KammerNachrichten - Kammer der ZiviltechnikerInnen für ...
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„Fosteritos“ – die Abgänge zur Metro Bilbao von Norman Foster, 1995<br />
Etxebarri, Santutxu, Indautxu, Sarriko, Astrabudua, Leioa, Bidezabal.<br />
Exotische Tempelstädte? Nein, Haltestellen <strong>der</strong> Metro Bilbao. Im<br />
Zentrum sind sie von Norman Foster designed. Zugänglich über seine<br />
„Fosteritos“ – gläserne Hummerrücken, die sich in die Erde bohren.<br />
Geschickt wurden die alten Vororte – Bahnlinien in das System einbezogen.<br />
Beeindruckend <strong>der</strong> Video-Kontrollraum: kein Personal in den<br />
Stationen, alles wird zentral überwacht. Auch Ferntipps <strong>für</strong> die Verwendung<br />
<strong>der</strong> Ticket-Automaten gibt man von hier aus. Wir aber brauchen<br />
sie nicht, mit unserer Führungs-Freikarte kommen wir auch so<br />
bis ans Meer.<br />
Der bemalte „Oma-Wald“ von Agostin Ibarrola ist nur mit einstündigem<br />
Fußmarsch zu erreichen. Sanft ist <strong>der</strong> Weg zuerst, dann wird es<br />
steiniger. Alle erweisen sich als sportlich. Frau Reiter, die Farbberaterin<br />
aus Klagenfurt, zieht sogar ihre Schuhe aus und geht in Strümpfen<br />
weiter. Dieses Colorerlebnis lässt sie sich nicht entgehen! Streifen,<br />
Kreise, Figuren auf den Kiefernstämmen bilden bunte Vexierbil<strong>der</strong>, die<br />
sich beim Nähern überlagern, verän<strong>der</strong>n. Zauberwald o<strong>der</strong> Spielerei?<br />
„Ein durchgängiges Gesamtkonzept fehlt“ (Melitta Moschik). „Der<br />
Ort war schon ohne Bemalung zu wenig mythisch“ (Albin Bulfon).<br />
„Bäume sollte man überhaupt in Ruhe lassen“ (Walburga Reiter).<br />
Alpenbewohner erfühlen die Mystik des Waldes auch ohne Farbenverstärkung.<br />
Farbenerlebnis Oma-Wald von Agostin Ibarrola in Cortezubi bei Guernica<br />
Architektur<br />
Gestrandete Eisberge: „Kursaal“ in San Sebastian von Rafael Moneo, 1999<br />
Nicht weit entfernt „Chillida-Leku“ – Eduardo Chillidas Ort. Hier ist<br />
Mythos zu Hause und die Kraft <strong>der</strong> zeitlosen Zeit. Der baskische<br />
Nationalbildhauer mit weltweitem Ruf ließ nach und nach in einem<br />
Landschaftspark seine rostig – rätselhaften Stahlriesen und Steingiganten<br />
entstehen. Verschollene Jahrtausende des Baskenlandes, eines Landes<br />
des Eisens und <strong>der</strong> Schmiede, entringen sich auf magische Weise<br />
wie<strong>der</strong> dem Boden.<br />
Donostia / San Sebastián. An <strong>der</strong> Mündung des Río Urumea liegen sie,<br />
fast nicht zu sehen, am Atlantikstrand: zwei riesige Körper ohne Materie,<br />
wie Wasser, Wolken und Wind. Der „Kursaal“ – das Kultur- und<br />
Kongresshaus von Rafael Moneo, 1999 fertiggestellt. Wie gestrandete<br />
Eisberge aus Mattglas, verirrt vom Nordmeer an den Golf von Biskaya.<br />
Symbole <strong>für</strong> die Sehnsucht des dürren Spanien nach <strong>der</strong> Kälte? Die<br />
durchscheinenden Doppelschalen <strong>der</strong> Glaskuben enthalten Traggitterwerk<br />
und Installationen. Sie sind Schutzhäute <strong>für</strong> die weiter innen liegenden<br />
holzverkleideten Säle (Fassungsraum 1800 und 600 Personen!).<br />
Dazwischen ergeben sich Foyers mit Überraschungseffekten von dort<br />
aus: In <strong>der</strong> milchigen Hülle zoomen plötzlich klarsichtige Löcher den<br />
überraschten Blick auf den davor liegenden Strand. Eine kaum merkbare<br />
Verzerrung <strong>der</strong> Qua<strong>der</strong> und die leicht aufsteigende Bandstruktur <strong>der</strong><br />
Glashaut beleben die absolute Geometrie. So wird das Gebäude zum<br />
indifferenten Bestandteil <strong>der</strong> Natur und des Meeres, im kosmischen<br />
Maßstab vor die Kulisse <strong>der</strong> umgebenden städtischen Häuser gesetzt.<br />
Strandblick in <strong>der</strong> Mattglashülle des „Kursaal“-Foyers<br />
<strong><strong>Kammer</strong>Nachrichten</strong> 4/02 25