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Das Golf & Business Magazin 01/2023 für die Metropolregion Nürnberg
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AUS DEN CLUBS<br />
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Robin Smiciklas lebt auf der „Mission 2026“ seinen Traum vom Profi<br />
Der ganz spezielle<br />
Spätstarter<br />
ABENBERG – Er möchte nicht weniger als seinen großen Traum leben. Dafür investiert Robin Smiciklas alles, was er hat. Das ist vor<br />
allem eine Menge Herzblut, Leidenschaft und Köpfchen. Der ehemalige Pro des <strong>Golf</strong>clubs Abenberg zählt mit 30 Jahren nicht mehr zu<br />
den hoffnungsvollen Talenten der Tour. Smiciklas ist ein Spätstarter im Profi-<strong>Business</strong>, ein ganz spezieller, in mehrfacher Hinsicht.<br />
tritt in den Hintergrund. „Trotzdem war er<br />
noch im Hinterkopf. Jeder Pro lügt, wenn er<br />
behauptet, diesen Traum nicht zu haben.“ 2<strong>01</strong>8<br />
gewann er beinahe zufällig ein Profi-Event<br />
bei den „Open Nine“ in Eichenried, bei dem<br />
durchaus gestandene <strong>Golf</strong>er mitmischten. „Da<br />
sch<strong>web</strong>st du auf einer Welle, wenn du es allen<br />
gezeigt hast, von denen zuvor auf den Deckel<br />
bekommen hast.“<br />
Muss man erst 30 Jahre alt werden, um sich<br />
Träume zu erfüllen? Bisweilen ist das so im<br />
Leben. Smiciklas lächelt, seine fesselnde Geschichte<br />
hat er in den zurückliegenden Monaten<br />
schon das ein oder andere Mal erzählt.<br />
Smiciklas hat Tourette, erstmals äußerte sich<br />
das, als er etwa acht Jahre alt war und feststellte,<br />
dass er in bestimmten Momenten nicht<br />
mehr Herr über seinen Körper war, der mal<br />
unkontrolliert Geräusche von sich gab und<br />
mal seine Muskeln im Arm zucken ließ. Die<br />
neuro-psychiatrische Erkrankung ist fraglos<br />
ein Teil seiner Geschichte, aber längst nicht<br />
alles, was der sportliche junge Mann zu erzählen<br />
hat.<br />
Bewegungstalent und ein Gefühl für Ballsportarten<br />
waren ihm in die Wiege gelegt.<br />
In der Tennisschule der Familie „mussten sie<br />
mich vom Platz runterholen“, so groß war sein<br />
Eifer. Nach der Trennung der Eltern kam er mit<br />
zwölf Jahren mit <strong>Golf</strong> in Kontakt, in Bayreuth<br />
verbrachte er seine prägenden Jugendjahre,<br />
in denen er merkte, dass er „<strong>Golf</strong> zum Beruf“<br />
machen wollte. Doch als Quereinsteiger war<br />
„ich zu schlecht“ für die Kadermannschaften<br />
des Bayerischen Goldverbandes, erzählt er<br />
heute, und ein kleines Lächeln huscht über<br />
seine Lippen.<br />
Also nach der Mittleren Reife erst einmal was<br />
Ordentliches, Ausbildung zum PGA Professional<br />
in Eichenried, drei Jahre lang, danach ist<br />
Geld verdienen wichtig. Als Trainer, nicht als<br />
Profi. Sein Traum, einmal Profi zu werden,<br />
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Doch es sollte noch bis 2022 dauern, ehe der<br />
Profi-Traum Gestalt annahm. Ein zweitägiges<br />
Event im Hofgut Georgental gewann er nach<br />
einem „versehentlichen Platzrekord“ mit 66<br />
Schlägen am ersten Tag und erhielt danach<br />
einen Anruf. „Ich hab mich immer kleingeredet“,<br />
sagt Smiciklas heute. Doch das Telefonat<br />
mit dem Caddie eines Mitspielers brachte einen<br />
Stein ins Rollen. „Er hat etwas in mir gesehen.“<br />
So scharte der Pro aus Abenberg eine kleine<br />
Gruppe um sich, die „alle an diesen Weg glauben.“<br />
Ein Konzept, um Sponsoren auch davon<br />
zu überzeugen, hat der Inner Circle ausgearbeitet<br />
und so einen fünfstelligen Betrag<br />
zusammenbekommen, der ihm den Start auf<br />
der Tour ermöglicht. „Wer ist verrückt genug,<br />
einem 30-jährigen Spätzünder den Traum zu<br />
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verwirklichen?“, fragt Smiciklas und kann<br />
sich die Antwort inzwischen selbst geben: Es<br />
gibt Menschen, die an ihn und seine „Mission<br />
2026“ glauben.<br />
Bis 2026 will Smiciklas auf der DP World Tour<br />
vorne mitspielen können. Klappt das nicht, ist<br />
das Projekt beendet. „Alles andere wäre Geld<br />
verbrennen.“ Hopp oder topp, für ihn gibt es<br />
nur diese eine Chance. Doch das stachelt ihn<br />
sogar an. „Ich hab mich schon in der Jugend<br />
durchgekämpft. Ich bin es gewohnt, dass mir<br />
nichts geschenkt wird. Es wird nur diesen<br />
einen Weg geben.“<br />
Dabei weiß er, dass er Geduld haben muss.<br />
Mit sich, mit den Ergebnissen. Bei den ersten<br />
beiden Turnieren hatte er mit dem Sieg<br />
nichts zu tun, zweimal scheiterte er am Cut.<br />
Nach den Ursachen gefragt, beginnt eine kleine<br />
Philosophieabhandlung in Sachen <strong>Golf</strong>.<br />
„Du musst dir einen schlechten Schlag verzeihen<br />
können.“ Fehler ausblenden, aus dem<br />
Gedächtnis streichen, immer positiv bleiben<br />
und nach vorne schauen: Weltklassegolfer<br />
beherrschen diese Übung, die eigene Wahrnehmung<br />
und nicht die Realität in den Fokus<br />
zu rücken. Smiciklas hat dafür ein gutes Beispiel:<br />
Bei einer Putt-Übung finden 49 Bälle<br />
den Weg ins Loch, der letzte aber nicht, und<br />
daher beginnt die Übung wieder von vorne.