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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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356 S t e p H a n le i b f r i e d u n d He r b e r t ob i n g e r<br />

induzierte Neujustierung ihrer Rentenpolitik vorzunehmen (Schmähl 2004). 17<br />

Der »Dämpfung« von Kostensteigerungen im Gesundheitswesen könnte eine<br />

supranationale Festlegung von »Privatisierungskorridoren« in <strong>der</strong> Gesundheitspolitik<br />

Fasson geben, in <strong>der</strong> die Durchbrüche in <strong>der</strong> <strong>Die</strong>nstleistungsfreiheit und<br />

im Wettbewerbsrecht seit den Neunzigerjahren aufgegriffen und systematisiert<br />

würden. Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit hat sich seit den Neunzigerjahren<br />

ein Konsens über den nötigen arbeitsrechtlichen und arbeitsmarktpolitischen<br />

Maßnahmekorridor herausgebildet, <strong>der</strong> einige EU-Finanzströme auf sich gezogen<br />

hat, dem es aber bislang an einer rechtlichen Verhärtung fehlt.<br />

Allerdings ist auch Skepsis angesagt. <strong>Die</strong> OMK mag zwar Impulse für eine<br />

Angleichung <strong>der</strong> sozialen Sicherungssysteme setzen, sie ist aber keine geeignete<br />

Methode, um dem Auseinan<strong>der</strong>driften von positiver und negativer <strong>Integration</strong><br />

Einhalt zu gebieten. Zudem werden durch soft law keinerlei soziale Rechtsansprüche<br />

geschaffen und auch die Effektivität dieser Methode wird zunehmend<br />

kritisch bewertet (zuletzt Daly 2007; Schäfer 2006). Schließlich gilt es, sich eine<br />

Grundeinsicht <strong>der</strong> Vergleichenden <strong>Politische</strong>n <strong>Ökonomie</strong> in Erinnerung zu rufen<br />

(vgl. Einleitung in diesem Band): Politiken, die sich in einem Land als erfolgreich<br />

erwiesen haben, können in an<strong>der</strong>en institutionellen Kontexten eine<br />

gänzlich an<strong>der</strong>e Wirkung entfalten. Jens Alber (2006) hat mit vielen an<strong>der</strong>en<br />

darauf hingewiesen, dass sich in Europa mit Blick auf die wirtschaftliche Performanz<br />

mit dem liberalen und dem skandinavischen Sozialmodell zwei erfolgreiche<br />

Wege ausmachen lassen. Beide Wege korrespondieren aber mit höchst<br />

unterschiedlichen verteilungspolitischen Ergebnissen. <strong>Die</strong> Leitlinien und Ziele<br />

<strong>der</strong> OMK orientieren sich nun aber überwiegend am liberalen Modell, während<br />

<strong>der</strong> stärker staatszentrierte skandinavische Weg angesichts einer sehr liberalen<br />

<strong>europäischen</strong> Wirtschaftsverfassung als kaum beschreitbar gilt. Nachdem mit<br />

<strong>der</strong> Daseinsvorsorge <strong>der</strong> äußere Schutzwall des Wohlfahrtsstaates bereits geschliffen<br />

wurde, wurde mit <strong>der</strong> OMK also eine weitere Einflugschneise geschlagen,<br />

die <strong>der</strong> Kommission nun den Weg in den Kern des Sozialstaates ebnet, um<br />

dort marktkonforme, angebotsorientierte Reformen anzustoßen.<br />

17 Da die Auswege in den Mitgliedstaaten meist in einer Teilprivatisierung <strong>der</strong> Alterssicherung<br />

gesehen werden, etwa in Riester- und Rürup-Renten, bietet sich dies als ein günstiges Einfallstor<br />

für die EU an, die damit an sich nur den Weg in den Kern des Sozialstaates hinein fortsetzen<br />

würde, den sie schon seit Mitte <strong>der</strong> Achtzigerjahre in den Bereichen <strong>der</strong> »Daseinsvorsorge«<br />

mit nachhaltigem Erfolg eingeschlagen hat (vgl. Leibfried 2001; Schnei<strong>der</strong>/Tenbrücken 2004;<br />

Obinger/Zohlnhöfer 2007; Zohlnhöfer/Obinger 2005).

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