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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e en t S t e H u n g e i n e S p o l i t i S c H e n ge M e i n w e S e n S 165<br />

Trotz <strong>der</strong> inhaltlichen Unterschiede weisen das neoliberale Modell und das<br />

des regulierten Kapitalismus einige Gemeinsamkeiten auf. Erstens folgen beide<br />

einem intellektuell stimmigen Grundprinzip. Sie treffen Aussagen darüber, wie<br />

das politische System <strong>der</strong> EU gegenwärtig funktioniert und wie es funktionieren<br />

sollte. Daraus folgt, zweitens, dass beide Projekte Orientierungspunkte für fast<br />

alle in <strong>der</strong> EU diskutierten Fragen liefern. Sie bieten ein Rezept für die Analyse<br />

und das Handeln in <strong>der</strong> EU, das alle Aspekte des politischen Systems erfasst.<br />

Schließlich sind beide Projekte <strong>der</strong> jeweilige Kristallationspunkt für eine breite<br />

Koalition politischer Unterstützer. Sie sind also nicht bloß intellektuelle Konstrukte,<br />

son<strong>der</strong>n machtvolle Handlungsanweisungen, die – mehr als an<strong>der</strong>e – die<br />

politische Auseinan<strong>der</strong>setzung in <strong>der</strong> EU seit Mitte <strong>der</strong> Achtzigerjahre geprägt<br />

haben.<br />

2.2 Konfliktdimensionen<br />

Obwohl viele institutionelle Reformvorschläge für die EU diskutiert wurden,<br />

haben »Neoliberalismus« und »regulierter Kapitalismus« politisch die größte<br />

Bedeutung gehabt. Sie markieren eine grundlegende Konfliktlinie in <strong>der</strong> EU.<br />

Unsere Hypothese lautet, dass sich diese Projekte in einem zweidimensionalen<br />

politischen Raum verorten lassen, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> EU entsteht: <strong>Die</strong> erste Dimension<br />

reicht vom sozialdemokratischen zum marktliberalen Pol; die zweite vom Nationalismus<br />

zum Supranationalismus. Abbildung 2 bildet diese Hypothese ab. Falls<br />

diese Abbildung die Leser an die zweidimensionale Konfliktstruktur erinnert, die<br />

für den Nationalstaat unterstellt wird, so entspricht dies unserer Absicht. Nach<br />

unserer Ansicht hat sich die EU in ein politisches Gemeinwesen entwickelt, das<br />

mit Konzepten analysiert werden kann, die bereits auf an<strong>der</strong>e europäische Staaten<br />

angewandt wurden (Kitschelt 1994; Lipset/Rokkan 1967). <strong>Die</strong>se Annahme<br />

baut auf <strong>der</strong> Einsicht auf, dass die EU ein Mehrebenensystem ist – ein einheitliches,<br />

territorial geglie<strong>der</strong>tes politisches System, das politische Akteure auf<br />

subnationaler, nationaler und supranationaler Ebene umfasst, die ihre Ziele in<br />

verschiedenen Arenen zu verwirklichen suchen. 1<br />

Wie nicht an<strong>der</strong>s zu erwarten, übertragen nationale Akteure ihre ideologischen<br />

Überzeugungen von <strong>der</strong> nationalen auf die europäische Arena, wenn<br />

sie dort handeln. Auf den ersten Blick ersichtlich ist dies bei <strong>der</strong> horizontalen<br />

Achse in Abbildung 2. Sie betrifft mit <strong>der</strong> Frage nach wirtschaftlicher Gleichheit<br />

und nach den Aufgaben des Staates eine zentrale Dimension <strong>der</strong> Politik und<br />

1 Vgl. An<strong>der</strong>son (1995), Caporaso (1996), Hooghe (1996b), Jachtenfuchs/Kohler-Koch (1995),<br />

Jeffrey (1996), Leibfried/Pierson (1995), Marks (1993), Marks/Hooghe/Blank (1996), Risse-<br />

Kappen (1996), Sandholtz (1996), Scharpf (1994), Wallace (1994).

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