinsen um

hundert Basispunkte steigen – je nach Lage

– um 20 bis 25 Basispunkte bewegen. Das ist

eine gute Nachricht: Steigen die Zinsen um

200 Basispunkte, sollten die Cap Rates um

maximal 50 Basispunkte zurückgehen. Das ist

okay. Man muss ja nicht verkaufen, sondern

kann abwarten, bis der Markt wieder raufgeht.

Sie haben vorher eine starke Expansion der

Betreiber angesprochen…

Jelitzka: Derzeit sind unglaublich viele

Betreiber aktiv. Vor allem die großen Brands,

die ihre regionalen Marktpositionen ausbauen

wollen. Wir haben also kein Problem, Betreiber

für unsere Hotels zu finden.

Pasler: Wir sehen jetzt schön langsam, dass

sich bei den Betreibern die Spreu vom Weizen

trennt. Es ist natürlich schön, eine Brand auf

der Fassade stehen zu haben. Es gibt aber

einige White-Label-Betreiber, die geglaubt

haben, mit den Developern mitschwimmen

zu können und zu rasch expandiert haben. Sie

wurden teilweise von den Covid-Förderungen

durch die letzten zweieinhalb Jahre getragen.

Die werden jetzt einige massive Schwierigkeiten

bekommen.

Jelitzka: Da bin ich völlig bei Ihnen. In Südeuropa

hat es keine Förderungen gegeben wie bei

uns. Da ist der Schmerz schon vor zweieinhalb

Jahren angekommen. Das fängt in Resteuropa

erst jetzt an. Man darf nicht vergessen, dass

wir im Jänner und Februar 2022 noch einen

Lockdown hatten. Und die Corona-Hilfen

werden Anfang des Jahres abgedreht…

Wird der Hype um die Ferienhotellerie

weitergehen?

Jelitzka: Wenn die Corona-Pandemie etwas

Gutes gebracht hat, dann, dass die Leisure-

und Resort-Hotellerie zur Assetklasse

geworden ist. Das zeigt auch, dass alle großen

europäischen Fondsgesellschaften in den

letzten 18 Monaten eigene Spezialvehikel

gelauncht haben. Die Leisure-Hotellerie ist als

Assetklasse entdeckt worden, weil sie resilienter

ist als die Stadthotellerie. Auch haben sich

die Spitzenrenditen von guten Resort-Assets

jenen guter Stadt-Assets angeglichen. Früher

gab es zwischen ihnen einen Gap von mindestens

50 Basispunkten.

„Die Käuferseite wartet

zunehmend ab, weil sie

von steigenden Renditen

ausgeht.“

Nadja Hafez,

Adeqat Investment Services

Ist Ferienhotellerie wirklich langfristig

rentabler?

Hafez: Ja, beispielsweise ist die Auslastung

in der Ferienhotellerie nach der Wiedereröffnung,

mit Ende der Lockdowns, sehr schnell

wieder gestiegen. Und heuer sind auch die

Zimmerraten sowohl in der Ferienhotellerie

als auch der gehobenen Stadthotellerie massiv

gestiegen. Letztere verzeichnet ein Plus von

bis zu 35 Prozent und liegt damitum 25 Prozent

über dem Niveau von 2019. Man sieht also: Die

Hotels in diesem Segment können Kostenanstiege

beispielsweise beim Personal oder der

Energie leichter durchsetzen.

Pasler: Man muss natürlich zwischen der

Resort-Hotellerie in maritimen Badedestinationen

und jener im alpinen Raum

unterscheiden. Aus meiner Sicht, eignen sich

Produkte in den Bergen nur bedingt für Institutionelle,

vor allem wegen der größeren

Saisonalität im Vergleich zur Stadthotellerie.

Dazu kommen die geringen Hotelgrößen.

Man müsste mehrere kleine Einheiten an

einer Destination operativ zu einem Resort

zusammenbringen und die geeigneten

Betreiber dafür haben. Meine Erfahrung ist,

dass die großen internationalen Marken an

alpinen Destinationen kaum was bringen –

vielleicht Image, aber das kommt kaum in

Form von Cash in der Hotelkasse an.

Jelitzka: Die Ferienhotellerie funktioniert nur

dann, wenn die Saison acht, oder noch besser

zehn Monate dauert. Und was die Größe

betrifft: In der Ferienhotellerie liegt der „sweet

Spot“ bei mindestens 80 Zimmern, in der

Stadthotellerie idealerweise bei 120.

Investment Special 2022

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