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Investment Special

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tausend Zimmer mehr. Die Hotels werden

größer und einheitlicher im Layout. Ich

glaube, dass sich dieser Trend fortsetzen wird,

weil große Häuser einfacher zu bespielen sind.

Pasler: Die Stadthotellerie hat es grundsätzlich

etwas einfacher, weil sie sich breiter aufstellen

kann. Man hat das Kongressgeschäft, man

hat die Business Traveller und die normalen

Touristen. Es gibt also mehr Ankerpunkte in der

Vermarktung. Und wenn man wie Wien einen

Top-Tourismusverband hat, der die Destination

so enorm pusht, dann hat man es als Hotelier

mit der Vermarktung natürlich einfacher.

Jelitzka: Interessant ist, dass sich das Bild der

Stadthotellerie völlig gewandelt hat. Das Hotel

wird immer mehr zum Grätzel-Hub, das sich

auch für die Einheimischen öffnet. Beispielsweise

hat Sébastien Bazin, der Chef von Accor,

heuer verkündet, dass jeder für einen geringen

Mitgliedsbeitrag von zehn, 15 Euro in allen

Hotels der Gruppe die Lobby als Co-Working-

Space nutzen kann. Das ist eine wirkliche

Gefahr für Co-Working-Space-Betreiber.

Weil Sie zuvor auch eine Marktbereinigung

angesprochen haben: Wie steht es

um das Bettenangebot am Wiener Hotelmarkt?

Hafez: Allein in Wien sind rund 40 neue

Hotelprojekte in der Pipeline. Natürlich muss

man abwarten, ob sie angesichts des Zinsanstiegs

und der hohen Baukosten tatsächlich

umgesetzt werden. Aber grundsätzlich sollten

in den kommenden Jahren weitere drei- bis

viertausend Zimmer auf den Wiener Markt

kommen. In Graz soll das bestehende Zimmerangebot

sogar um ein Drittel wachsen.

Jelitzka: Während es in ganz Europa genügend

Betreiber gibt, sehe ich einen Mangel an Hotelprojekten.

Woran liegt das? Für Developer

ist es extrem schwierig, zu Finanzierungen zu

kommen. Wenn in Italien, Spanien, Portugal

oder Griechenland ein Hotelprojekt finanziert

werden soll, braucht man mindestens 50

Prozent Eigenkapital. In Italien beträgt der

Aufschlag auf den Euribor bei manchen

Banken plus 400 Basispunkte. Hat man einen

Euribor von zwei Prozent, heißt das, dass ich

sechs Prozent Kapitalkosten habe. Jedes Hotel

muss also mindestens sechs Prozent Rendite

abwerfen, damit der Kapitaldienst bedient

werden kann.

Pasler: Auf der anderen Seite gibt es Länder

wie Deutschland, Holland oder Österreich, wo

bonitätsstarke Investoren auch mal nur 20 bis

30 Prozent Eigenkapital benötigen, wenn diese

ein gutes Standing bei der Bank haben.

Darf ich Sie abschließend fragen, was für

Sie das Besondere an der Assetklasse Hotel

ist?

Jelitzka: Die Hotellerie ist sicher das Immobilien-Asset,

das dem Menschen am nächsten ist

beziehungsweise am meisten Spaß macht. Es

„Ich glaube, dass künftig

Betreiber auf den Markt

kommen werden, die wir

noch gar nicht

am Radar haben.“

Marcel Weber;

Arnold Investments

geht um tolle Architektur, es geht um Psychologie,

um Storytelling. Besonders ist auch, dass

man sofort Feedback bekommt, ob der Gast

zufrieden ist oder nicht. Und natürlich sind

Hotels auch ein gutes Geschäft.

Pasler: À la longue sind Hotels ein relativ

krisensicheres Investment. Schwankungen

kommen zwar immer wieder vor, aber das

Verreisen wird immer ein Thema sein. Hotels

sind auch emotionale Investments. Sie

bereiten Freude, wenn man sie besucht. Sie

bieten darüber hinaus die Möglichkeit, ein

aktiver Investor zu sein sich in den Betrieb

einzubringen.

Weber: Ich glaube, für Privatinvestoren ist

es auch oft eine Prestigesache, das schönste

Hotel der Stadt zu besitzen. Für Institutionelle

sind Hotels wiederum eine gute Möglichkeit,

um ihr Portfolio zu durchzumischen beziehungsweise

um aus gewissen Zyklen auszubrechen,

weil es den Tourismus schon immer

gegeben hat und auch immer geben wird.

Hafez: Die langfristige Entwicklung des

Tourismus ist positiv. Und natürlich ist es die

emotionalste Assetklasse. Letztlich kann die

Assetklasse für alle Seiten wirtschaftlich sehr

sinnvoll sein.“

Investment Special 2022

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