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Flora von Österreich - Gesellschaft zur Erforschung der Flora ...

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nition <strong>der</strong> Bezeichnungen für Häufigkeitsstufen gibt: sehr selten – selten – zerstreut – häufig –<br />

sehr häufig. – Dazu kommt noch, dass sich Florenautoren auch bei übereinstimmend definierten<br />

Termini oft nicht an die Definition halten, Beispiele unter 3.7!<br />

Auch unnötige taxon-spezifische Spezialausdrücke und Son<strong>der</strong>bedeutungen können<br />

störend wirken. Für einige Taxa (Familien, Gattungen) gibt es ein spezifisches Son<strong>der</strong>vokabular:<br />

Termini, die nur für ein bestimmtes Taxon gelten, also eine Geheimsprache <strong>der</strong> Spezialisten<br />

für die betreffenden Taxa. Für Strukturen, die auf das betreffende Taxon beschränkt<br />

sind, ist dies zweifellos sinnvoll und akzeptabel. Jene Spezialausdrücke jedoch, die in die allgemeine<br />

phytographische Sprache übersetzbar sind, sollten in einer <strong>Flora</strong>, die alle Gefäßpflanzen<br />

behandelt, vermieden werden. Hieraciologen nennen die (gleichwohl charakteristischen)<br />

Sternhaare „Flocken“; schlimmer, weil für Nichthieraciologen verwirrend ist, dass sie unter<br />

„Haaren“ nicht alle Haare, son<strong>der</strong>n nur einen bestimmten Typ (nämlich die unverzweigten<br />

und gleichzeitig drüsenlosen) verstehen. Die Batologen nennen die Brombeer-Schösslinge<br />

„Turionen“ – dies ein Terminus, den die übrige Botanik für etwas ganz an<strong>der</strong>es, nämlich für<br />

Hibernakeln (den Winter überdauernde Knospen) verwendet.<br />

3.6 Mangelnde und mangelhafte, aber auch redundante Merkmals-Angaben ärgern und<br />

verwirren<br />

Fehlende Merkmalsangaben lassen grundsätzlich die Frage offen, ob das Merkmal fehlt<br />

o<strong>der</strong> bloß verschwiegen wird. Zwar ist meist Letzteres <strong>der</strong> Fall, denn es wird bloß nicht erwähnt,<br />

weil es im betreffenden Schlüsselpunkt nicht so wichtig erscheint. Viele (wiewohl<br />

oberflächliche!) Bestimmer achten aber nur auf die positiv angegebenen Merkmale und neigen<br />

<strong>zur</strong> Annahme, dass ein nicht erwähntes Merkmal nicht vorhanden o<strong>der</strong> in einem – oft<br />

unklaren – „Normalzustand“ (default) sei, womit sie meist falsch liegen. Erstaunlich viele<br />

Fehlbestimmungen haben darin ihre Ursache. Beispiel: bei Crepis conyzifolia wird erwähnt,<br />

dass <strong>der</strong> Korbstiel an <strong>der</strong> Spitze etwas verdickt ist, bei C. pontana ist diese Verdickung auch<br />

vorhanden, sogar viel deutlicher, das wird aber nicht erwähnt.<br />

Generell werden Merkmale an <strong>der</strong> fruchtenden Pflanze allzu oft vernachlässigt: Dass<br />

z. B. die Frucht <strong>von</strong> Thesium rostratum fleischig ist, verschweigen z. B. <strong>Flora</strong> Europaea und<br />

HESS & al. (1976); den fleischigen Fruchtstiel bei Th. alpinum erwähnt fast keine <strong>Flora</strong>, auch<br />

<strong>der</strong> „HEGI“ nur als kleingedruckte Notiz bei <strong>der</strong> Fortpflanzungsökologie (als Ameisenfutter).<br />

Entsprechendes gilt für Merkmale <strong>der</strong> vegetativen Stadien, z. B. <strong>der</strong> Grundrosetten. – An<strong>der</strong>erseits<br />

finden wir es richtig, dass im Bestimmungsschlüssel in erster Linie Merkmale <strong>der</strong><br />

blühenden Pflanze berücksichtigt werden. Zusätzliche Alternativschlüssel halten wir deshalb<br />

für wichtig.<br />

Auch überflüssige, weil selbstverständliche Merkmalsangaben stören, sie nehmen Platz<br />

weg und beeinträchtigen vor allem die Wahrnehmung <strong>der</strong> tatsächlich entscheidenden Differenzialmerkmale.<br />

Familienmerkmale im Gattungsschlüssel verwirren, ebenso haben Gattungsmerkmale<br />

im Artenschlüssel nichts zu suchen. Manche Schlüsselpunktabsätze o<strong>der</strong> Artbeschreibungen<br />

erwecken dadurch den Eindruck, es würde fast alles zutreffen, obwohl etliche<br />

Merkmale dabei sind, die bloß bestätigen, dass die Gattung die richtige ist. (Zum Thema Redundanz<br />

siehe auch 5.1 und 5.4!)<br />

3.7 Inkonsequenz, Unexaktheit und Unlogik<br />

Ein sehr oft anzutreffen<strong>der</strong> Fehler ist die Disziplinlosigkeit des Verfassers bezüglich <strong>der</strong><br />

Reihenfolge <strong>der</strong> Merkmalsangaben. Verschiedene Reihenfolge selbst bei unmittelbar zu vergleichenden<br />

Arten ist eine schier unausrottbare Unart. Das erschwert sowohl die Untersuchung<br />

wie vor allem den Vergleich. Auch innerhalb eines Merkmalsbereichs sollten die<br />

Eigenschaften nicht regellos und immer wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s gereiht genannt werden, son<strong>der</strong>n einem<br />

Schema folgen, etwa Zahl, Größe, Gestalt, Farbe, Indument. Vergleiche werden dadurch wesentlich<br />

erleichtert. (Die Unbekümmertheit vieler Florenverfasser in diesem vergleichsweise<br />

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