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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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440 H e n r i k en d e r l e i n<br />

heit über die makroökonomischen Auswirkungen <strong>der</strong> Finanzpolitik weitgehend<br />

von den verteilungspolitischen Implikationen abgekoppelt. Von 1995 an unternahm<br />

Spanien auch mehrere Versuche, das stark dezentralisierte Ausgabensystem<br />

zu reformieren. Obwohl das komplexe Zusammenspiel zwischen <strong>der</strong> Zentralregierung<br />

und den Regionen nicht fundamental umgestellt wurde (Gordo/<br />

Hernández de Cos 2000), erhielt die Zentralregierung ab 1997 immerhin ein<br />

Vetorecht, wenn Regionalhaushalte zu hohe Defizit- o<strong>der</strong> Schuldenwerte erreichten<br />

(Hallerberg/Strauch/von Hagen 2001).<br />

In <strong>der</strong> Lohnpolitik begannen die Reformen 1996, als die Aznar-Regierung<br />

einen bis dahin nicht existierenden Dialog zwischen den Gewerkschaften initiierte,<br />

indem sie mit einer Privatisierung des staatlichen Rentensystems drohte.<br />

Sie gab diesen Plan erst auf, als die Gewerkschaften zustimmten, von diesem<br />

Zeitpunkt an direkt mit <strong>der</strong> Regierung über die Tarifpolitik zu beraten (Pérez/<br />

Pochet 1999).<br />

Portugals faktischer Beitritt zum Euro lässt sich ebenfalls auf die Mitte <strong>der</strong><br />

Neunzigerjahre datieren. 1994 wurde fast <strong>der</strong> komplette Führungsstab <strong>der</strong> portugiesischen<br />

Nationalbank ausgewechselt, um die Glaubwürdigkeit einer Hartwährungspolitik<br />

im EWS zu erhöhen (Torres 1998: 193–194). 1995 fand die<br />

letzte Abwertung statt.<br />

Für Portugal wurden in <strong>der</strong> vorliegenden Analyse eine Steigerung <strong>der</strong> Effektivität<br />

<strong>der</strong> Finanzpolitik und die Verän<strong>der</strong>ung des Lohnfindungssystems durch<br />

stärkere interne Koordinierung und einen direkteren Einfluss <strong>der</strong> Regierung als<br />

Erwartungen formuliert. Der Haushaltsprozess wurde in zwei wichtigen Reformschritten<br />

2001 und 2002 maßgeblich verän<strong>der</strong>t. Beide Reformen stärken<br />

den portugiesischen Finanzminister in den Verhandlungen mit den Ressorts:<br />

Der Finanzminister kann nun schon vor den Verhandlungen die Gesamtbilanz<br />

des Staatshaushalts für verbindlich erklären und verhandelt daher nur noch über<br />

die Allokation <strong>der</strong> Mittel (Bronchi 2003).<br />

In <strong>der</strong> Tarifpolitik wurden die Reformen 1996 durch einen Versuch <strong>der</strong> Regierung<br />

eingeleitet, mit <strong>der</strong> Entstehung eines Sozialen Paktes eine lange Zeit des<br />

Misstrauens zwischen <strong>der</strong> Regierung und den Gewerkschaften zu beenden (da<br />

Paz Campos Lima/Naumann 2000). Der Pakt schrieb Maßnahmen zur Mitwirkung<br />

<strong>der</strong> Lohnpolitik an <strong>der</strong> gesamtstaatlichen Wirtschaftspolitik fest und trug<br />

dadurch dazu bei, dass das lange Konfliktverhältnis zwischen den beiden Gewerkschaften<br />

CGTP (Confe<strong>der</strong>ação Geral dos Trabalhadores Portugueses) und<br />

UGT (União Geral de Trabalhadores) endete (da Paz Campos Lima/Naumann<br />

2000).<br />

<strong>Die</strong> Gemeinsamkeiten zwischen den drei Euro-Mitgliedslän<strong>der</strong>n, die mit<br />

niedrigen o<strong>der</strong> negativen Realzinsen zu rechnen hatten und deshalb eine Überhitzung<br />

<strong>der</strong> Binnenkonjunktur fürchten mussten, sind bemerkenswert. Alle drei

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