KammerNachrichten - Kammer der ZiviltechnikerInnen für ...
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Dazu passend ist die Reizung des Gaumens: raffiniertes Wechselspiel<br />
von pikant und süß, Filets in kandierter Kruste, himmlische Rebenprodukte.<br />
Den Abschluss – Pernod in <strong>der</strong> Stadt schaffe ich nicht mehr. Auch<br />
sind dort die Straßenlokale kaum zu empfehlen.<br />
Montag, 3. Juni 2002: Tag des Abschieds.<br />
Wir haben noch eine Führung durch das Gerichtsgebäude von<br />
Richard Rogers. Die hölzernen Verhandlungssäle sind angeblich zur<br />
natürlichen Kühlung wie riesige Weinflaschen in ein Stahlregal<br />
gestellt. Scharfe Funktionskritik von Mme. Gillet, Sécretaire général<br />
des Tribunals. Die formalistische Idee hält den Anfor<strong>der</strong>ungen nicht<br />
stand. Die wichtigen Verhandlungen finden weiterhin im Altbau statt.<br />
Weinregal als Inspiration: Gerichtshof in Bordeaux von Richard Rogers, 1997<br />
Kleine Zeitung vom 21. August 2002<br />
Architektur<br />
Im Stau <strong>der</strong> Außenring-Autobahn irren wir nach Pessac. Die Gesellschaftsutopie<br />
<strong>der</strong> ersten Mo<strong>der</strong>ne ist auch hier gescheitert. Die 1925<br />
von Le Corbusier geplanten Häuser <strong>der</strong> Industriearbeitersiedlung Cité<br />
Frugès haben ihre Adressaten bald sinnstörend verkitscht o<strong>der</strong> verwahrlost.<br />
Paradox: Heute ist das einstige Werk <strong>der</strong> Avantgarde ein Fall<br />
<strong>für</strong> die Denkmalpflege.<br />
Der grüne Kupfercontainer im vorstädtischen Niemandsland <strong>der</strong> Universität,<br />
das „Maison des Arts“ von Massimiliano Fuksas (1996), ist<br />
auch vergammelt, aber voll studentischer Kreativität. Aufnahmsprüfung<br />
in die Malerklasse, kaum Möbel, alles zeichnet und malt am<br />
Betonboden. Für das Ziel des Architekten-Verdrängung von Architektur<br />
und Entfaltung <strong>der</strong> Künste im leeren und offenen Raum – wirken<br />
manche Räume beengt.<br />
Letzter Programmpunkt: Unterbrechung des Rückflugs in München.<br />
Pia hat vorsorglich gegen unsere Langeweile eine Baustellenführung<br />
arrangiert. Flughafen-Terminal 2 von Koch + Partner: Allein <strong>der</strong><br />
Pier ist mit einer Länge von einem Kilometer eine Ankunftshalle <strong>für</strong><br />
außerirdische Riesen. In dieser Dimension ist <strong>der</strong> gläserne Bau von<br />
innen nicht mehr als Raum zu erleben. Harte Pragmatik regiert, <strong>der</strong><br />
Mensch und das Umfeld stehen nicht mehr zum Thema. Dieses Mega-<br />
Ambiente ist jetzt schon fruchtbarer Boden <strong>für</strong> Architekturparasiten.<br />
So finden wir uns schließlich im Biergarten des pseudo-urigen „Air-<br />
Bräu“. Mein Trost: Zum Glück ist „die Maß“ dort noch menschlich.<br />
„Die Brezn“ teile ich – ihrem Liebreiz erlegen – mit Evi, dann ist die<br />
Reise vorbei.<br />
Resümee: Am schönsten wars bei den Basken. Logische Folge: Im<br />
September miete ich diesmal ein Auto – na wo? In Bilbao. ■<br />
<strong><strong>Kammer</strong>Nachrichten</strong> 4/02 27