08.01.2013 Aufrufe

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

e u r o p ä i S c H e in t e g r a t i o n – j u d i k at i V e u n d l e g i S l a t i V e po l i t i k 123<br />

Deutschland) o<strong>der</strong> min<strong>der</strong> (zum Beispiel Großbritannien) prägend wirkt (Abromeit<br />

1995). Inwieweit lässt sich auf supranationaler Ebene von einer neuen<br />

Qualität des Zusammenhangs sprechen? Zunächst führt <strong>der</strong> supranationale<br />

Charakter des Systems zu einer im Vergleich zum nationalen Kontext größeren<br />

Unabhängigkeit <strong>der</strong> Judikativen. Während nationale Verfassungen immerhin<br />

mit einer qualifizierten Mehrheit noch geän<strong>der</strong>t werden können, ist dies durch<br />

das Einstimmigkeitserfor<strong>der</strong>nis <strong>der</strong> Verträge als Reaktion auf Urteile höchst unwahrscheinlich<br />

(Scharpf 2004). Gleichzeitig kann man davon ausgehen, dass<br />

nationale Gerichte durch die Einbettung in einen nationalen politischen Diskurs<br />

sowohl die Auswirkungen ihrer Urteile als auch <strong>der</strong>en Legitimität besser abschätzen<br />

können. Als Überbau über 27 sehr unterschiedlich strukturierte Polities sind<br />

die letztlichen nationalen Konsequenzen von Urteilen des EuGH kaum noch<br />

abzuschätzen. Dennoch werden an den EuGH viele offene Konflikte delegiert,<br />

und er muss sehen, welche Balance er zwischen <strong>der</strong> Verantwortung für die europäische<br />

<strong>Integration</strong> und seiner ungesicherten Legitimation findet. Frühzeitig hat<br />

Weiler den Zusammenhang zwischen dem Intergouvernementalismus des Rates<br />

und <strong>der</strong> supranationalen Rechtsordnung herausgearbeitet (Weiler 1981, 1991).<br />

Angesichts <strong>der</strong> breiten Rezeption überrascht es, wie wenig politikwissenschaftliche<br />

Analysen europäischer Entscheidungsprozesse dennoch dieses Richterrecht<br />

einbeziehen, so als befände sich die Rechtsordnung <strong>der</strong> EU nicht auch unabhängig<br />

von den Mitgliedstaaten in einem steten Wandel.<br />

Literatur<br />

Abbott, Kenneth W., et al., 2000: The Concept of Legalization. In: International Organization<br />

54, 401–419.<br />

Abromeit, Heidrun, 1995: Volkssouveränität, Parlamentssouveränität, Verfassungssouveränität:<br />

Drei Realmodelle <strong>der</strong> Legitimation staatlichen Handelns. In: <strong>Politische</strong> Vierteljahresschrift<br />

36, 49–66.<br />

Alexan<strong>der</strong>, Gerard, 2002: Institutionalized Uncertainty, The Rule of Law, and the Sources of<br />

Democratic Stability. In: Comparative Political Studies 35, 1145–1169.<br />

Alter, Karen J., 2001: Establishing the Supremacy of European Law – The Making of an International<br />

Rule of Law in Europe. Oxford: Oxford University Press.<br />

Alter, Karen J./Sophie Meunier-Aitsahalia, 1994: Judicial Politics in the European Community.<br />

European <strong>Integration</strong> and the Pathbreaking Cassis de Dijon Decision. In: Comparative<br />

Political Studies 26, 535–561.<br />

Argyris, Nicholas, 1989: The EEC Rules of Competition and the Air Transport Sector. In:<br />

Common Market Law Review 26, 3–32.<br />

Bellamy, Richard, 2008: The Democratic Constitution: Why Europeans should Avoid American<br />

Style Constitutional Judicial Review. In: European Political Science 7, 9–20.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!