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Die Politische Ökonomie der europäischen Integration - MPIfG

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50 f r i t z w. Sc H a r p f<br />

<strong>der</strong> Europäischen Verteidigungsgemeinschaft, akzeptieren musste, dass <strong>Integration</strong>sfortschritte<br />

vorerst nur im ökonomischen Bereich zu erreichen waren,<br />

da begannen auch die Ziele <strong>der</strong> regionalen Wirtschaftsintegration die politische<br />

Tagesordnung zu dominieren und die weitere institutionelle Entwicklung zu bestimmen.<br />

Wenn man allein die wirtschaftliche Dimension berücksichtigt, führt die <strong>Integration</strong><br />

zur Vergrößerung <strong>der</strong> Märkte für Produkte und ermöglicht so den<br />

Herstellern die Nutzung von Größenkostenvorteilen. Zugleich erleiden weniger<br />

effiziente Hersteller Verluste, wenn die heimischen Märkte für ausländische<br />

Wettbewerber geöffnet werden. Dagegen profitieren Verbraucher regelmäßig<br />

von <strong>der</strong> effizienteren Produktion, dem intensiveren Wettbewerb und von den<br />

Wohlfahrtsgewinnen, welche die ökonomische Theorie <strong>der</strong> komparativen Vorteile<br />

dem Freihandel zuschreibt (Norrie et al. 1986: Kap. 16; Emerson et al.<br />

1988; Smith/Venables 1988; Bakhoven 1990). Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Wirtschaftstheorie<br />

ist <strong>Integration</strong> somit stets durch die Vorteile für Verbraucher gerechtfertigt.<br />

1 Aus politischer Sicht könnte dagegen die Bewertung weniger eindeutig<br />

ausfallen. Denn Einzelpersonen und Haushalte sind vom wirtschaftlichen Wandel<br />

nicht nur als Verbraucher, son<strong>der</strong>n auch als Produzenten betroffen. Wenn<br />

also die Konsumvorteile auf Kosten <strong>der</strong> Produzenten erreicht werden sollten, 2<br />

könnten diese durch sektorale und regionale Strukturkrisen und verschärften<br />

Wettbewerb mehr verlieren, als sie in ihrer Rolle als Verbraucher gewinnen. 3 <strong>Die</strong><br />

staatliche Politik jedenfalls muss auf beide Arten von Interessen reagieren, und<br />

überdies noch auf eine Vielzahl nicht ökonomischer Interessen.<br />

1.1 Stadien <strong>der</strong> ökonomischen <strong>Integration</strong><br />

<strong>Die</strong> Theorie <strong>der</strong> Wirtschaftspolitik unterscheidet zwischen »negativer« und »positiver«<br />

<strong>Integration</strong> (Tinbergen 1965). Beide Begriffe beziehen sich nicht auf<br />

wirtschaftliche Prozesse als solche, son<strong>der</strong>n bezeichnen unterschiedliche Dimensionen<br />

einer auf Erweiterung des Wirtschaftsraums über nationalstaatliche<br />

Grenzen hinaus gerichteten staatlichen Politik. Bei <strong>der</strong> negativen <strong>Integration</strong><br />

geht es um die Beseitigung von Zöllen, von quantitativen und qualitativen Be-<br />

1 Aus ökonomischer Sicht ist die regionale <strong>Integration</strong> natürlich nur eine zweitbeste Lösung. Das<br />

Ideal ist weltweiter Freihandel.<br />

2 Analytisch umfasst die Kategorie <strong>der</strong> Produzenten sowohl Kapitaleigner als auch Arbeitnehmer.<br />

Da aber die Mindestrendite von Kapitalinvestitionen durch die Exit-Optionen des Kapitalmarktes<br />

sichergestellt wird, wirkt sich <strong>der</strong> Druck auf die Produzenten hauptsächlich zulasten<br />

<strong>der</strong> Arbeitnehmer aus.<br />

3 <strong>Die</strong>ses Verhältnis ist nicht zwingend negativ, da Effizienzgewinne in <strong>der</strong> Produktion auch die<br />

Qualität des Arbeitslebens verbessern können.

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