antriebstechnik 5/2024
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FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
TRAGFÄHIGKEITSANALYSE<br />
OPTIMIERTER ZAHNEINGRIFF DURCH<br />
GEZIELT VERFORMTE ZAHNRÄDER<br />
Zahnräder sind komplexe Gebilde, deren Eigenschaften gerade unter<br />
Belastung nur schwer zu optimieren sind. Ein Grund dafür sind<br />
Verformungen, denen die Zahnräder unterliegen. Der vorliegende Artikel<br />
beschreibt die Möglichkeit, eine lastabhängige und gezielte Verformung<br />
des Radkranzes zu erzeugen. So soll für alle Lastzustände ein optimales<br />
Tragbild geschaffen werden können.<br />
In der Zahnradauslegung kommt dem Tragfähigkeitsnachweis<br />
[5] eine besondere Bedeutung zu. Die ideale Anlage von zwei<br />
kämmenden Zähnen mit einer großen Anlagefläche über der<br />
gesamten Zahnbreite stellt sich auch bei geradverzahnten<br />
Zahnrädern nicht immer ein. Das Tragbild wird durch eine Vielzahl<br />
an Einflussfaktoren negativ beeinflusst. Zuerst ist eine Fertigungsabweichung<br />
zu nennen, die bereits eine partiell stärkere<br />
Belastung erzeugt. Weiterhin haben Verformungen im Betrieb einen<br />
häufig negativen Einfluss. Darüber hinaus wird üblicherweise<br />
für nur einen Lastzustand eine Optimierung durchgeführt. Bei<br />
abweichenden Belastungen treten geänderte Verformungen am<br />
Zahnrad auf, die sich in der Regel negativ auf das Tragbild auswirken.<br />
Die aufgebrachte Last führt darüber hinaus durch den radialen<br />
Kraftanteil neben der Verformung des Zahnrades, auch zu<br />
einer Verformung der Welle und besonders bei auf der Welle exzentrisch<br />
angeordneten Zahnrädern ebenfalls zu einem Einfluss<br />
auf das Tragbild der Stirnradpaarung.<br />
Diese Auswirkungen einer ungleichmäßigen Kraftverteilung<br />
über der Zahnbreite werden in der Tragfähigkeitsanalyse über<br />
die Flankenbeanspruchung K Hb<br />
berücksichtigt. Die Abweichungen<br />
aus der Fertigung werden über herstellungsbedingte Flankenlinienabweichung<br />
f ma<br />
und die Montage sowie die elastischen<br />
Verformungen über die Flankenlinienabweichung durch Verformung<br />
f sh<br />
berücksichtigt. In diese fließt auch die Ritzellage zu den<br />
Lagern über den Faktor K´ ein.<br />
γγ = 00<br />
01 Stirnradpaar unbelastet (links)<br />
und belastet/verformt (rechts)<br />
38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2024</strong>/05 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
γγ ≠ 00<br />
γγ = 00<br />
γγ ≠ 00<br />
γγ ≠ 00<br />
Der nachfolgenden Abhandlung liegt das Ziel zugrunde, eine<br />
lastabhängige und gezielte Verformung des Radkranzes der<br />
Zahnräder zu erzeugen, so dass das Zahnrad immer senkrecht<br />
zur Mittellinie der unverformten Welle verbleibt. Somit kann für<br />
alle Lastzustände ein optimales Tragbild der Zähne im Zahneingriff<br />
erzeugt werden. Die Verformung wird dabei von zwei Faktoren<br />
bestimmt. Zum einen wird die Steifigkeit durch die Dicke der<br />
Radkranzaufnahme bestimmt, zum anderen wird die axiale Kraft<br />
zur Verformung des Trägers über den Schrägungswinkel ß angepasst.<br />
Dabei ist zu beachten, dass dieses Verfahren nur bei Torsionsmomenten<br />
mit gleichbleibender Drehrichtung anzuwenden<br />
ist. Bei wechselnden Drehmomentenrichtungen würde ein deutlich<br />
negativer Zustand nach der Drehrichtungsumkehr erzeugt.<br />
Der Ablauf zur Auslegung dieser gezielt elastischen Verformung<br />
des Radkranzes wird in Bild 02 gezeigt. Die Vorgehensweise<br />
ist iterativ vorzunehmen durch die Anpassung der Radkranzdicke<br />
zur Sicherstellung einer rein elastischen Verformung mit<br />
Berücksichtigung einer geforderten Sicherheit und der Anpassung<br />
des Schrägungswinkels ß zur Erreichung der gewünschten<br />
Verformung des Radkranzes.<br />
Das Ziel dieser gezielten Verformung ist Bild 03 zu entnehmen.<br />
Trotz der Durchbiegung der Wellen mit einem Neigungswinkel<br />
an der Zahnradaufnahme von γ ≠ 0, wird eine parallele Anordnung<br />
der Zähne und damit eine optimierte Anlage im Zahneingriff<br />
durch γ´ = 0 erreicht.<br />
Unter der Voraussetzung der üblichen Wälzlagerung von Getriebewellen<br />
und der maximal zulässigen Neigung der Wellen in<br />
den Lagerstellen, kann in diesem Anwendungsfall nach [3] von<br />
dünnen Scheiben mit kleinen γγγ = 00Durchbiegungen<br />
ausgegangen<br />
werden. Dies ermöglicht die Anwendung des Kirchhoff-Modells<br />
auf den Radkranz. γγ ≠ 00<br />
Durch diese geringfügige Verformung ist für die Plattentheorie<br />
die Tragwerkstheorie 1. Ordnung anwendbar, was eine Kombination<br />
der Scheibentheorie für die Radial- und Tangentialkraft bei<br />
schrägverzahnten Stirnrädern mit der Plattentheorie der Axialkraft<br />
des schrägverzahnten Zahnrades zulässt.<br />
γγγ = 00<br />
NEIGUNGSWINKEL DES ZAHNRADES<br />
Begonnen wird mit der Berechnung der Biegelinie der Welle. An<br />
der Position des Zahnrads ist der Neigungswinkel γ der Welle zu<br />
bestimmen, dieser bestimmt den auszugleichenden Neigungs-