Download - Quadrat Goslar/Bad Harzburg

ihrem Schweigegelübde ab und erklärte ihre Betroffenheit ob des Skandals.
Es folgte ein hyperaktives Großreinemachen innerhalb des Konzerns. Hoch-
rangige Menschen mussten gehen, es wurden Milliardensummen verteilt und
man schuf eine Moral-Abteilung mit dem unaussprechlichen Namen Com-
pliance Office. Doch all das tilgte den Namen Siemens nicht aus der Schwar-
zen Liste der globalen Unternehmenssünder. Dagab es Staudammprojekte,
die zwar Profit, aber auch Massenvertreibungen brachten, da war das
unschöne Kollaborieren mit obskuren Staaten des Orients sowie eine frag-
würdige Gehaltspolitik. Da versprach man doch Vorstandsmitgliedern einen
30-prozentigen Gehaltszuwachs, während man unten Gehaltskürzungen oder
sogar Arbeitslosigkeit hinnehmen musste, wenn eine Tochterfirma wie BenQ
mit suboptimalem Profit aufwartete. Und dann waren da ja auch noch
Gerüchte um eine wie auch immer geartete Beteiligung am nordkoreani-
schen Atomprogramm. Autsch!
Dennoch, wir Goslarer stehen zur Familie Siemens, ist sie doch gemessen
an ihren Aktienmengen nur noch zu sechs Prozent Siemens. –Schade
eigentlich, denn diese Familie hat sich nicht nur einen Adelstitel erarbeitet,
sondern vor allem den Ruf, sozial zu sein. Hertha Harries, jüngste Tochter
des berühmten Firmengründers Werner von Siemens, engagierte sich sehr
für die sozialen Belange der Belegschaft. Das Harzburger Erholungsheim
„Siemens-Ettershaus“ zeugt von der sozialen Ader der Familie. Neuerungen
wie die kostenlose Lehrlingsausbildung, Einrichtung einer Betriebskranken-
kasse, Unterstützungsfonds für in Not geratene Mitarbeiter sowie die Fest-
schreibung von Arbeits- und Urlaubszeiten etablierten den Namen Siemens
nachhaltig in der Sozialgeschichte Deutschlands. Leider vergangene Zeiten
–aber offenbar wusste man damals die Begriffe Profit und Soziales noch zu
verbinden.
Tja, nach einem gänzlich aussagelosen Wahlkampf wünscht man sich doch
glatt einen Siemensspross nach Goslar zurück, besetzten Mitglieder der
Familie im 18. und 19. Jahrhundert doch bereits viermal den Posten des
Bürgermeisters! Johann Georg Siemens reformierte das Goslarer Stadtwesen
und sanierte auch gleich den Haushalt! Leider wurde er, wie es in Goslar
Brauch ist, durch subversive Kräfte aus dem Amt gedrängt. Peter Siemens
gab seinem Vetter Georg Heinrich Siemens das Zepter in die Hand. Vettern-
wirtschaft? Und wenn schon, sie entfachten eine rege und nachhaltige Bau-
tätigkeit in der Harzstadt. Stephan-Heinrich Siemens brachte es sogar zu
einer 20 Jahre währenden Amtszeit. Hallo Familie Siemens …hätte einer
von Ihnen in acht Jahren Zeit? Oder vielleicht früher?
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