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88 MÖBEL, PENDULEN, BRONZEN, SPIEGEL, TAPISSERIEN UND DIVERSES 1139* PRUNK-PENDULE „AU DROMADAIRE“, <strong>Louis</strong> <strong>XV</strong>, das Gehäuse wohl von J.J. DE SAINT-GERMAIN (Jean-Joseph de Saint-Germain, Meister 1750), das Zifferblatt und Werk sign. BRINDEAU A PARIS (Nicolas Brindeau, gest. nach 1788), die Bronzen mit „c couronné“ (eine Steuermarke, die 1745-1749 auf alle Kupfer enthaltenden Legierungen angebracht wurde), <strong>Paris</strong> um 1745/50. Bronze matt- und glanzvergoldet. Kauerndes Dromedar, auf dem Rücken das geflügelte Uhrwerk mit kleinem Orientalen tragend, auf flachem Sockel mit Käfern, Mäusen, Schnecken und Blumen. Emailzifferblatt mit arabischen Minuten- und römischen Stundenzahlen. Feines Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. 36x22x55 cm. Provenienz: Aus einer bedeutenden europäischen Privatsammlung. Bedeutende Pendule von hoher Qualität und Eleganz, das wohl gelungenste der „modèles exotiques“. Man denke z.B. auch an die Pendulen „au rhinocéros“ oder „à l’éléphant“. 4 identische Modelle sind bekannt: Das erste, vom gleichen Uhrmacher, heute Bestand des Musée du Louvre (Inv. O.A. 6636), wurde während der Französischen Revolution im „Dépôt Egalité“ aufbewahrt. Das zweite, mit einem Werk von N. Balthazard, ist Bestand der Sammlungen der Comtesse de la Baulme-Pluvinel und wurde 1910 im Musée des Arts Décoratifs ausgestellt. Das dritte Modell, mit Zifferblatt sign. Le Neveu, wurde am 4.12.1950 (Katalognr. 109) in <strong>Paris</strong> verkauft. Ein viertes, das Zifferblatt und Werk sign. L. David L. Carré, wurde in unserer September-Auktion 2003 (Katalognr. 1136) verkauft. N. Brindeau galt als „ouvrier libre“ und stellte bedeutende Pendulen her. Er arbeitete mit wichtigen „bronziers“ seiner Zeit und mit P. Delavigne zusammen. J.J. de Saint-Germain wurde 1719 in <strong>Paris</strong> geboren. Sein Vater Joseph war Ebenist, auf die Herstellung von Uhrgehäusen spezialisiert und im Faubourg- Saint-Antoine tätig; Angehörige der Verwandtschaft mütterlicherseits arbeiteten in Giesser-Berufen. Jean-Joseph war beides, Giesser und Uhrenbauer. Erst 1750 erhielt er die Meisterwürde, nachdem er lange keiner Zunft angehört hatte. Seine Mutter Marie-Thérèse stammte aus einer berühmten Giesserfamilie, der Gaspard Prieur angehörte und deren berühmtestes Mitglied Jean-<strong>Louis</strong> Prieur war. Die hohe Anzahl von Künstlerateliers im Faubourg-Saint-Antoine, die im Dienst aller Arten und Prozeduren der Luxusindustrie standen, macht J.J. de Saint-Germains Wahl seiner Wohnungen verständlich. 1745 wohnte er in der Rue de Charenton - wahrscheinlich in den Räumen, die er 1747 vom Eigentümer Pierre II Migeon mietete. Inventare, die 1779 nach dem Tod des Künstlers von der Witwe aufgenommen wurden, beschrieben das Innere seiner Wohnung als reicher, grossbürgerlich möblierter Haushalt; die Dokumente sagen auch etwas über seine Persönlichkeit aus. 1779 grenzte sein Kabinett an 1139 (Detail) ein Laboratorium und enthielt Zeichnungen und Musikpartituren. Unter den Büchern seiner Bibliothek fanden sich die Schriften von Voltaire und Boileau, Geschichts- und Geographiewerke und solche über Mineralogie und Botanik. J.J. de Saint-Germain besass Sammlungen einheimischer und exotischer Pflanzensamen in mehr als dreitausend Glasgefässen, in der Orangerie und im Treibhaus befanden sich unzählige Topfpflanzen. Er sammelte auch Mineralien, Muscheln, Versteinerungen und präparierte Insekten. Die Bedeutung von de Saint-Germains Uhrgehäuse-Produktion erklärt die grosse Anzahl von Uhrmachern in seiner Kundschaft - von mehr als <strong>70</strong>, aus <strong>Paris</strong> und aus der Provinz, hat man die Namen ausfindig machen können; darunter sind die wichtigsten Uhrmacher des <strong>18</strong>. Jahrhunderts: J. Gudin, J.B. Dutertre, F. Viger, J.B. Baillon, M. Stollenwerck, J. und P. Leroy, J. Martin, J. Moisy, F. Berthoud, J.P. Manière, J. Roques, F. Ageron und viele andere. Zu J.J. de Saint-Germains Kunden gehörten die Duchesse d’Orléans, der Duc de Praislin, Marquis de Pange und Marquis d’Eaubonne, Monseigneurs de Billy und de Boulogne und Amelot de Gagny - ein reicher Financier, dessen Sammlungen zu den berühmtesten des <strong>18</strong>. Jahrhunderts gehören. Der französische Königshof kaufte diverse Pendulen, von denen drei dank der Inventare des „Garde-Meuble“ und des „Mobilier des Princes“ mit Sicherheit zu identifizieren sind. Die erste ist eine „pendule de cheminée en bronze doré d’or moulu, sur une terrasse représentant l’enlèvement d’Europe, le taureau coleur de bronze antique, une nymphe et un amour“. Die zweite ist eine „pendule à carillon représentant Rinocéros portant la pendule et posé sur un coffre d’ébénisterie plaqué garni de bronze doré d’or moulu“ - wahrscheinlich handelt es sich hierbei um jene Pendule, die der Duchesse d’Orléans gehörte und von ihrem Sohn mit dem Schloss Saint-Cloud 1785 dem König verkauft wurde. Die dritte Pendule war persönlicher Besitz der Königin Marie-Antoinette und ist durch das von Robin im Jahr II angelegten Inventar bekannt. Es handelt sich um eine „pendule portée par un Rinocéros, posé sur terrasse doré en ormoulu, l’animal noir de fumé portant sur son dos un tambour dans lequel est le mouvement à sonnerie du nom de J.B. Baillon“. Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S. 368 (biogr. Angaben zu Brindeau). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, <strong>Paris</strong>; S. 56 (biogr. Angaben zu Brindeau). J.D. Augarde, Les ourviers du temps, Genf 1995; S. 290 (biogr. Angaben). H. Ottomeyer / P. Pröschel, Vergoldete Bronzen, München 1986; II, S. 521-535 (biogr. Angaben zu Saint-Germain). E. Niehüser, Die französische Bronzeuhr, München 1997; S. 197 (Abb. 8, eine modellogleiche Pendule). P. Kjellberg, Encyclopédie de la pendule française du Moyen Age au XXe siècle, <strong>Paris</strong> 1997; S. 130. E. Dumonthier, Les bronzes du Musée National, pendules et cartels, <strong>Paris</strong> <strong>18</strong>19; Tafel 11 (Abb. einer identischen Pendule aus dem „Ministère de la Guerre“). CHF 120 000.- / <strong>18</strong>0 000.- (€ 75 000.- / 112 500.-) Siehe Abb.
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