ELGA: Mehr Flop als top? - PrOgiParK
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STUDIE<br />
Intern<br />
12 5|11<br />
aus den kurien und referaten<br />
Hohes Burn-out-Risiko bei Ärztinnen und Ärzten<br />
Dorner: „Das Ergebnis<br />
der Umfrage<br />
führt uns vor<br />
Augen, unter welchem<br />
Druck Ärztinnen<br />
und Ärzte<br />
tagtäglich stehen“<br />
Hofmann: „In anderen<br />
vergleichbaren<br />
Hochleistungsberufen<br />
liegt die Zahl<br />
der belasteten Personen<br />
deutlich<br />
niedriger“<br />
Daten und Fakten<br />
Eine aktuelle Studie belegt: <strong>Mehr</strong> <strong>als</strong> die Hälfte der österreichischen Ärzteschaft<br />
ist Burn-out-gefährdet. Die Ärztekammer ortet dringenden Handlungsbedarf.<br />
� Das Thema Burn-out beschäftigt seit Auswertung und damit eine valide Ein-<br />
einiger Zeit auch die Ärzteschaft – und schätzung des persönlichen Burn-outzwar<br />
<strong>als</strong> unmittelbar Betroffene. Die Gra- Risikos. Die anonymisierten Datensätze<br />
zer Universitätsklinik für Psychiatrie hat werden für wissenschaftliche Zwecke<br />
im Auftrag der Österreichischen Ärztekam- weiterverwendet.<br />
mer weltweit erstm<strong>als</strong> eine wissenschaft- „Nach kritischer Analyse konnten wir 6249<br />
liche Studie zu diesem Thema durchge- korrekte Datensätze auswerten; das entführt,<br />
welche die Basis für weiterführende spricht einer Teilnahmequote von 14,38<br />
Untersuchungen bilden wird.<br />
Prozent und ist hochrepräsentativ“, erläu-<br />
Das Projekt steht unter der Leitung von Peterte Studienleiter Hofmann.<br />
ter Hofmann und lief vorerst von Novem- In etwa 54 Prozent der Befragten befinden<br />
ber 2010 bis Februar 2011 unter Beteili- sich demnach in unterschiedlichen Phasen<br />
gung von österreichweit insgesamt 6249 des Burn-outs, der Großteil davon in der<br />
Ärztinnen und Ärzten. Das Ergebnis: Knapp eher harmlosen Phase 1. „Phase 1 zeichnet<br />
54 Prozent der Befragten befinden sich in sich durch emotionale Erschöpfung sowie<br />
unterschiedlichen Phasen des Burn-outs. die Unfähigkeit zur Entspannung aus und<br />
Es besteht <strong>als</strong>o Handlungsbedarf. Daher ist temporär“, so Hofmann. Dieses „täg-<br />
fordert Ärztekammerpräsident Walter Dorliche Burn-out“ sei aber durch entsprener<br />
Reformen im Gesundheitswesen, vor chende Regeneration rasch kompensier-<br />
allem auch bei den Spitälern, und ein bar und betreffe in erster Linie Frauen.<br />
Überdenken der kollegialen Führung, die Phase 2 ist geprägt durch ein Abstumpfen<br />
sich neben anderen Faktoren wie lange gegenüber privaten Interessen und Bezie-<br />
Dienstzeiten, Überstunden und Nachthungen, ebenso durch Hilflosigkeit und<br />
dienste <strong>als</strong> elementarer Stressfaktor erwei- körperliche Beschwerden. Diese Sympse.<br />
„Das Ergebnis der Umfrage führt uns tome verstärken sich in Phase 3 noch wei-<br />
vor Augen, unter welchem Druck Ärzter, in der von einer behandlungswürdigen<br />
tinnen und Ärzte tagtäglich stehen“, resü- Krankheit gesprochen werden muss.<br />
mierte Dorner am 14. März 2011 bei einer Ärztinnen und Ärzte seien überdurch-<br />
Pressekonferenz in Wien.<br />
schnittlich gefährdet, so Hofmann weiter:<br />
„In anderen vergleichbaren Hochleistungs-<br />
Drei Phasen<br />
berufen wie zum Beispiel bei Richtern,<br />
An der Studie konnten Ärztinnen und Wirtschaftstreibenden und Wirtschaftstreu-<br />
Ärzte online mit einem Passwort teilnehhändern liegt die Zahl der belasteten Permen.<br />
