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Aktuelle Ausgabe Haus+Hof zum Download - RUHR MEDIEN ...

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Der Vermieter erhob daraufhin<br />

eine Räumungsklage, welcher in<br />

I. Instanz stattgegeben wurde.<br />

Das Landgericht hat die Berufung<br />

des Mieters zurückgewiesen. Die<br />

vom Berufungsgericht zugelassene<br />

Revision des Mieters beim Bundesgerichtshof<br />

blieb ohne Erfolg.<br />

Ausführungen des<br />

Bundesgerichtshofes:<br />

Der Bundesgerichtshof hat entschieden,<br />

dass eine ordentliche<br />

Kündigung gemäß § 573 Absatz<br />

2 Nr. 1 BGB** wegen Zahlungsverzuges<br />

erfolgen darf, ohne dass<br />

die für eine fristlose Kündigung<br />

gemäß § 543 Absatz 2 Nr. 3 BGB<br />

erforderlichen Mietrückstände erreicht<br />

sein müssen. Es bestehe kein<br />

Grund, den für die fristlose Kündigung<br />

festgesetzten Schwellenwert<br />

auf die ordentliche Kündigung zu<br />

übertragen. Voraussetzung für die<br />

ordentliche Kündigung gemäß §<br />

573 Absatz 2 Nr. 1 BGB sei eine<br />

nicht unerhebliche Verletzung der<br />

Zahlungspflicht des Mieters. Eine<br />

solche liege nicht vor, wenn der<br />

Rückstand eine Monatsmiete nicht<br />

übersteige und die Verzugsdauer<br />

weniger als einen Monat betrage.<br />

Der Bundesgerichtshof stellte fest,<br />

dass die zweite Kündigung der<br />

Vermieterin vom 12. November<br />

2010 unwirksam war, da in diesem<br />

Fall die Verzugsdauer weniger als<br />

einen Monat betragen habe. Die<br />

erste Kündigung der Vermieterin<br />

vom 05. Oktober 2009 habe das<br />

Mietverhältnis jedoch wirksam<br />

beendet.<br />

Insoweit stellte der Bundesgerichtshof<br />

klar, dass die für die fristlose<br />

Kündigung geltende Vorschrift des<br />

§ 569 Absatz 3 Nr. 3 BGB*** nicht<br />

auf ordentliche Kündigungen anwendbar<br />

sei. Gemäß § 569 Absatz<br />

3 Nr. 3 BGB kann eine Kündigung<br />

wegen Zahlungsverzuges nicht vor<br />

Ablauf von zwei Monaten nach<br />

der rechtskräftigen Verurteilung<br />

zur Zahlung einer erhöhten Miete<br />

erfolgen.<br />

Die Vorschrift finde deswegen keine<br />

Anwendung auf die ordentliche<br />

Kündigung, da sie bereits ihrem<br />

Wortlaut nach nur für fristlose<br />

Kündigungen gelte und der Zweck<br />

der Vorschrift darin bestehe, die<br />

Obdachlosigkeit der Mieter zu<br />

vermeiden. Die Gefahr einer Obdachlosigkeit<br />

bestehe aber bei<br />

einer ordentlichen Kündigung<br />

einzuhaltenden Kündigungsfrist<br />

nicht in gleichem Maße wie bei<br />

einer fristlosen Kündigung.<br />

Fazit:<br />

Für eine fristgemäße Kündigung<br />

wegen eines „berechtigten Interesses“<br />

im Sinne von § 573 Absatz 1<br />

BGB reicht es nach neuester Rechtsprechung<br />

bereits aus, wenn der<br />

Mieter mit nur einer Monatsmiete<br />

im Rückstand ist und die Verzugsdauer<br />

über einen Monat liegt. Der<br />

Vermieter sollte zur Vermeidung<br />

erheblicher Zahlungsausfälle zeitnah<br />

von seinem ordentlichen Kündigungsrecht<br />

Gebrauch machen.<br />

Eine vorherige Abmahnung wird<br />

nicht zur Voraussetzung der ordentlichen<br />

Kündigung, da § 573<br />

BGB nicht auf das Erfordernis einer<br />

Abmahnung verweist. Das Gericht<br />

wird in einem Räumungsprozess<br />

jedoch gemäß § 573 Absatz 2<br />

Nr. 1 BGB zu überprüfen haben,<br />

ob tatsächlich eine schuldhafte<br />

Pflichtverletzung des Mieters vorliegt.<br />

Durch die Abmahnung wird<br />

das für die Kündigung notwendige<br />

Verschulden des Mieters leichter<br />

angenommen werden können,<br />

wenn der Mieter sein vertragswidriges<br />

Verhalten trotz der Abmahnung<br />

fortsetzt.<br />

Letztlich bleibt dem Vermieter das<br />

außerordentliche Kündigungsrecht<br />

bei Erreichen des Schwellenwertes<br />

gemäß § 543 Absatz 2 Nr. 3 BGB<br />

(Mietrückstand von zwei Monaten)<br />

trotz einer bereits erfolgten ordentlichen<br />

Kündigung unbenommen.<br />

Slavica Kurek<br />

Rechtsanwältin<br />

*§ 543 BGB: Außerordentliche<br />

fristlose Kündigung aus wichtigem<br />

Grund<br />

(1) Jede Vertragspartei kann das<br />

Mietverhältnis aus wichtigem<br />

Grund außerordentlich fristlos<br />

kündigen, (…)<br />

(2) Ein wichtiger Grund liegt ins-<br />

43<br />

besondere dann vor, wenn<br />

(…) 3. der Mieter<br />

a) für zwei aufeinander folgende<br />

Termine mit der Entrichtung der<br />

Miete oder eines nicht unerheblichen<br />

Teils der Miete in Verzug<br />

ist oder<br />

b) in einem Zeitraum, der sich<br />

über mehr als zwei Termine erstreckt,<br />

mit der Entrichtung der<br />

Miete in Höhe eines Betrages in<br />

Verzug ist, der die Miete für zwei<br />

Monate erreicht. (…)<br />

** § 573 BGB: Ordentliche Kündigung<br />

des Vermieters<br />

(1) Der Vermieter kann nur kündigen,<br />

wenn er ein berechtigtes<br />

Interesse an der Beendigung des<br />

Mietverhältnisses hat. (…)<br />

(2) Ein berechtigtes Interesse des<br />

Vermieters an der Beendigung<br />

des Mietverhältnisses liegt insbesondere<br />

vor, wenn<br />

1. der Mieter seine vertraglichen<br />

Pflichten schuldhaft nicht unerheblich<br />

verletzt hat, (…)<br />

*** § 569 BGB: Außerordentliche<br />

fristlose Kündigung aus wichtigem<br />

Grund (…)<br />

(3) Ergänzend zu § 543 Absatz 2<br />

Satz 1 Nr. 3 gilt:<br />

(…) 3. Ist der Mieter rechtskräftig<br />

zur Zahlung einer erhöhten<br />

Miete nach den §§ 558 bis 560<br />

verurteilt worden, so kann der<br />

Vermieter das Mietverhältnis<br />

wegen Zahlungsverzugs des Mieters<br />

nicht vor Ablauf von zwei<br />

Monaten nach rechtskräftiger<br />

Verurteilung kündigen, wenn<br />

nicht die Voraussetzungen der<br />

außerordentlichen fristlosen<br />

Kündigung schon wegen der<br />

bisher geschuldeten Miete erfüllt<br />

sind. (…)<br />

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