Taxi Times DACH - 3. Quartal 2023
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TAXIDEMO<br />
sicherung sei es nicht überraschend, Dumpingpreise anbieten zu<br />
können, um erst das <strong>Taxi</strong> zu „töten“ und dann, wenn es tot sei und<br />
man ein Monopol habe, abzukassieren. Dieses Prinzip müsse man<br />
durchbrechen. „Deswegen fordern wir: Stoppt das Sozial dumping<br />
von Uber & Co., wir wollen Mindestpreise jetzt und fairen Wettbewerb<br />
für unsere Kolleginnen und Kollegen!“<br />
Oppermann erinnerte daran, dass die Politiker – darunter mehrere<br />
der Minister, die zeitgleich im Hotel Maritim tagten – beim<br />
Entwurf der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes einen<br />
faireren Wettbewerb ohne Dumping versprochen hätten. Passiert<br />
sei nichts. Er forderte, dass diese Versprechen endlich eingelöst<br />
werden. Ein einfaches Mittel dafür, sowohl in der Umsetzung als<br />
auch in der Kontrolle, seien Mindestpreise für Mietwagenfahrten.<br />
„Macht das jetzt! Morgen ist es vielleicht zu spät!“<br />
Schließlich trat der CDU-Europaabgeordete Dennis Radtke auf<br />
die Bühne. Oppermann hatte ihn im Vorfeld als „wichtigen Fürsprecher<br />
einer konsequenten Plattformregulierung auf der EU-<br />
Ebene und zuständigen Berichterstatter“ angekündigt. Radtke<br />
knüpfte mit seiner volksnahen Art („Danke, dass ihr alle gekommen<br />
seid und diese Aktion auf die Beine stellt“) schnell einen<br />
Draht zu den Zuhörern. Es werde „allerhöchste Zeit, dass wir<br />
unsere Stimme erheben, um Ordnung in den ganzen Laden zu<br />
bringen“. Er unterstütze die Forderung nach Mindestpreisen für<br />
Mietwagen. Das Gesetz biete diese Möglichkeit, und jede Kommune<br />
könne sie umsetzen. Er habe keine Lust, zehn, zwanzig Jahre<br />
zu warten, bis auch die letzte Kommune in Deutschland dies endlich<br />
umgesetzt habe, „sondern wir müssen jetzt Ordnung in den<br />
Markt bringen“. Es war nur eine von vielen Aussagen, für die<br />
Radtke lautstarken Beifall erhielt.<br />
Deshalb sei es ihm wichtig, auf europäischer Ebene zu Ergebnissen<br />
bei der Regulierung von Plattformarbeit zu kommen. Der<br />
„Kampf <strong>Taxi</strong> vs. Uber“ sei dabei nur ein Aspekt. Es gehe um Milliardenkonzerne<br />
und 28 Millionen Plattformarbeiter, von denen<br />
nach EU-Schätzungen fünf Millionen „als Scheinselbstständige<br />
unterwegs sind, und das ist eine Riesen-Sauerei, die einfach aufhören<br />
muss“.<br />
Das EU-Parlament habe im vorletzten Frühjahr mit einem Initiativbericht<br />
die Europäische Kommission aufgefordert, „endlich<br />
Regulierungsvorschläge für die Plattformarbeit zu unterbreiten“.<br />
Dieser Vorschlag liege auf dem Tisch und die Parlamentarier verhandelten<br />
nun mit dem Europäischen Rat und der Kommission<br />
darüber. Eines der Kernelemente sei eine Beweislastumkehr bei<br />
der Einstufung von Plattformarbeitern als Selbstständige, da Uber<br />
mit den besten und teuersten Anwälten nahezu jeden Rechtsstreit<br />
bis in die letzte Instanz aussitzen könne. Wettbewerb dürfe aber<br />
nicht über die Frage stattfinden, wer seine Arbeiter am klügsten<br />
ausbeute und Gesetzeslücken am schlauesten nutze, sondern über<br />
Qualität und Innovation.<br />
Der Lobbyeinfluss von Uber zur Zerstörung einer Marktregulierung<br />
habe in den letzten Monaten geradezu grenzüberschreitende<br />
Maße angenommen. Er habe nichts gegen legitime<br />
Lobbyarbeit einzuwenden, auch Oppermann sei ein bezahlter Vertreter<br />
einer Interessengemeinschaft, aber Lobbyarbeit müsse auch<br />
Grenzen haben. Ubers Vorgehen charakterisierte er mit Attributen<br />
wie abenteuerlich und teuflisch. Es seien „die irrsten Geschichten“<br />
und Untergangsszenarien in die Welt gesetzt worden, auch um<br />
andere Parlamentarier gegen Leute wie Radtke aufzuhetzen. Er<br />
sprach von „widerlichen Argumenten“, die ihm geradezu die Schuhe<br />
ausgezogen hätten: Die Zerstörung des Geschäftsmodells von<br />
Uber vernichte doch unzählige Arbeitsplätze, die man dringend<br />
für Flüchtlinge bräuchte. Dem widersprach Radtke mit unversöhnlichen<br />
Worten: „Geschäftsmodelle, die am Ende nur funktionieren,<br />
weil man die Beschäftigten […] um den Zugang zu Mindestlohn<br />
und den Zugang zur Sozialversicherung bescheißt, solche<br />
Geschäftsmodelle braucht niemand – weder für Flüchtlinge, noch<br />
für andere Migranten, noch für Biodeutsche.“<br />
Radtke beklagte sich auch über fehlende Unterstützung durch<br />
die Bundesregierung. Die Koalition in Berlin sei sich nicht einig;<br />
die FDP blockiere. Von einem Bundeskanzler, der seinen Wahlkampf<br />
auf dem Wort Respekt aufgebaut habe, erwarte er Klartext<br />
gegenüber seinen Koalitionspartnern und auch Respekt für diejenigen,<br />
die <strong>Taxi</strong> fahren.<br />
ABSCHLUSS MIT PFEIFFKONZERT<br />
Anschließend ging der Fußmarsch auf gleichem Wege zurück zu<br />
den <strong>Taxi</strong>s, wobei am Hotel Maritim erneut eine Begrüßung der<br />
Verkehrsminister in Form eines lautstarken Pfeifkonzerts erfolgte.<br />
Abgesehen von einigen Unstimmigkeiten mit der Polizei war<br />
Aleksandar Dragicevic mit der Demonstration und dem anschließenden<br />
<strong>Taxi</strong>korso voll zufrieden und bezeichnete die Veranstaltung<br />
gegenüber <strong>Taxi</strong> <strong>Times</strong> als Erfolg. Ausdrücklich lobte er nicht nur<br />
die gute Lobbyarbeit von Oppermann und den Verbandskollegen,<br />
sondern auch das Engagement Radtkes. <br />
ar<br />
TAXI OKTOBER <strong>2023</strong><br />
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