Flora von Österreich - Gesellschaft zur Erforschung der Flora ...
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In diesem Zusammenhang ist auf die wichtige Rolle <strong>der</strong> Synonyme (womöglich referenziert,<br />
d. h. mit Angabe <strong>der</strong> Werke, in denen sie als akzeptierte Namen verwendet werden)<br />
hinzuweisen, die dabei helfen, die Verbindung zwischen verschiedenen Büchern herzustellen<br />
(die nomenklatorischen Autoren hingegen sind dafür naturgemäß gänzlich untauglich!). –<br />
Hier muss auch noch eine Falle erwähnt werden, in die um Wissenschaftlichkeit und Aktualität<br />
bemühte Verfasser botanischer Schriften nicht selten geraten: Die neuesten, aktuellsten<br />
Erkenntnisse finden ihren Nie<strong>der</strong>schlag zuweilen in Namen, die noch niemand kennt. Synonyme<br />
wegzulassen in <strong>der</strong> Meinung, Aktualität sei das Wichtigste, verkennt die grundsätzliche<br />
Funktion <strong>von</strong> Mitteilungen, sowohl in wissenschaftlichen wie erst recht in populären Schriften:<br />
nämlich optimale Verständlichkeit.<br />
Die „<strong>Flora</strong> <strong>von</strong> <strong>Österreich</strong>“ soll nicht nur zum Bestimmen brauchbar, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong><br />
sehr kleinen Gruppe taxonomisch arbeiten<strong>der</strong> botanischer Forscher dienlich sein, nur deshalb<br />
gibt sie die vollständigen (!) nomenklatorischen Autorenzitate (nicht bloß die Autorennamen!)<br />
an, die <strong>zur</strong> Auffindung des Protologs und damit <strong>zur</strong> Feststellung des ICBN-konformen korrekten<br />
Namens notwendig sind. Sie sind in <strong>der</strong> FlÖ unter den „Weiteren Angaben“ so gut versteckt,<br />
dass sie beim Normalbenützer keinen Schaden anrichten können.<br />
Diesen Abschnitt abschließend müssen wir noch darauf hinweisen, dass es für die Benützung<br />
des Bestimmungsschlüssels oft recht störend und daher benützerfeindlich ist, wenn<br />
„gute“, eindeutige Merkmale, also solche, die eine Entscheidung in jedem Fall ermöglichen<br />
(weil sich die Variationsamplituden nicht gegenseitig überschneiden – wir nennen sie diakritische<br />
Merkmale), mit den „schlechten“, weil „überlappenden“ Merkmalen (wenn auch keineswegs<br />
unwichtigen) vermischt werden. Unsere „diakritisch-komparative“ Methode begegnet<br />
diesem Übel (siehe Abschnitt 5.5).<br />
3.10 Mangelnde wissenschaftlich-kritische Haltung<br />
Da wir eine Bestimmungsflora für ein wissenschaftliches Werk halten, darf ein wichtiger<br />
Punkt nicht vergessen werden: Wissenschaft ist untrennbar mit kritischer Haltung verbunden.<br />
Floren sollen nicht nur den aktuellen Wissensstand vermitteln, son<strong>der</strong>n auch auf ungelöste<br />
Probleme hinweisen (vgl. 1) und als fehlerhaft erkannte Auffassungen ausdrücklich<br />
korrigieren. Nicht ausdrücklich als Fehler bezeichnete Daten sind bekanntlich unsterblich und<br />
tauchen immer wie<strong>der</strong> auf (sie müssen gerade <strong>von</strong> den sorgfältigen Arbeitern ausgegraben<br />
werden)! – Die Verwendung des Fragezeichens für unklare Daten, fragwürdige Angaben ist<br />
daher berechtigt und notwendig – auch in einer Exkursionsflora – sie sind <strong>von</strong> Leser und<br />
Leserin sorgfältig zu beachten. Dies meinen wir entgegen einem verbreiteten Usus, demzufolge<br />
dem Leser eine „heile Welt“ vorgegaukelt werden soll.<br />
Die kontinuierliche Verbesserung und Aktualisierung ist bei einem Florenwerk sehr<br />
wichtig. Rückmeldungen <strong>von</strong> Seiten <strong>der</strong> FlorenbenützerInnen sind manchmal zu spärlich, sodass<br />
Fehler über mehrere Auflagen unentdeckt bleiben. Dringend zu empfehlen ist eine Website,<br />
wodurch die Autoren-Leser-Kontakte wesentlich verbessert werden. Für die FlÖ übernimmt<br />
die Internet-Wiki-Version (siehe 6.3) diese Aufgabe.<br />
Die in diesem Abschnitt dargestellten und diskutierten Fehler und Mängel ebenso wie<br />
die hier und in den folgenden Kapiteln vorgeschlagenen Verbesserungsmaßnahmen sollen<br />
nicht den Eindruck erwecken, ein starres System <strong>von</strong> Regeln würde alle Schwierigkeiten beseitigen.<br />
Sinnvolle Regeln bedingen sinnvolle Ausnahmen, wo diese nötig sind. Ausnahmen<br />
bestätigen die Regel nicht bloß im trivialen tautologischen Sinn 1 , son<strong>der</strong>n weil Regeln die<br />
Qualität <strong>der</strong> Floren – etwa die Tauglichkeit zum Pflanzenbestimmen – verbessern sollen,<br />
aber nicht durch sture Anwendung neue Probleme schaffen dürfen. Ausnahmen benötigen<br />
jedoch stets eine ausreichende Begründung. Für die Inkonsequenzen in vielen gängigen<br />
Florenwerken sind jedoch nicht notwendige Regelbrüche verantwortlich, son<strong>der</strong>n vielmehr<br />
1 – wenn es keine Regeln gibt, kann es logischerweise auch keine Ausnahmen geben<br />
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