Leve Lesers - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache ...
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Rezensionen – Böker<br />
sen‘,’ Avvedreiet in’t Stau’, ‚Verkehr in‘t<br />
Harvest’, ‚Laila‘, ‚Gewidder ant Enne<br />
vun‘t Dag’, ‚An de Ränner vun uusen<br />
Lippen‘, ‚Tante Anna‘ und ‚Flaugangest<br />
bi Nacht‘ heißen sie. Im ‚Gewidder‘-<br />
Abschnitt findet sich auch das seiner<br />
Zeit gepriesene Gedicht ‚Wenn de Naver<br />
kümmt‘, das von Kindesmissbrauch<br />
und Gewalt, von Bedrohung<br />
und Leid raunt.<br />
Ein Teil der Gedichte nimmt politisch<br />
Stellung, verklemmt sich nicht und verdrückt<br />
sich nicht in labriger Allgemein-<br />
Gültigkeit. Ist zugleich mehr-gültig.<br />
Ja, ein wichtiges, ein deutliches Buch<br />
voller Lyrik von Wert. Und was noch<br />
zu berichten ist?:<br />
Hüete is Anna estuarbn!<br />
Willi F. Gerbode: PlattEtüden – Niederdeutsche<br />
Gedichte, Rothenberg Literaturverlag,<br />
Rosendahl, 2008, 98 Seiten,<br />
ISBN: 978-3-9811635-3-7<br />
Dirk Römmer<br />
54<br />
Dor kummt<br />
noch een<br />
Schipp!<br />
Wenn man die verschiedenen Ausgaben<br />
des Plattdeutschen Gesangbuchs<br />
‚Dor kummt een Schipp‘ nebeneinander<br />
stellt, ist die dritte veränderte Auflage<br />
etwa 4 Millimeter höher. Und auf<br />
dem Einband stehen zwei Sterne<br />
überm Meer. Und das Papier ist dünner<br />
und weißer und besser. Und das<br />
Nahwoort ist nicht mehr von 1990 und<br />
Hein Kröger, sondern von den jetzigen<br />
Herausgebern, den Zuständigen der<br />
‚Arbeitsgemeinschaft Plattdüütsch in<br />
de Kark Niedersachsen/Bremen‘, Anita<br />
Christians-Albrecht und Walter<br />
Scheller. Die zweite Auflage 1992 war<br />
noch ein unveränderter Nachdruck, als<br />
die erste vergriffen war. So machen es<br />
alle.<br />
Nun ist vieles anders. Aber beginnen<br />
wir von vorn:<br />
Dem unversöhnten Gegensatz von<br />
Nordelbischen und Niedersächsischen<br />
Platt-Christen ist es zu ‚verdanken‘,<br />
dass nie echt versucht wurde, ein gemeinsames<br />
Gesangbuch <strong>für</strong> den Gebrauch<br />
in Haus und Kirche zu schaffen.<br />
Das geht so seit Mitte der 60er Jahre<br />
des vorigen Jahrhunderts. Und alle<br />
haben sich arrangiert.<br />
Als Johann D. Bellmann zusammen mit<br />
seinen Celler Studierenden 1991 das<br />
‚Schipp‘ vorlegen konnte, war es eine<br />
editorische und vor allem sprachliche<br />
‚Tat‘. Noch nie vorher gab es ein plattdeutsches<br />
Gesangbuch von solcher<br />
sprachlichen Qualität. So wurde es<br />
auch auf der anderen Seite des ‚garstigen<br />
Grabens‘ benutzt, wie zum Beispiel<br />
in der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg.<br />
Und weil es jetzt wiederum vergriffen<br />
ist, war eine Revision überfällig.<br />
Das neue Gesangbuch hat mehr als die<br />
zwei Sterne verdient. Die bisher 260<br />
Lieder sind durch einen Anhang auf<br />
343 erweitert, wobei nicht ohne Absicht<br />
einer der nordelbischen Autoren, Pastor<br />
und Liedermacher Cord Denker aus<br />
Bargteheide, recht häufig vorkommt.<br />
Das schöne helle Papier und die handliche<br />
Form laden ein und werden<br />
22472<strong>Quickborn</strong>4-09-1.Korr. 54<br />
15.12.2009, 10:07 Uhr