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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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290 M a a r t e n ke u n e<br />

in offiziellen Berichten und in Interviews Belege dafür, dass die Ziele, Leitlinien und Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> OMK zu Verän<strong>der</strong>ungen in speziellen Bereichen nationaler Politik (Politikwechsel)<br />

beigetragen haben, beispielsweise in den Bereichen Aktivierung/Vorbeugung, Steuervergünstigungen,<br />

aktives Altern/lebenslanges Lernen, Gleichstellung <strong>der</strong> Geschlechter, Kin<strong>der</strong>betreuung,<br />

Sozialfürsorge und Rentenreform. (Zeitlin 2007: 5)<br />

Ebenso sieht er einen positiven Einfluss auf verfahrensbezogene Än<strong>der</strong>ungen in<br />

<strong>der</strong> Governance und bei Vereinbarungen in <strong>der</strong> Politikgestaltung. <strong>Die</strong>se umfassen<br />

eine bessere horizontale Koordination und ressortübergreifende <strong>Integration</strong><br />

voneinan<strong>der</strong> abhängiger Politikbereiche, verbesserte vertikale Koordination zwischen<br />

verschiedenen Regierungsebenen sowie den Ausbau von Kapazitäten für<br />

Steuerung und Statistik. Hierzu zählen auch die verstärkte Konsultation und Einbindung<br />

nicht staatlicher Akteure sowie die Entwicklung horizontaler o<strong>der</strong> diagonaler<br />

Netzwerke zur Teilhabe nicht staatlicher und subnationaler Akteure an<br />

<strong>der</strong> Gestaltung europäischer Politik (Zeitlin 2007: 5).<br />

Wesentlich nüchterner argumentiert Mailand, die Auswirkungen <strong>der</strong> EBS seien<br />

generell schwach, aber differenziert: »die EBS hat nur in beschränktem Maße<br />

einen direkten Einfluss auf die Beschäftigungspolitik <strong>der</strong> Mitgliedstaaten und<br />

dieser unterscheidet sich von Land zu Land« (Mailand 2006: 174). Der Einfluss<br />

<strong>der</strong> EBS wird unter an<strong>der</strong>em durch das Ausmaß bedingt, in dem die nationale Beschäftigungspolitik<br />

bereits mit den <strong>europäischen</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen übereinstimmt<br />

und in dem ein nationaler Konsens über die Grundzüge <strong>der</strong> Beschäftigungspolitik<br />

besteht. Auch die Stärke des Euroskeptizismus, die Ergebnisse auf dem<br />

Arbeitsmarkt sowie die wirtschaftliche Abhängigkeit von <strong>der</strong> EU bestimmen die<br />

Wirkung <strong>der</strong> EBS (Mailand 2006). Laut einer Reihe von Autoren bleibt darüber<br />

hinaus die Teilhabe <strong>der</strong> Sozialpartner und an<strong>der</strong>er nicht staatlicher Akteure an <strong>der</strong><br />

OMK im Bereich Beschäftigung schwach. <strong>Die</strong> Dynamik, die sie entfaltet, folgt<br />

eher einem Top-down- als einem Bottom-up-Verlauf (de la Porte/Nanz 2004;<br />

Mailand 2006; de la Porte/Pochet 2004).<br />

Obgleich in <strong>der</strong> Literatur kein Konsens herrscht, ob die EBS als Erfolg o<strong>der</strong><br />

Misserfolg zu werten ist, scheint in diesem Punkt zurzeit die Skepsis zu überwiegen.<br />

Überdies ist fraglich, inwieweit die EBS als Beispiel positiver <strong>Integration</strong><br />

angesehen werden kann. Denn obwohl Vollbeschäftigung offiziell zu ihren Zielen<br />

gehört, hat das von ihr geför<strong>der</strong>te kognitive Modell von Anfang an die Probleme<br />

auf <strong>der</strong> Angebotsseite des Arbeitsmarktes betont, statt eine umfassende<br />

Vollbeschäftigungsstrategie zu begründen. Ziel <strong>der</strong> EBS ist es, die Flexibilität,<br />

Beschäftigungsfähigkeit und Aktivierung <strong>der</strong> Arbeitskräfte zu steigern. Dahinter<br />

steht die Überzeugung, dass Probleme auf dem Arbeitsmarkt weitgehend durch<br />

die individuellen Eigenschaften <strong>der</strong> Erwerbslosen verursacht werden (Watt<br />

2004). In diesem Sinne kann man die EBS als einen Ansatz verstehen, <strong>der</strong> sich

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