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Taxi Times DACH - 3. Quartal 2023

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KRIMINALITÄT<br />

BETRUG IM<br />

GROSSEN STIL<br />

In den Großstädten, in denen Uber & Co. aktiv sind, betreiben Mietwagenbetriebe<br />

bandenmäßige Schwarzarbeit. Diese seit Langem bekannte Tatsache wurde<br />

kürzlich von einer ARD-Reportage wieder einmal bestätigt.<br />

Trotz permanenter Rechtsverstöße sind in Deutschlands<br />

Großstädten viele Mietwagen für Uber, Free Now oder Bolt<br />

unterwegs. Die Fahrten dieser Apps sind meist deutlich<br />

günstiger als <strong>Taxi</strong>touren, was den Fahrgast natürlich freut. Doch<br />

die Wirtschaftlichkeit dieser Fahrten ist nur dann gegeben, wenn<br />

die Mietwagenbetreiber das eigene Fahrpersonal ausbeuten und<br />

den Staat betrügen.<br />

Zu dieser Erkenntnis kommt das ARD-Magazin „Kontraste“ in<br />

einem knapp 15-minütigen Fernsehbeitrag unter dem Titel „Das<br />

Uber-System: Mit der App in die Armut“. Er wurde am 17. August<br />

<strong>2023</strong> in der ARD ausgestrahlt.<br />

In der Reportage kommt ein Berliner Behördenmitarbeiter zu<br />

Wort, der das Kind beim Namen nennt: Oftmals sei „organisierte<br />

Schwarzarbeit“ das Geschäftsmodell von Mietwagenfirmen, die<br />

Fahrdienstleistungen mithilfe von Uber und anderen Plattformen<br />

anbieten, so Axel Osmenda. Er ist Fachgebietsleiter der Finanzkontrolle<br />

Schwarzarbeit beim Hauptzollamt Berlin. Seine Teams seien<br />

regelmäßig auf den Berliner Straßen unterwegs, um Mietwagen zu<br />

kontrollieren, die unter dem Etikett von Uber und Bolt fahren. Im<br />

Nachgang vergleichen und überprüfen sie auch die Geschäftsunterlagen<br />

der betreffenden Mietwagen-Unternehmen. Seine Behörde<br />

würde immer wieder auf dieselben Firmen und Personen stoßen.<br />

Wenn die Finanzkontrolleure des Zolls Indizien für Gesetzesverstöße<br />

sehen, schalten sie auch die Staatsanwaltschaft ein.<br />

Einer der „Betroffenen“, wie die Reportage ihn darstellt, wird<br />

Ahmed genannt. Der Fahrer ist wütend darüber, viele Jahre zu viel<br />

gearbeitet und zu wenig verdient zu haben. Sechs Tage pro Woche<br />

bis zu 10 Stunden am Tag sei er unterwegs. Trotzdem erhalte er nicht<br />

einmal den Mindestlohn. Wenn er krank sei, bekomme er kein Geld.<br />

Ahmed, dessen Fahrten vor allem per Uber-App vermittelt werden,<br />

aber auch von Bolt, hat für die Recherche die Daten eines<br />

Arbeitsmonats zur Verfügung gestellt. Hier ergibt sich ein Bild,<br />

das die Behauptungen der Uber-Manager als plumpe Lügen entlarvt:<br />

Insgesamt 5.127 Euro haben die Fahrgäste in diesem Beispielmonat<br />

für die Fahrten mit ihm gezahlt. Davon ziehen die<br />

App-Vermittler jeweils 25 Prozent für ihre Servicepauschale ab.<br />

Auch 19 Prozent Umsatzsteuer fallen an.<br />

Übrig bleiben <strong>3.</strong>026 Euro für den Mietwagenunternehmer, der<br />

durchschnittlich 116 Euro für jeden der 26 Arbeitstage von Ahmed<br />

eingenommen hat. Doch dieser Betrag reicht nicht, um ihm den<br />

Mindestlohn und die Lohnnebenkosten von insgesamt 120 Euro<br />

zu bezahlen. Eine Verlustrechnung – dabei sind die Kosten des<br />

Mietwagenunternehmers für das Auto, die Versicherung und den<br />

Betriebssitz noch nicht eingerechnet.<br />

Zu den berichteten Missständen behauptet Uber: „Die genannten<br />

Fälle sind uns nicht bekannt. (…) Für Uber hat gesetzeskonformes<br />

Handeln oberste Priorität.“ Die Partner seien auch<br />

vertraglich dazu verpflichtet worden, alle arbeitsrechtlichen Vorgaben<br />

einzuhalten. „Wenn sie sich nicht an die Regeln halten“,<br />

heißt es dazu weiter, „und wir davon Kenntnis erlangen, ziehen<br />

wir entsprechende Konsequenzen, bis hin zu einer Sperrung auf<br />

unserer Plattform.“<br />

Auch Thomas Mohnke, Generalunternehmer Deutschland für<br />

Uber, erzählt von einem funktionierenden Geschäft. Er erklärt,<br />

Screenshot aus der<br />

ARD-Sendung „Kontraste“:<br />

Während Uber eine<br />

angebliche Wirtschaftlichkeit<br />

vorgaukelt,<br />

zeigt die Unternehmerrechnung,<br />

wie sehr das<br />

System Uber die Fahrer<br />

ausbeutet.<br />

FOTOS: ARD<br />

12<br />

OKTOBER <strong>2023</strong> TAXI

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