Mien leeves Altona Nr. 21 - Altonaer Stadtarchiv e.V.
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Traum von Bank und Kiesweg, Schnörkelbeet<br />
und Hecke, vom Sonntagsboot in den<br />
weißen Davits und von der alten Ulme<br />
Blattgeraschel, daran der zahme Wind sich<br />
scheuert, kleiner Badebaljenwind, der leise<br />
schnurrt von Kaffeeklatsch und Kindgetändel.<br />
Der sachte Hinterhalt! Immer ist ein<br />
wenig Salz in ihm und ein wenig Weinen und<br />
ein wenig letzter Gruß.<br />
Denn hinter jenen Gärten tiefer liegt der<br />
Strand und dann der Strom, und immer der<br />
Strom voll Fahnenrauch und Wanderlicht, voll<br />
der Dampfer dumpfem Du und des ewigen<br />
Abschieds voll.<br />
Und immer die Ferne und die diesige Unermesslichkeit<br />
und der Sonne Abendhaus und<br />
die ewige Welle Welt.<br />
Wie sehr Leip das <strong>Altona</strong>er Gebiet liebt und es in<br />
Wort und kleinen Skizzen darzustellen vermag wie<br />
kaum ein anderer, davon zeugt seine im Auftrage<br />
der Stadtverwaltung verfasste, von Wort, Bild und<br />
Liebe zur Sache springlebendige Schrift »<strong>Altona</strong>,<br />
die Stadt der Parks an der Elbe«.<br />
(Verlag Hammerich &. Lesser, <strong>Altona</strong> 1928).<br />
48<br />
Das Büchlein ist vollgepackt mit den nettesten kleinen<br />
heimatlichen Dingen, gesättigt von der Schwere<br />
der Parklandschaften und des Elbstroms und geweitet<br />
durch den Seemannsblick, der viele Länder<br />
und Meere gesehen. Wie diese Weite in die Darstellung<br />
hineingreift und die Substanz des Geschilderten<br />
ins bedeutsame rückt, dafür ist folgende<br />
Probe charakteristisch:<br />
»Die Grundlage für alle Kultur bleibt die<br />
Landschaft. Keine Großsiedlung der Welt<br />
besitzt die Gunst der Lage (vielleicht<br />
Lissabon ausgenommen), wie gerade das<br />
Stadtgebilde der Niederelbe. Die hochbordige<br />
Kante eines majestätischen,<br />
meeresnahen Stromtales, jäh aufragend<br />
aus der viele Kilometer langen Flachbahn<br />
des Sandstrandes, die Kuppen, binnenlands<br />
abklingend zu Heide und Marsch,<br />
sanft geschluchtet, überwölbt von waldigen<br />
Parks, das ist die Landschaft Groß-<br />
<strong>Altona</strong>s, deren lohnendes, malerisches<br />
Hinterland durch die Kaltenkirchener<br />
Bahn erschlossen wird.<br />
Das Urteil Stendhals (Henry Beyle), welches<br />
den Blick vom Elbufer als einen der<br />
schönsten dieser Erde pries (und Stendhal<br />
war ein erfahrener Weltmann), gilt heute<br />
so gut wie damals.<br />
Wohl hat sich der Anblick im einzelnen<br />
verändert. Hafens und Werftbauten haben<br />
die jenseitigen Inselufer zerschnitten und<br />
umgestaltet, und in der Umgestaltung<br />
stromabwärts ist noch kein Ende abzusehen.<br />
Denn der Wettbewerb mit den Niederlanden<br />
und dem deutschen Niederrhein<br />
wird Großes von der Zukunft der Niederelbe<br />
und der rechtzeitig wachen Tatkraft<br />
Preußens fordern. Gerade war damals die<br />
Segelschifffahrt zu ihrer architektonischen<br />
Schönheit und Vollendung gediehen und<br />
hat nur einen mehr und mehr schwindenden<br />
kleinen Abglanz hinterlassen. Aber die<br />
Größe des Gesamtbildes hat nicht gelitten,<br />
es hat die Neuformung gütig in sich aufgenommen,<br />
sie eingehüllt in den Silberduft<br />
der Lüfte, in das perlmuttfarbene Spiel des<br />
wolkengefilterten Lichtes, in den schwingenden<br />
Widerschein der Flut, in den