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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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d i e en t S t e H u n g e i n e S p o l i t i S c H e n ge M e i n w e S e n S 175<br />

Frage, dass sich die Balance verschoben hat und dass <strong>der</strong> Schwerpunkt auf <strong>der</strong><br />

Ausweitung von Marktchancen liegt und nicht länger darauf, Geld auszugeben.«<br />

Neoliberale haben in ihrem Bestreben, das Regieren national zu begrenzen,<br />

den Wettbewerb jedoch international auszudehnen, auf geschickte Weise wirtschaftliche<br />

Internationalisierung und politischen Nationalismus kombiniert. Mit<br />

dem Nationalismus haben sie sich verbündet, um in <strong>der</strong> EU die Entstehung<br />

eines handlungsfähigen politischen Systems zu blockieren, das Märkte regulieren<br />

kann. Gegen das Maastrichter Abkommen wehrten sich in Großbritannien,<br />

Frankreich, Deutschland und in den Benelux-Län<strong>der</strong>n vor allem extreme Nationalisten,<br />

die sich in <strong>der</strong> konservativen Partei Großbritanniens, dem französischen<br />

Front National, <strong>der</strong> CSU und den Republikanern o<strong>der</strong> im belgischen Vlaams<br />

Blok fanden. Nur in den skandinavischen Län<strong>der</strong>n gab es ein signifikantes Maß<br />

euroskeptischer Einstellungen bei Linken wie Rechten. Genau wie Nationalisten<br />

argumentieren Neoliberale, dass einer positiven Regulierung <strong>der</strong> Märkte die<br />

Legitimation fehle, weil in <strong>der</strong> EU keine tragfähigen demokratischen Institutionen<br />

vorhanden seien, die solche Markteingriffe rechtfertigen könnten. <strong>Die</strong><br />

Nationalstaaten blieben die einzige Arena zur legitimen Artikulation politischer<br />

Interessen. Doch im Gegensatz zu den Nationalisten verfolgen die Neoliberalen<br />

Ziele, die sich nicht auf die Verteidigung nationaler Souveränität beschränken.<br />

Ihr Anliegen ist ganz allgemein, die Fähigkeit <strong>der</strong> Politik – auch <strong>der</strong> nationalen<br />

Politik – zur Regulierung wirtschaftlichen Handelns einzuschränken.<br />

Zwar haben sowohl Nationalisten als auch Neoliberale die Ausweitung <strong>der</strong><br />

Gemeinschaftskompetenzen bekämpft, doch ihre Opposition hat unterschiedliche<br />

Ursachen. Nationalisten lehnen das Europäische Parlament ab, weil es das<br />

Monopol nationaler Parlamente infrage stellt, zentraler Ort <strong>der</strong> politischen Willensbildung<br />

zu sein. Dagegen lehnen Neoliberale ein stärkeres Europaparlament<br />

ab, weil es wirtschaftliche Regulierung wahrscheinlich wohlwollen<strong>der</strong> beurteilen<br />

würde, als <strong>der</strong> Ministerrat o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Europäische Gerichtshof. Aus neoliberaler<br />

Sicht bietet das Europäische Parlament Son<strong>der</strong>interessengruppen die Gelegenheit,<br />

ihre partikularen Anliegen in Gesetze umzumünzen (Olson 1982); für Nationalisten<br />

bemächtigt es sich wi<strong>der</strong>rechtlich parlamentarischer Befugnisse, die<br />

ihm nicht zustehen.<br />

Institutionelles Terrain<br />

<strong>Die</strong> Neoliberalen haben den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass sie in den<br />

meisten Fällen den Status quo befürworten. Das galt zwar nicht für den Abbau<br />

von Handelsschranken, denn dort for<strong>der</strong>ten sie radikale Än<strong>der</strong>ungen, doch<br />

konnten Neoliberale in diesem Bereich auf eine breite Unterstützerkoalition

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