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Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg

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FOTOS: SIDNEY GROMNICA<br />

gab es auch immer das Faszinosum der Herstellung der Instrumente,<br />

auf denen er spielte. In <strong>Bad</strong> <strong>Harzburg</strong> kam er durch seinen Schulfreund<br />

Arne Wulf zum Instrumentenbau. Dessen Vater Wilhelm Wulf baute<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg in <strong>Harzburg</strong> außergewöhnliche Stücke:<br />

Fiedeln, Gamben –eben Instrumente aus alten Zeiten.<br />

So war es kein Wunder, dass Heyno Herbst Feuer fing und versuchte,<br />

solche alten Instrumente in seiner Freizeit ebenfalls zu bauen. Als es<br />

bekannt wurde, dass er sie sorgfältig und stilecht herstellte, brauchte<br />

er sich um die Nachfrage keine Sorgen zu machen. Gamben, Fiedeln,<br />

spanische Gitarren und Lauten baute er erfolgreich nach. Aber auch<br />

exotischere Instrumente wie die Drehleier standen auf seinem Pro-<br />

gramm.<br />

Irgendwann stand er aber aus Zeitgründen vor der Wahl, noch weiter<br />

Musik zu machen oder nur noch Instrumente zu bauen. Er entschloss<br />

sich –zur Freude der Menschen, die gern auf diesen alten Instrumen-<br />

ten spielen –für die zweite Variante. Im Laufe seiner Beschäftigung mit<br />

Gamben und Lauten lernte er die Instrumentenbauer von Bubenreuth<br />

kennen –dort hatten sie sich als Heimatvertriebene nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg niedergelassen. Sie stammten aus Schönbach im Egerland<br />

und hatten sich dort angesiedelt, um mit ihrem aus langer Tradition<br />

stammenden Know-how im Fränkischen neu anzufangen. Ihre Erfah-<br />

rungen waren für Heyno Herbst wesentlich bezüglich der Perfektion,<br />

durch die sich seine Instrumente heute auszeichnen.<br />

Die Notwendigkeit, profunde Kenntnisse über die verwendeten Mate-<br />

rialien zu erlangen –inerster Linie das Wissen um die Qualität des<br />

Werkstoffs Holz – hat bei ihm zu einer stattlichen Sammlung von Lite-<br />

ratur geführt. Immer wieder zieht er sie gern zu Rate, um das eine oder<br />

andere Problem zu lösen. „Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die<br />

Harmonie und Schwingungsfähigkeit bei der Herstellung erhalten blei-<br />

ben –das entscheidet über die Qualität des Instruments. Das gibt ihm<br />

Leben ...“, betont Heyno Herbst ausdrücklich.<br />

Fast liebevoll streichelt er in seiner Werkstatt das eine oder andere Ins-<br />

trument. Für uns heute –imGegensatz zu den Menschen früherer Zei-<br />

ten –sehen die Formen allerdings doch sehr ungewohnt aus. Wenn man<br />

etwas lauter redet, schwingen die Saiten der Instrumente in seiner<br />

Werkstatt auf einmal unmerklich mit. Fasziniert hört man dann das<br />

leise Zwiegespräch dieser Instrumente, deren Bauweise durch die Zei-<br />

ten hindurch viele Wandlungen durchgemacht hat und grundsätzlich<br />

doch gleich geblieben ist.<br />

Der griechische Philosoph Pythagoras hat einmal gesagt, dass der Auf-<br />

bau unserer Welt –genauso wie in der Musik –auf der Zahl und der<br />

Harmonie beruht. Verlässt man die Werkstatt von Heyno Herbst mit<br />

ihren faszinierenden Instrumenten, so liegt einem dieser Gedanke auf<br />

einmal gar nicht so fern. (sg)<br />

kultur 37<br />

2 � quadrat 11 /2011 37

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