08.01.2013 Aufrufe

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

180 l i e S b e t Ho o g H e u n d ga r y Ma r k S<br />

Unterstützer<br />

Das Projekt des regulierten Kapitalismus beschreibt die Schnittmenge im Wettbewerb<br />

zwischen Sozialdemokraten und gemäßigten Christdemokraten (Grant<br />

1994; Ross 1995b). In Übereinstimmung mit <strong>der</strong> Sozialdemokratie stützt sich<br />

<strong>der</strong> regulierte Kapitalismus auf den Klassenkompromiss; übereinstimmend mit<br />

den Christdemokraten gilt das Subsidiaritätsprinzip. Unterstützt wird dieses<br />

Projekt von den meisten Mitte-links-Parteien in Europa. <strong>Die</strong> sozialdemokratischen<br />

Parteien in Deutschland, Österreich, Italien und Spanien treten unumschränkt<br />

dafür ein. In Großbritannien, Schweden, Dänemark und Griechenland<br />

ist die Linke in dieser Frage gespalten. Insbeson<strong>der</strong>e dänische und griechische<br />

Sozialisten haben sich aus nationalistischen Beweggründen gegen einen auf europäischer<br />

Ebene regulierten Kapitalismus ausgesprochen. Eine mehrheitlich<br />

positive Bewertung entstand in Großbritannien und Schweden erst nach <strong>der</strong><br />

traumatischen Einsicht vieler Linker, dass <strong>der</strong> nationale Keynesianismus in einer<br />

Sackgasse steckte. Während linke Nationalisten auf das Demokratiedefizit <strong>der</strong><br />

EU wie auch die schädlichen Folgen des Regimewettbewerbs verweisen und<br />

grundsätzlich bezweifeln, dass die gemeinsame europäische Identität jemals belastbar<br />

genug für einen <strong>europäischen</strong> Wohlfahrtsstaat sein wird, betonen Verfechter<br />

des regulierten Kapitalismus, dass in einer globalisierten Wirtschaft ein<br />

europäischer Ansatz mehr Erfolg als nationale Strategien verspricht.<br />

In einzelnen Bereichen unterstützen auch christdemokratische Parteien den<br />

regulierten Kapitalismus – vor allem in Län<strong>der</strong>n, in denen es gleichzeitig neoliberale<br />

beziehungsweise nationalistische Parteien gibt, die ihn ablehnen. Am<br />

stärksten ausgeprägt ist die Unterstützung <strong>der</strong> christdemokratischen Parteien in<br />

den Benelux-Län<strong>der</strong>n und in Österreich. <strong>Die</strong> deutsche CDU ist in dieser Frage<br />

gespalten und <strong>der</strong> Druck wächst, neoliberale Reformen durchzusetzen. Der<br />

frühere Kanzler Helmut Kohl hatte sich für den regulierten Kapitalismus eingesetzt.<br />

Kohl war maßgeblich daran beteiligt, das Sozialprotokoll des Maastrichter<br />

Vertrags gegen den Wi<strong>der</strong>stand von Premierminister John Major durchzusetzen,<br />

hat sich durchweg für ein stärkeres Europaparlament eingesetzt und in den Verhandlungen<br />

über die Ausweitung <strong>der</strong> Kohäsionspolitik zwischen 1988 und 1993<br />

stets großzügige Zahlungen an ärmere Regionen unterstützt.<br />

<strong>Die</strong> Unterstützerkoalition des regulierten Kapitalismus ist schwächer als die<br />

Summe ihrer Teile, weil sie außerordentlich heterogen zusammengesetzt ist. <strong>Die</strong><br />

genaue Interessenkonstellation variiert mit <strong>der</strong> Vielfalt nationaler Institutionen.<br />

So sind beispielsweise südeuropäische Sozialdemokraten hin und her gerissen,<br />

ob sie europäische Regulierungsvorhaben unterstützen sollen (zum Beispiel die<br />

Einführung von Mindestlöhnen), die ihre Wettbewerbsposition gegenüber kontinental-<br />

und nord<strong>europäischen</strong> Län<strong>der</strong>n schwächen (Lange 1993). Doch selbst

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!