ELGA: Mehr Flop als top? - PrOgiParK
ELGA: Mehr Flop als top? - PrOgiParK
ELGA: Mehr Flop als top? - PrOgiParK
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Sehr geehrte Frau Kollegin! Sehr geehrter Herr Kollege!<br />
Seit geraumer Zeit ist das beherrschende<br />
Thema der Gesundheitspolitik das<br />
„Sparen“. Wir geben angeblich zu viel Geld<br />
aus (was nicht stimmt, denn der Anteil der<br />
öffentlichen Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt<br />
ist mit ungefähr 8 Prozent<br />
die letzten Jahre hindurch annähernd<br />
gleich geblieben), und nunmehr muss gespart<br />
werden, um wichtigere Investitionen<br />
und Ausgaben tätigen zu können.<br />
Was auch immer von den verantwortlichen<br />
Politikern <strong>als</strong> wichtiger erachtet wird –<br />
dies können Tunnels, marode Banken<br />
oder Lobbyisten sein, die bedient werden<br />
müssen: „Ganz klar“, dass Geld im Sozialund<br />
Gesundheitswesen eingespart werden<br />
muss, um andere Begehrlichkeiten erfüllen<br />
zu können.<br />
Sparen ist angesagt<br />
Eine bessere Zusammenarbeit zwischen<br />
Ambulanzen und niedergelassenen Ärztinnen<br />
und Ärzten, wie von uns gefordert,<br />
wird aber genauso wenig umgesetzt wie<br />
notwendige und sinnvolle Präventionsprogramme,<br />
die kurzfristig Geld kosten und<br />
nur mittelfristig Wirkung zeigen. Kein<br />
Wunder <strong>als</strong>o, dass in Österreich um ein<br />
Drittel weniger für Prävention ausgegeben<br />
wird, <strong>als</strong> im Rest der OECD.<br />
Gerade in diesem Bereich gibt es aber noch<br />
viel zu tun. Vor allem Jugendliche haben einen<br />
deutlich ungesünderen Lebenswandel.<br />
In keinem anderen OECD-Land ist unter<br />
den 15-Jährigen der Anteil der Raucher so<br />
hoch wie in Österreich. Besonders deutlich<br />
ist der Abstand zu anderen Ländern bei<br />
Mädchen. Auch beim Alkoholkonsum steht<br />
Österreich im Vergleich nicht gut da. 36<br />
Prozent der Mädchen und 41 Prozent der<br />
Jungen im Alter von 15 Jahren geben an,<br />
brief des vizepräsidenten<br />
Warum Josef Pröll gerade jetzt<br />
Finanzminister hätte bleiben sollen<br />
�<br />
schon mindestens zweimal im Leben betrunken<br />
gewesen zu sein. Der mediale Aufschrei<br />
war groß, doch gibt es keine Anzeichen<br />
in der derzeitigen Gesundheitsdebatte,<br />
hier gezielt Gegenmaßnahmen zu setzen,<br />
geschweige denn, für frühzeitige Prävention<br />
Geld in die Hand zu nehmen.<br />
Eine bestimmte Geldmenge ist vorhanden,<br />
es ist allerdings zu wenig, um alles finanzieren<br />
zu können, und so muss gespart werden.<br />
Wo wird gespart? Dort, wo die verantwortlichen<br />
Politiker es am wenigsten für<br />
notwendig erachten, mehr Geld zu investieren.<br />
Bei jungen, gesunden, leistungsstarken<br />
und dynamischen Politikern gehört das Gesundheitssystem<br />
dazu. Hier könne gespart<br />
werden. Wozu benötigt auch schon ein junger,<br />
dynamischer, gesunder Politiker ein<br />
Spital oder eine Ordination? Hoffentlich gar<br />
nicht, und wenn ausnahmsweise doch,<br />
dann finden sich Wege, um Wartezeiten, Bewilligungen<br />
oder sonstige Hürden des Systems<br />
besser bewältigen zu können.<br />
Nunmehr ist etwas passiert, was so nicht<br />
vorgesehen war. Einer der dynamischen<br />
Politiker ist in relativ jungen Jahren erkrankt,<br />
und anstatt gerade so jemanden<br />
wie unseren erkrankten Finanzminister gesund<br />
zu pflegen und dann weiter in dieser<br />
verantwortungsvollen Position arbeiten zu<br />
lassen, wirft er das Handtuch und muss abgelöst<br />
werden. Ich habe selbstverständlich<br />
Verständnis für die Entscheidung des Vizekanzlers,<br />
aber sie tut mir nicht nur menschlich<br />
und persönlich, sondern auch gesundheitspolitisch<br />
weh. Gerade nach einer solchen<br />
Erkrankung und einem Spit<strong>als</strong>aufenthalt<br />
hätte er mehr Verständnis mit<br />
nicht ganz gesunden Menschen gehabt,<br />
und vielleicht hätte es seine Prioritätensetzung<br />
etwas beeinflusst.<br />
In eigener Sache<br />
Abbau von 180 Stellen<br />
In Sparzeiten wäre ein solches Signal besonders<br />
wichtig gewesen. So wird zum<br />
Beispiel das Universitätsbudget reduziert,<br />
was nicht nur Auswirkungen auf Lehre und<br />
Forschung, sondern sehr wohl auch Auswirkungen<br />
auf das gesamte Gesundheitssystem<br />
haben wird. Allein an der Medizinischen<br />
Universität Wien (AKH) müssen<br />
entweder 180 Stellen abgebaut oder viele<br />
Journaldiensträder gestrichen werden, um<br />
die neuen und strengeren Budgetvorgaben<br />
erfüllen zu können. Dies wird unweigerlich<br />
negative Auswirkungen auf die Versorgung<br />
der Patienten haben.<br />
Weniger Ärztinnen und Ärzte heißt weniger<br />
Versorgung, längere Wartezeiten für Patienten<br />
sowie Leistungsreduktionen.<br />
Wir werden noch sehen, wo genau es zu<br />
den Einsparungen kommt, aber ich<br />
fürchte, dass Unfall- sowie Notfallabteilungen<br />
genauso betroffen sein werden wie<br />
Operationskapazitäten und Anästhesieabteilungen.<br />
Gerade in solchen Zeiten würden wir uns<br />
einen verständnisvollen Finanzminister<br />
wünschen, für den das Gesundheitssystem<br />
und die Versorgung von kranken Menschen<br />
wichtiger, oder zumindest genauso<br />
wichtig, ist wie der Bau von Tunnels oder<br />
die Finanzierung von Banken und Abfangjägern.<br />
Mit freundlichen Grüßen, Ihr<br />
Thomas Szekeres