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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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302 M a a r t e n ke u n e<br />

führen Regierung, Arbeitgeber und Gewerkschaften einen permanenten Dialog<br />

auf Makroebene, <strong>der</strong> auch Lohnvereinbarungen umfasst.<br />

4.4 Arbeitskräftemigration<br />

<strong>Die</strong> letzte hier zu erörternde Entwicklung <strong>der</strong> Europäisierung ist die Arbeitskräftemigration.<br />

<strong>Die</strong> Freizügigkeit von Personen ist einer <strong>der</strong> Pfeiler <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong><br />

<strong>Integration</strong>. Im Zuge des <strong>Integration</strong>sprozesses sind Migrationshin<strong>der</strong>nisse<br />

zunehmend aus dem Weg geräumt worden. <strong>Die</strong>s erleichtert den Menschen<br />

die Arbeit in an<strong>der</strong>en Mitgliedstaaten. Bis in die frühen 2000er-Jahre war die<br />

Migration innerhalb Europas zahlenmäßig begrenzt und daher kein großes politisches<br />

Thema. Seit den Vorbereitungen auf die Erweiterungsrunde von 2004<br />

steht sie jedoch im Mittelpunkt <strong>der</strong> <strong>europäischen</strong> Frage. In etlichen alten Mitgliedstaaten<br />

befürchtete man, dass die hohen Arbeitslosenzahlen und das niedrige<br />

Lohnniveau künftiger Mitgliedstaaten eine massive Ost-West-Migration von<br />

Menschen auslösen würden, die Beschäftigung und Einkommen suchen. 17 Man<br />

erwartete, dass dies die bereits hohen Arbeitslosenquoten in <strong>der</strong> EU-15 weiter<br />

steigern würde. Außerdem rechnete man mit einem Abwärtsdruck auf Löhne<br />

und Arbeitsbedingungen, da Migranten bereitwillig schlechtere Arbeitsbedingungen<br />

als im Aufnahmeland üblich akzeptieren würden. <strong>Die</strong> Antwort <strong>der</strong> Politik<br />

auf diese Befürchtungen bestand darin, Übergangsperioden von bis zu sieben<br />

Jahren einzuführen. Innerhalb dieser Zeitspanne wird die Migration aus den<br />

NMS auf verschiedene Arten eingeschränkt o<strong>der</strong> kontrolliert. Ebenfalls können<br />

für Migranten aus den NMS, die in einem <strong>der</strong> alten Mitgliedstaaten arbeiten, an<strong>der</strong>e<br />

Rechte gelten (zum Beispiel in Großbritannien <strong>der</strong> eingeschränkte Zugang<br />

zu Sozialleistungen). Zwar protestierten die NMS gegen diese Maßnahmen und<br />

argumentierten, sie würden wie Mitglie<strong>der</strong> zweiter Klasse behandelt. <strong>Die</strong>s blieb<br />

jedoch ohne Erfolg.<br />

Zu dieser negativen west<strong>europäischen</strong> Sichtweise gibt es jedoch ein positives<br />

Gegenstück: Arbeitsmigration wird auch als Teil <strong>der</strong> Lösung von Problemen<br />

gesehen, die die meisten west<strong>europäischen</strong> Län<strong>der</strong> betreffen: <strong>der</strong> drohende Arbeitskräftemangel<br />

und die Alterung <strong>der</strong> Gesellschaft. Speziell in Län<strong>der</strong>n mit<br />

niedriger Arbeitslosigkeit könnten Einwan<strong>der</strong>er Beschäftigungslücken füllen<br />

und zur Finanzierung des Sozialsystems beitragen. <strong>Die</strong>sen Standpunkt vertreten<br />

insbeson<strong>der</strong>e Großbritannien und Irland, die Migranten nur wenige Hin<strong>der</strong>nisse<br />

in den Weg stellen.<br />

17 Ähnliche Befürchtungen bestanden, als in den Achtzigerjahren Spanien, Griechenland und Portugal<br />

<strong>der</strong> EU beitraten, doch blieb die Massenmigration nach <strong>der</strong>en Beitritt aus.

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