Technik im Physikunterricht - Technische Universität Braunschweig
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h) Weitsichtiges Auge<br />
Wenden wir uns nun den Phänomenen zu, die man bei der Skiaskopie beobachtet. Zur S<strong>im</strong>ulation<br />
eines weitsichtigen Auges wird das Augenmodell mit einer Linse versehen, deren<br />
Brennweite größer ist als der Abstand Linse-Netzhaut, z. B. 15 cm.<br />
Was wird dabei festgestellt? Der Leuchtfleck wandert auf der „Netzhaut“ nach rechts. Der<br />
Beobachter sieht die Leuchterscheinung auf der Pupille ebenfalls nach rechts wandern<br />
(Abbildung 76). Die Bewegungsrichtung von Netzhautreflex (und damit Spiegeldrehung) und<br />
Pupillenhelligkeit ist gleichgerichtet. Man nennt dies Mitläufigkeit. Halten wir fest:<br />
Der Arzt kann Weitsichtigkeit am Auftreten von Mitläufigkeit erkennen.<br />
Abbildung 76: Gleichsinnige Bewegung von Lichtquelle und Leuchterscheinung nach rechts (aus Collichia,<br />
Wiesner und Müler 2004)<br />
Das Auftreten der Mitläufigkeit scheint einfach zu verstehen. Schließlich liegt bei unserem<br />
Versuchsaufbau nichts anderes als eine Lupe vor, hinter der sich die Lichtquelle bewegt. Es<br />
scheint klar, dass dann die Bewegung von Netzhautreflex und Pupillenhelligkeit in der gleichen<br />
Richtung erfolgen muss.<br />
Doch auch hier spielt das oben erläuterte Prinzip von der Wichtigkeit des Beobachterauges<br />
eine entscheidende Rolle. In Abbildung 77 ist das Exper<strong>im</strong>ent noch einmal skizziert. Der<br />
Netzhautreflex bewegt sich in den Teilbildern von rechts nach links. Der ins Arztauge fallende<br />
Anteil des Lichts ist hell gezeichnet. Der vom Arzt hell gesehene Teilbereich der Pupille<br />
bewegt sich ebenfalls von rechts nach links. Das bedeutet Mitläufigkeit.<br />
Bemerkenswert ist aber, dass das gesamte Lichtbündel, das die Patientenpupille verlässt, sich<br />
in die entgegengesetzte Richtung bewegt. Das lässt sich auch leicht <strong>im</strong> Exper<strong>im</strong>ent demonstrieren,<br />
indem man das Lichtbündel auf einem weißen Blatt Papier auffängt. Das Phänomen<br />
der Mitläufigkeit tritt also nur deshalb auf, weil das Arztauge zu jedem Zeitpunkt einen anderen<br />
Teil aus dem Lichtbündel herausschneidet. Die Mitläufigkeit ist keine Eigenschaft des<br />
austretenden Lichtbündels, sondern das „Beschneiden“ des Lichtbündels durch das Arztauge<br />
ist auch hier der entscheidende Effekt.<br />
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