08.01.2013 Aufrufe

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

384 p e t e r a. Ha l l u n d ro b e r t j. fr a n z e S e , jr .<br />

Zweifellos sind Zentralbankunabhängigkeit und Lohnkoordination solche Strukturvariablen.<br />

<strong>Die</strong>ser Überlegung liegen die Prämissen zugrunde, dass sich die<br />

Wirkungen solcher Strukturvariablen über lange Zeiträume entfalten, und dass<br />

wir entsprechenden Zusammenhängen trauen können, wenn sie über unterschiedliche<br />

zeitliche Kontexte hinweg andauern – in diesem Fall sowohl über<br />

die Zeit des hohen Nachkriegswachstums, in dem Inflation und Arbeitslosigkeit<br />

auf vergleichsweise niedrigem Niveau verharrten, als auch über die Zeit hoher<br />

Inflation in den Siebziger- und hoher Arbeitslosigkeit in den Achtzigerjahren.<br />

Trotzdem wäre – soweit sich die Zeitvarianz in befriedigen<strong>der</strong> Weise durch die<br />

Variablen abbilden lässt – eine Disaggregation <strong>der</strong> Analyse durch Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> zeitlichen Dimension ein weiterer Fortschritt. Aus diesem Grund<br />

gehen wir über bisher vorliegende Studien hinaus, indem wir zusätzlich Dekadendurchschnitte<br />

und jährliche Daten betrachten. 29<br />

Betrachten wir zunächst eine einfache Kreuztabelle, die über das grobe<br />

Muster in den Daten aufklärt. Tabelle 1 zeigt Inflationsraten und international<br />

standardisierte Arbeitslosenquoten in Abhängigkeit <strong>der</strong> Grade an Zentralbankunabhängigkeit<br />

und Lohnkoordination in den jeweiligen Län<strong>der</strong>n. Genau wie<br />

herkömmliche Analysen <strong>der</strong> Zentralbankunabhängigkeit erwarten lassen, weisen<br />

Län<strong>der</strong> mit höherer Zentralbankunabhängigkeit niedrigere Inflationsraten<br />

auf. Zusätzlich scheint, wie unsere zweite Hypothese vorhersagt, auch ein höherer<br />

Grad an Lohnkoordination die Inflation zu senken, wenn auch weniger stark<br />

und nur dann, wenn die Zentralbankunabhängigkeit gering ist.<br />

Allerdings variieren die Beschäftigungseffekte einer zunehmenden Zentralbankunabhängigkeit<br />

mit dem Grad an Lohnkoordination. Wo die Lohnkoor-<br />

dex) auf die Unterschiede zwischen Län<strong>der</strong>n; siehe Cukierman (1992). Weil zeitvariante Messungen<br />

des Koordinationsgrads von Lohn- und Preisaushandlungen nicht existieren, können<br />

wir hierfür nur Proxies betrachten, so zum Beispiel die von Golden und Wallerstein bereitgestellten<br />

Daten zur jährlichen Entwicklung des Gewerkschaftseinflusses auf Lohnverhandlungen<br />

in sechs stark koordinierten <strong>Ökonomie</strong>n; siehe Golden et al. (1996). Lediglich 33 Prozent<br />

<strong>der</strong> dort angezeigten Varianz beruht auf Zeitvarianz. <strong>Die</strong> Varianz <strong>der</strong> effektiven Koordination<br />

<strong>der</strong> Lohnaushandlung dürfte deutlich niedriger als die Varianz des Gewerkschaftseinflusses<br />

sein, und noch einmal deutlich niedriger dürfte diese Varianz in niedrig koordinierten Län<strong>der</strong>n<br />

ausfallen. Im Ergebnis dürfte 33 Prozent bereits eine großzügige Schätzung des oberen Endes<br />

<strong>der</strong> Varianz sein, die im Fall <strong>der</strong> effektiven Lohnkoordination auf die Zeitvarianz entfällt.<br />

29 Zeitvariante Indizes <strong>der</strong> Lohnkoordination sind nicht verfügbar; die Zentralbankunabhängigkeit<br />

hingegen wurde für unterschiedliche Dekaden gemessen (Cukiermans LVAU deckt jeweils<br />

die Perioden 1950–1959, 1960–1972, 1973–1979 und 1980–1989 ab); alle an<strong>der</strong>en hier verwendeten<br />

Daten liegen Jahr für Jahr vor. Obwohl keine <strong>der</strong> möglichen Analyseebenen eindeutig<br />

überlegen erscheint, sehen wir die Analyse von Dekadendurchschnitten als besten Kompromiss<br />

unter den gegebenen Bedingungen von statistischen Freiheitsgraden, Einschränkungen bei <strong>der</strong><br />

Datenverfügbarkeit und Schwierigkeiten <strong>der</strong> Übersetzung <strong>der</strong> Theorien in statistische Konstrukte<br />

an. Gleichwohl informieren wir über Ergebnisse aller drei Analyseebenen, um einen<br />

Vergleich <strong>der</strong> Resultate zu ermöglichen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!