SchlossMagazin Augsburg+Umgebung April 2024
SchlossMagazin 04/April 2024. Das Lifestyle-Magazin für Augsburg und Umgebung. Schönes Leben in der Region!
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34 | Beauty + Fashion | Archive Fashion<br />
Archive Fashion<br />
Fasziniert von Vintage-Mode<br />
Duvet Coat 199 von Martin Margiela,<br />
bei Sabukaru ♦ Foto Sabukaru<br />
Archive definieren sich als eine Sammlung historisch bedeutsamer Objekte.<br />
Neben öffentlichen Einrichtungen holen sich auch Privatleute mit ihren Erwerbungen<br />
ein Stück Kulturgeschichte nach Hause. Während die meisten<br />
in alte Autos, Gemälde oder Briefmarken investieren, tut sich seit wenigen<br />
Jahren eine neue Nische auf: „Archive Fashion“.<br />
Text Aliena Guggenberger<br />
Dieser Trend ist besonders in der Männermode<br />
zu beobachten. Die Szene, eine<br />
Community aus Mode-Nerds, interessiert<br />
sich für Avantgarde-Labels der späten<br />
1980er bis in die frühen 2000er. Besonders beliebt<br />
sind beispielsweise Raf Simons, Helmut Lang und<br />
(Maison) Martin Margiela. Auch die alten Kollektionen<br />
japanischer Marken wie Comme des Garçons, Issey<br />
Miyake und Yohji Yamamoto, die vor etwa 35 Jahren<br />
die Pariser Modeszene aufmischten, sind plötzlich<br />
wieder Verkaufsschlager. Diese Mode mit ihren dekonstruierten<br />
Bomberjacken, derben Stiefeln und<br />
Sweater in schwarz oder Camouflage ist nichts für den<br />
Mainstream. Gefragt sind emblematische Kleidungsstücke,<br />
die nicht nur den Stil einer Kollektion, sondern<br />
bestenfalls den eines bestimmten Haute Couture-Designers<br />
repräsentieren.<br />
Gegen-Bewegung zu Fast Fashion<br />
Bei „Archive Fashion“ geht es weniger darum, eine<br />
quantitativ große Sammlung aufzubauen, sondern viel<br />
mehr um die Obsession, ein besonders seltenes Teil zu<br />
ergattern. Die Seltenheit macht die Sache zur Herausforderung<br />
– um die richtige Größe und den richtigen<br />
Preis zu bekommen, muss man den Markt kennen<br />
und schnell sein. Manche sprechen von einem Hobby,<br />
manche von einer Bewegung. Statt möglichst günstig<br />
den neuesten Trends hinterher zu jagen, setzen sich<br />
immer mehr junge Menschen tiefergehend mit Mode<br />
und Design auseinander. Sie möchten die Vision, die<br />
im Zusammenhang mit der Entstehung des Teils steht,<br />
begreifen. Doch die Wertschätzung für dieses Stück<br />
Modegeschichte kann teuer werden. Mit der Nachfrage<br />
stiegen die Preise von besonders bekannten Labels<br />
auf zwischen 3.000 bis über 50.000 Dollar.<br />
Nostalgie und Eskapismus<br />
Second Hand boomt – Vintage boomt. Während viele<br />
diese Entwicklung als die richtige Richtung betrachten,<br />
um nachhaltiger zu shoppen, wird von anderer<br />
Seite her Kritik laut: Ursprünglich waren Sozialkaufhäuser<br />
mit Möbeln und Kleidung aus zweiter Hand für<br />
Bedürftige gedacht; nun stürmen immer mehr nicht<br />
Bedürftige diese Läden. Archive Fashion ist als echtes<br />
Investment im Luxus-Segment hingegen eher online<br />
zu finden. Es ist nichts anderes als eine besonders elitäre<br />
Form von Vintage-Mode-Käufen.<br />
Wie ist diese Nostalgie für Altes bei den Jüngeren zu<br />
erklären? Die allgemeine Jugendmode besteht aktuell<br />
auffällig aus Elementen, die aus den 1990er und frühen