SchlossMagazin Augsburg+Umgebung April 2024
SchlossMagazin 04/April 2024. Das Lifestyle-Magazin für Augsburg und Umgebung. Schönes Leben in der Region!
SchlossMagazin 04/April 2024. Das Lifestyle-Magazin für Augsburg und Umgebung. Schönes Leben in der Region!
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Region | 17<br />
Modisch up to date.<br />
Aus einer Kleiderspende aus<br />
Amerika stammt dieser Pillbox-<br />
Hut nach dem Vorbild Jackie<br />
Kennedys, der aber nie<br />
getragen wurde.<br />
Foto Ulrich Loeper<br />
Aus Alt mach Neu. Aus der<br />
Not heraus wurde Kleidung aus<br />
allen möglichen gebrauchten<br />
Stoffen genäht, wie diese<br />
Shorts, die Alice Schmidt aus<br />
einer ehemaligen Zeltbahn<br />
mit Tarnfleckenmuster<br />
schneiderte.<br />
Foto Ulrich Loeper<br />
Alice Schmidt während eines Ausflugs auf<br />
dem Tandem-Fahrrad um 1950. Arno Schmidt<br />
fotografierte diesen Moment.<br />
Notzeiten. Arno Schmidts<br />
Behelfsschuhe aus Holz<br />
und Lederriemen in der<br />
unmittelbaren Nachkriegszeit<br />
Foto Ulrich Loeper<br />
dem eigentlichen „Wert“ der Kleidung. So zeugen sorgfältig geflickte,<br />
umgearbeitete oder zweitverwertete Kleidungsstücke von der Bedeutung<br />
jedes einzelnen Gegenstands für die zunächst mittellosen Flüchtlinge.<br />
Davon berichten ein aus Wolldecken genähter Morgenmantel,<br />
Shorts, die aus einer Zeltbahn gefertigt wurden oder mehrfach geänderte,<br />
der Mode angepasste Kleider. Kleiderspenden aus Amerika, geschickt<br />
von Arno Schmidts Schwester Lucy Kiesler, waren eine große<br />
Hilfe. Sie muten aber auch kurios an, wie eine rote „Pillbox“ oder farbenfrohe<br />
Krawatten, die Arno Schmidt nie trug. Später lebten Schmidts<br />
bescheiden, aber ohne wirtschaftliche Not und bestellten wie ihre Nachbarn<br />
Kleidung im Versandhandel. Dabei hatten die Kataloge auch Bedeutung<br />
für Schmidts Werke: Er nutzte die abgebildete Mode gern als Inspiration<br />
für die Bekleidung seines Romanpersonals. Den Quelle-Katalog<br />
nannte er in Zettel’s Traum ein „kulltourhistorisches Dockumännt“. Einige<br />
Stücke erzählen besondere Geschichten über den Autor und seine<br />
Frau und deren Leben auf dem Land, zum Beispiel ein Pelzmantel aus der<br />
DDR oder ein Badeanzug mit Fahrtenschwimmerabzeichen. Die Ausstellung<br />
zeigt bisher kaum bekannte Aspekte einer denkwürdigen Biografie<br />
und 60 Jahre textile Alltagsgeschichte in Deutschland.<br />
<br />
Der Literaturwissenschaftler Jan Philipp<br />
Reemtsma, Vorstandvorsitzender der Arno<br />
Schmidt Stiftung ♦ Foto Daniel Reinhardt,<br />
Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft<br />
und Kultur<br />
Führungen und<br />
Rahmenprogramm<br />
Passend zur Ausstellung bietet das<br />
tim Gruppenführungen für Erwachsene<br />
und Schulklassen an. Außerdem finden<br />
monatliche Kuratoren-Führungen sowie<br />
öffentliche Führungen an allen geöffneten<br />
Sonn- und Feiertagen statt. Ebenso ist<br />
ein Audioguide fürs eigene Smartphone<br />
verfügbar. In einer begleitenden Veranstaltungsreihe<br />
lesen prominente Persönlichkeiten<br />
aus verschiedenen Werken<br />
Arno Schmidts, unter anderem die<br />
Schauspieler Corinna Harfouch und<br />
Oliver Nägele sowie der Literaturwissenschaftler<br />
Jan Philipp Reemtsma, der<br />
auch den Vorsitz der Arno Schmidt<br />
Stiftung innehat. Zur Ausstellung ist<br />
ein Begleitband erschienen.<br />
Informationen www.timbayern.de