Leve Lesers - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache ...
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fen noch ein oder zwei Geschichten zu<br />
lesen, oder eine langweilige Kaffeegesellschaft<br />
durch das Vorlesen einer kritischen<br />
Geschichte zu einer anregenden<br />
Diskussion zu animieren oder sie einfach<br />
zu unterhalten.<br />
Den Verkehrsstau vor der Schule, weil<br />
Kinder heute offenbar nicht mehr zu<br />
Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren<br />
können, kennt wohl jeder. In<br />
„Mama-Taxi“ treibt Jan Graf das auf die<br />
Spitze. Auch um die Politikverdrossenheit<br />
und ihre Ursachen kann man fein<br />
diskutieren. In „Op Ies“ findet er eine<br />
mögliche Ursache. „Harvstkonzert“ ist<br />
sicher vielen aus der Seele gesprochen,<br />
die die Ruhe lieben und Nachbars Rasenmäher<br />
nur deshalb ertragen, weil sie<br />
selbst schließlich auch mal mähen müssen<br />
– aber natürlich zu einer passenderen<br />
Zeit!<br />
So könnte ich noch viele Beispiele finden,<br />
aber lesen Sie doch selbst.<br />
Eine kleine negative Anmerkung habe<br />
ich dann aber doch noch. Jan Graf sollte<br />
sich mehr Mühe mit der Rechtschreibung<br />
geben und versuchen, Druckfehler<br />
zu vermeiden. Er verwechselt z. B.<br />
manchmal „för = <strong>für</strong>“ und „vör = vor“<br />
oder schreibt z. B. „passseert“. So ärgerliche<br />
Fehler fielen schon in früheren<br />
Erzeugnissen des noch jungen Verlages<br />
auf. Aber daran kann man ja arbeiten.<br />
Jan Graf: Wurst-TV un anner Hör<br />
mal’n beten to – Geschichten, 2009,<br />
Plaggenhauer-Verlag, Buxtehude, 105<br />
S. Ingrid Straumer<br />
Rezensionen – Böker<br />
Noch immer<br />
lesenswert<br />
Als sich im Mai 2009 die plattdeutschen<br />
Autoren in Mölln trafen, bekamen die<br />
Mitwirkenden als Erinnerung und<br />
Dankeschön einen plattdeutschen Roman<br />
mit auf den Heimweg. Es handelt<br />
sich um den Nachdruck eines Romans<br />
aus dem Jahre 1884 des Lauenburgischen<br />
Dichters Heinrich Burmester.<br />
Der Nachdruck stammt von 1984 und<br />
wurde als Band 10 der Schriftenreihe<br />
der Stiftung Herzogtum Lauenburg<br />
herausgegeben.<br />
Am Anfang tat ich mich etwas schwer,<br />
mich in die ungewohnte Schreibweise<br />
und die etwas altertümliche Diktion<br />
einzulesen. Auch hatte ich Bedenken,<br />
die wegen des Untertitels aufgekommen<br />
waren „En Speigel vör Lann’ un<br />
Lüd“. Ich weiß selbst nicht warum,<br />
hatte aber die Erwartung, einen romantisierenden<br />
Bauernroman aus der „guten<br />
alten Zeit“ vor mir zu haben. Als<br />
ich mich eingelesen hatte, wurde ich<br />
schnell eines besseren belehrt. Ziemlich<br />
scharfsichtig zeichnete Heinrich Burmester<br />
seine ländlichen Zeitgenossen<br />
und die kamen dabei nicht immer gut<br />
weg. Die Menschen und das Leben haben<br />
eben zu allen Zeiten Tücken. Der<br />
Roman ist gesellschaftskritisch und das<br />
ist wahrscheinlich kein Zufall, betrachtete<br />
Burmester doch Fritz Reuter als<br />
sein großes Vorbild. Allerdings sowohl<br />
ohne dessen schriftstellerische Brillanz<br />
als auch ohne dessen Erfolg zu erreichen.<br />
Glücklos ertränkte Heinrich Burmester<br />
sich 1889 in der Elbe.<br />
22472<strong>Quickborn</strong>4-09-1.Korr. 59<br />
15.12.2009, 10:07 Uhr<br />
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