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Technik im Physikunterricht - Technische Universität Braunschweig

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Man kann das Problem der synthetischen Wirklichkeit noch einmal aus einem anderen Winkel<br />

beleuchten, indem man einen Schritt zurücktritt und versucht, das traditionelle Selbstverständnis<br />

des <strong>Physikunterricht</strong>s zu beschreiben: Im <strong>Physikunterricht</strong> wird angestrebt, einen<br />

möglichst großen Vorrat an Wissen und Können bereitzustellen, damit ihn die Schülerinnen<br />

und Schüler später einmal anwenden können. Aber dieses „später einmal“ findet nicht in der<br />

Schule statt, und für die meisten Schülerinnen und Schüler kommt es nie.<br />

2.2 Alltagskontexte: Argumente aus der Lernpsychologie<br />

Für das Lernen in Kontexten, die mit Alltagssituationen verknüpft sind, gibt es gewichtige<br />

Argumente aus der Lernpsychologie. Nach der traditionellen Auffassung vom Lernen, die<br />

auch heute noch in vielen Köpfen herumgeistert, werden Wissensstrukturen durch Instruktion<br />

vom Lehrenden zum Lernenden übertragen. Der Lehrer erklärt, und die Schüler nehmen auf.<br />

Wenn sie das vom Lehrer Gesagte nur richtig erfassen, sind sie am Ende <strong>im</strong> mentalen Besitz<br />

einer mehr oder weniger exakten Kopie der zu vermittelnden Wissenstruktur. Diese Auffassung<br />

des Lernprozesses entspricht in etwa dem Modell des „Nürnberger Trichters“<br />

(Abbildung 9). Weil in diesem Modell Wissensstrukturen exakt übertragen werden, sollte die<br />

Abfolge der Lerninhalte linear und systematisch strukturiert stattfinden.<br />

Abbildung 9: Traditionelle Sichtweise des Lernprozesses<br />

Sehr oft tritt dabei allerdings das Phänomen auf, das in der Lernpsychologie als „träges Wissen“<br />

bezeichnet wird. Weil sie keinen Wirklichkeitsbezug erkennen können, sind die Schülerinnen<br />

und Schüler sind nicht in der Lage, das Gelernte auf authentische Probleme zu übertragen.<br />

Das in systematischer Form erworbene Wissen „passt“ nicht „einfach so“ auf konkrete<br />

Anwendungen. Weinert (1998) schreibt:<br />

Systematisch erworbenes Wissen [...] ist anders strukturiert, anders organisiert und anders<br />

abrufbar als es die meisten praktischen Anwendungssituationen erfordern. Prinzipiell<br />

verfügbares Wissen bleibt deshalb oft tot, träge und ungenutzt, obwohl man es eigentlich<br />

zur Lösung best<strong>im</strong>mter Probleme braucht.<br />

Heute allgemein akzeptiert ist die sogenannte konstruktivistische Auffassung vom Lernprozess.<br />

Die Grundidee lässt sich einfach formulieren: Das Lernen wird als ein aktiver Konstruktionsprozess<br />

auf Seiten der Lernenden angesehen. Wenn Lernende mit neuen Lerninhalten<br />

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