Jeder Teilnehmer erhielt dabei unsonen deutlich niedriger – nämlich bei<br />
mittelbar nach der Eingabe eine sofortige durchschnittlich ungefähr 40 Prozent.“<br />
n An der Studie beteiligten sich 6249 Ärztinnen und Ärzte, Teilnehmerquote: 14,48 Prozent<br />
n 54 Prozent der Befragten sind Burnoutgefährdet<br />
n Burn-out findet in drei Phasen statt:<br />
Phase 1: emotionale Erschöpfung, Unfähigkeit zur Entspannung – sogenanntes „tägliches Burnout“<br />
Phase 2: Abstumpfen gegenüber Interessen und Beziehungen, Hilflosigkeit, körperliche Beschwerden<br />
Phase 3: Symptome aus Phase 2 verstärken sich und werden behandlungsbedürftig<br />
n Besonders gefährdet: Spit<strong>als</strong>ärzte bis 47 Jahre; Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung zum Facharzt, Fachärzte,<br />
Turnusärzte; Singles ohne sozialen und emotionalen Rückhalt<br />
n Gründe für Burnout: überlange Dienstzeiten, Nachtdienste, überbordende Bürokratie und Administration,<br />
Personalmangel in den Spitälern, Journaldienste, hohe Patientenfrequenz, kollegiale Führung<br />
Jung, männlich – und gefährdet<br />
Besonders gefährdet sind männliche Spit<strong>als</strong>ärzte<br />
bis 47 Jahre, und hier wiederum<br />
vor allem jene, die sich in einer Ausbildung<br />
zum Facharzt befinden, sowie Turnus-<br />
und Fachärzte. Nachtdienste und Notarzttätigkeit<br />
lassen das Burn-out-Risiko<br />
weiter steigen. Auch Singles, denen der soziale<br />
und emotionale Rückhalt einer Partnerschaft<br />
beziehungsweise einer Familie<br />
fehlt, sind deutlich stärker gefährdet. Und:<br />
Wer bereits an einer Depression leidet,<br />
läuft Gefahr, zusätzlich ins Burn-out zu<br />
schlittern – und umgekehrt.<br />
„Dass speziell Spit<strong>als</strong>ärzte gefährdet sind,<br />
ist leider nicht weiter verwunderlich, im<br />
Gegenteil: Die Gründe für ihre Gefährdung<br />
liegen klar auf der Hand“, führte<br />
Dorner aus. Überlange Dienstzeiten,<br />
Nachtdienste, überbordende Bürokratie<br />
und Administration, die verbesserungswürdige<br />
Zusammenarbeit der einzelnen<br />
Berufsgruppen sowie Personalmangel<br />
würden der Spit<strong>als</strong>ärzteschaft schon seit<br />
Jahren das Leben schwer machen und<br />
seien <strong>als</strong> Hauptursachen für Burn-out zu<br />
sehen. Dorner: „Neben den beruflichen<br />
sind auch private Stressfaktoren zu berücksichtigen<br />
– jüngere Kolleginnen und<br />
Kollegen, die sich mitten in der Familienplanung<br />
befinden, sind einer doppelten<br />
Belastung ausgesetzt.“<br />
Unklare Führungsverantwortung<br />
Ein schwerwiegendes Problem sind ungeklärte<br />
Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten<br />
in den Spitälern. Hier erweise<br />
sich die kollegiale Führung <strong>als</strong> „elementarer<br />
Stressfaktor“ für die Ärztinnen und<br />
Ärzte. Dorner: „Wir müssen die Führungsverantwortung<br />
im patientennahen Bereich<br />
überdenken und neu strukturieren. Die<br />
Ärztinnen und Ärzte sind in den Spitälern<br />
zunehmend mit dem Umstand konfrontiert,<br />
dass sie die Letztverantwortung etwa<br />
auch für den Pflegebereich übernehmen<br />
müssen. Das ist aus organisatorischer<br />
Sicht und aufgrund der konkreten Anforderungen<br />
an die Führung eines medizinischen<br />
Betriebs kontraproduktiv.“<br />
Es bedürfe daher einer umsichtigen Spit<strong>als</strong>reform,<br />
die das Hauptaugenmerk auf<br />
die im Spital tätigen Menschen lege anstatt<br />
auf die bloße Ökonomie. „Es sind nicht zu-