f+h fördern und heben 6/2023
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EDITORIAL<br />
FEHLER MACHEN IST<br />
KEIN FEHLVERHALTEN<br />
Ein deutsches Sprichwort besagt, dass man aus Fehlern klug wird. Allerdings besagen<br />
weitere Redewendungen: wer Fehler begeht, muss dafür geradestehen <strong>und</strong> Lehrgeld<br />
bezahlen. Letztgenannte drücken einiges über die deutsche Fehlerkultur aus.<br />
Der Wirtschaftspsychologe <strong>und</strong> Fehlerforscher Prof. Dr. Michael Frese formuliert es so:<br />
„Fehler <strong>und</strong> Misserfolge sind in Deutschland unerwünscht <strong>und</strong> werden auch unnachsichtig<br />
geahndet. Statt einen Lerneffekt aus Fehlern anzuregen, wird das Strafmaß skaliert.“ Dieses<br />
Mindset einer „negativen Fehlerkultur“ kann vor allem in der Wirtschaft schwerwiegende<br />
Folgen haben. Die Angst vor Misserfolg oder einem Irrweg hemmt die Kreativität <strong>und</strong> wird<br />
zur Innovationsbremse. Jakub Piotrowski von der BLG Logistics Group, Bremen, formuliert in<br />
der vorliegenden Ausgabe im Interview (s. S. 6): „Wir erwarten in Deutschland eine<br />
vollständig funktionierende Lösung. In den USA zum Beispiel ist das anders.<br />
Dort ist man auch schon einmal mit einer 80-Prozent-Lösung zufrieden <strong>und</strong> arbeitet<br />
gemeinsam an entsprechenden Verbesserungen.“ In den USA sind Fehler (nicht ein<br />
Fehlverhalten) im wirtschaftlichen Umfeld längst salonfähig. So finden im Silicon Valley<br />
regelrechte Konferenzen, „FailCons“, statt, die sich mit Misserfolgen auseinandersetzen.<br />
Viele der Gründer aus dem Silicon Valley hatten vor ihrer Idee, mit der sie durchgestartet<br />
sind, häufig erst mal eine Bruchlandung.<br />
Der Umgang mit Fehlern <strong>und</strong> Misserfolgen ist vor allem eine Herausforderung für<br />
Projektmanager von Intralogistikprojekten. Aufgr<strong>und</strong> der Komplexität der<br />
Projekte <strong>und</strong> der Menge an Projektbeteiligten, kann es im Projektverlauf zu<br />
Störungen, Verzögerungen <strong>und</strong> Zielkonflikten kommen. Strategien <strong>und</strong><br />
Methoden, um kritische Projektphasen zu bewältigen oder diese im besten<br />
Fall zu vermeiden, wollen wir Ihnen ab dieser Ausgabe in einer mehrteiligen<br />
Serie, den Auftaktbeitrag finden Sie auf den S. 40 <strong>und</strong> 41, näherbringen.<br />
Manfred Weber<br />
– Redakteur –<br />
m.weber@vfmz.de<br />
10 J A H R E G A R A N T I E<br />
M A D E I N G E R M A N Y