Inhalt IPD_1.2007 - Kirchenmusik im Erzbistum Paderborn
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keit besitzt, sich nicht von den niedrigen<br />
Dingen in Bann schlagen zu lassen,<br />
sondern <strong>im</strong> Gegenteil Räume<br />
und Zeiten für die Ruhe öffnet und<br />
schützt, um sich den über den Alltag<br />
erhebenden Dingen zuwenden zu<br />
können. Solch ein freies Sich-Erheben<br />
vollzieht und erhält sich nicht von<br />
selbst, es muss geradezu von Kindheit<br />
an eingeübt werden: „Und so leuchtet<br />
denn ein, dass man auch für den<br />
würdigen Genuss der Muße erzogen<br />
werden und manches lernen muss,<br />
und dass diese Seite der Erziehung<br />
und des Unterrichts ihrer selbst wegen<br />
da ist, während das, was für die<br />
Arbeit gelernt wird, der Notdurft<br />
dient und Mittel zum Zwecke ist.“ 3<br />
Was ein solcher Gedanke für Auswirkungen<br />
auf die Bedeutung des Schutzes<br />
der Sonntagsruhe und der Erhaltung<br />
echter sonntäglicher Feier und<br />
Kultur beinhaltet – insbesondere auf<br />
dem Hintergrund der momentan in<br />
jedes Heiligtum einbrechenden „Allmacht“<br />
des Wirtschafts- und<br />
Konsumlebens – kann nur angedeutet<br />
werden.<br />
Aristoteles zögert jedenfalls nicht,<br />
Menschen, die sich nur von der Arbeit<br />
her definieren, „Banausen“ zu nennen.<br />
Und auch der aktuellen<br />
Bildungsdebatte täten diese Gedan-<br />
ken gut. Stattdessen wird nicht selten<br />
trotz aller alarmierenden Signale<br />
noch weiterhin an der musischen Bildung<br />
gekürzt – oder sie auf Weise der<br />
Banausen betrieben. 4 Umso kostbarer<br />
die Orte, wo echte Kultur gepflegt<br />
und gefördert wird!<br />
Unter allem, was zur Bildung des<br />
Menschen gehört, n<strong>im</strong>mt für Aristoteles<br />
die Musik eine Sonderstellung<br />
ein. Sie ist keinem Geschäft und keinem<br />
Zweck zugeordnet, sie ist nicht<br />
ihres Nutzens wegen da, sondern sie<br />
ist „für edle Geistesbefriedigung in<br />
der Muße best<strong>im</strong>mt“. Musik finden<br />
wir bei den alten Philosophen unter<br />
den Beschäftigungen, „die eines freien<br />
Mannes würdig sind.“ 5 In diesem<br />
Zusammenhang fällt bei Aristoteles<br />
der eingangs zitierte Satz: „Überall<br />
den Nutzen suchen, passt nicht für<br />
den Hochgemuten und Freien.“ 6<br />
3 A. a. O., 8ff<br />
4 Das soll kein Angriff auf die wertvollen Bemühungen<br />
der Pädagogen und Musiker sein, sondern die<br />
Umstände, unter denen nicht selten die Erziehungsarbeit<br />
durchgeführt werden muss, beleuchten,<br />
da diese ebenfalls nicht selten von solchen<br />
gesetzt werden, die nicht allzu viel Ahnung hiervon<br />
haben. Umso erfreulicher dort, wo es sich nicht so<br />
verhält!<br />
5 Aristoteles, Politik VIII, 3; 1338a, 21ff.<br />
6 A. a. O., 1338b, 2ff (hier zitiert nach Ratzinger, a. a.<br />
O., 98).<br />
3<br />
Im Blickpunkt